Alexandra Gruber
Selbsttest

„Ausnahmslos jeder Mensch ist hypnotisierbar“

Montag, 17. November 2014
Was ist Hypnose genau und was kann sie wirklich? dieZeitschrift hat es ausprobiert und bei Hypnotiseur Ramón Barría Mac Lennan nachgefragt.
Ramón Barría Mac Lennan
Katja Steinkellner
Ramón Barría Mac Lennan

Warum ist es so schwierig, von 300 rückwärts zu zählen? Gerade noch denke ich 275, dann fliegt die Zahl 266 vorbei. „Es ist egal, ob du richtig zählst,“ flüstert eine Stimme mit spanischem Akzent. Ramón Barría Mac Lennan ist Hypnotiseur und gerade dabei, mich auf eine Traumreise zu schicken. Er weist mich an, eine Treppe hinabzusteigen. „Bei jeder Zahl nimmst du eine Stufe,“ sagt er. Dann beordert er mich durch eine Tür, an einen Ort meiner Wahl. Besonders einfallsreich bin ich nicht. Ich entscheide mich für einen weißen Sandstrand. So schön, dass es richtig kitschig ist. Irgendwie bin ich jetzt dort. Und dann wieder doch nicht, liege einfach in einem kleinen Raum auf einer Matratze und atme tief. Mein Bauch fühlt sich irgendwie taub an, ab und zu spüre ich, wie meine Füße zucken.

Dieser weiße Strand ist nun mein Sicherheitsort. „Dort kannst du immer hingehen, wenn du willst,“ sagt Barría Mac Lennan. Dann führt er mich weiter durch Wälder und Blumenwiesen, vorbei an fließendem Wasser hin zu einer Libelle. Mit der darf ich jetzt eine Runde fliegen. Insgeheim habe ich mich statt der Libelle für einen Drachen entschieden. Avatar ist mein Lieblingsfilm.

Nach ein paar Minuten holt mich Barria Mac Lennan zurück. Erst als ich auf die Uhr schaue, bemerke ich, dass ich fast eine Dreiviertelstunde in meinem Fantasieland verbracht habe. „Das ist ganz normal. Während der Hypnose verliert man das Zeitgefühl komplett“, beruhigt mich der Fachmann. Ich fühle mich auf eine spezielle Art und Weise sehr entspannt. Dieses Gefühl ist mir nicht unbekannt, ich kenne es von diversen Meditations - und Yoga-Sessions.

Trance und Suggestion

Ramón Barría Mac Lennan, Hypnose; Trance
ZHI
Bei der Arbeit

Die meisten Menschen kennen Hypnose nur aus dem Fernsehen. Meistens verwandelt ein geheimnisvoll wirkender Magier mit stechendem Blick einen Freiwilligen vor einem staunendem Publikum in ein willenloses Wesen. Die Realität ist freilich viel unspektakulärer.

„Hypnose ist ein Werkzeug, mit deren Hilfe man einen Trancezustand erreicht. Anschließend behandelt oder trainiert man seinen Kunden mit Suggestionen,“ erklärt Barría Mac Lennan. „Ich kann Menschen durch die Hypnose bei vielen Dingen helfen oder unterstützen. Aber Therapeut bin ich keiner,“ betont er.

„Hypnose interessiert mich schon mein ganzes Leben“

Seine Ausbildung zum Hypnotiseur hat der gebürtige Chilene erst vor einem halben Jahr abgeschlossen, aber schon seit seiner Jugend beschäftigt sich der 52-jährige mit dieser und ähnlichen Methoden. Noch auf Feuerland lernte er Selbsthypnose, diverse asiatische Kampfsportarten und Yoga. Auch in Wien ließen ihn diese Techniken nicht los, obwohl er jahrzehntelang in einer völlig anderen Branche arbeitete. „Nach einer langen Zeit als EDV-Konsulent wollte ich meine Leidenschaft endlich zum Beruf machen. Das Thema Hypnose hat mich mein ganzes Leben lang interessiert und begleitet.“

„Der Kunde ist nicht willenlos“

Jeder Mensch, und zwar ausnahmslos, sei hypnotisierbar, erklärt er. „Bei manchen dauert es einfach länger als bei anderen.“ Angst vor Kontrollverlust brauche aber niemand haben. „Der Kunde ist ja nicht willenlos. Er kann jederzeit unterbrechen, wenn er sich nicht mehr wohl fühlt.“ Außerdem mache eigentlich sowieso der Hypnotisand die Arbeit. „Ich helfe einem anderen nur dabei, mithilfe seines eigenen Unterbewusstseins verschiedene Dinge zu verbessern oder zu heilen.“ Hypnose könne zum Beispiel das Immunsystem stärken, Konzentration und Leistung steigern, wirke präventiv bei Burn out oder helfe, das Gewicht zu reduzieren. „Es gibt aber auch die Hypnose, die ich mit dir gemacht habe. Die hilft für das allgemeine Wohlbefinden. Ansonsten ist die Liste der Themen sehr lang. Man könnte auch sagen, man nimmt die vorhandenen Ressourcen, um sein Leben in eine positive Richtung zu verändern, lädt quasi seine Batterien wieder auf.“

Das Unterbewusstsein braucht Zeit

Im Vergleich zu anderen Methoden seien bei der Hypnose meist nur zwei Sitzungen von etwa einer bis eineinhalb Stunden nötig. „Beim ersten Treffen bespreche ich mit meinem Kunden, an welchem Thema er arbeiten möchte. Dann beginne ich mit der Hypnose, meistens eine Traumreise. Dabei sehe ich, ob die Person leicht in Trance fällt oder mehr Zeit braucht. Bei der zweiten Sitzung beschäftigen wir uns dann sehr intensiv mit dem Thema, wegen dem die Person eigentlich zu mir gekommen ist.“ Mit nur zwei Sitzungen ist alles erledigt? Barria Mac Lennan nickt. „Hypnose wirkt sofort, doch der Prozess kann unter Umständen noch ein paar Tage dauern. Denn das Unterbewusstsein braucht Zeit, um die positiven Veränderungen zu manifestieren. Danach halten die Nachwirkungen ziemlich lange an.“ Was besonders wichtig wäre, sei das Vertrauen zwischen Hypnotiseur und Kunde. „Wenn jemand das Gefühl hat, dass die Chemie für ihn nicht stimmt, ist es besser, wenn er sich einen anderen Hypnotiseur sucht.“

Der 52-jährige versetzt sich auch selber in Trance. „Ich verwende die Selbsthypnose, um gut zu schlafen. Man kann sich aber auch für den kommenden Tagesablauf programmieren. Das funktioniert hervorragend.“ Er plane Workshops, um diese Fähigkeit Interessierten beizubringen.

Was die Nachwirkungen meiner Session betrifft: Ich fühle mich den restlichen Tag entspannt und ausgeglichen. Hoffentlich behält der Hypnotiseur recht und dieser Zustand hält noch lange an.

www.hypno-barria.com
hypno.sapomix.com/aktuelles

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