THE CONNECTION
Initiative

Sprungbrett für den ersten Job

Mittwoch, 16. Juli 2014
Der Wiener Verein THE CONNECTION unterstützt Jugendliche mit Migrationshintergrund bei den schwierigen ersten Schritten in die Arbeitswelt. Wer helfen will, kann Mentor werden.
THE CONNECTION
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Valerie Mühlenburg

„Ein Jugendlicher, der ganz alleine in Österreich ist, hat mit Unterstützung seiner Mentorin einen Lehrplatz als Automechaniker gefunden. Das hat uns riesig gefreut,“ erzählt Valerie Mühlenburg. Die junge Frau ist die Leiterin des Vereins THE CONNECTION, der sich für die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund einsetzt.

Das soziale Unternehmen unterhält ein Kaffeehaus in der Garnisongasse in Wien-Alsergrund, in dem Jugendliche ihre ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln können. Fünf werden pro Halbjahr geringfügig als Kellner angestellt. Das soll als erstes Sprungbrett für einen fixen Job dienen. „Sie lernen, gewisse Umgangsformen, mit ihrem ersten selbst verdienten Geld umzugehen, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen,“ sagt Mühlenburg.

Das Lokal ist hell und freundlich, es werden kleine Snacks und verschiedene Getränke angeboten. Der junge Bursche, der gerade hinter der Theke arbeitet, kann schon gut mit der Kaffeemaschine umgehen. Bei anderen Tätigkeiten braucht er noch Mühlenburgs Unterstützung. Immer wieder springt sie während dem Gespräch auf, um ihm zu helfen.

Drei Grundpfeiler

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Alexandra Gruber

Der Verein basiert grundsätzlich auf drei Grundpfeilern: Die Mitarbeit im Cafe, verschiedene Workshops wie Bewerbungstraining oder Deutschkurse und dem Mentorenprogramm. „Erwachsene können sich bei uns melden und ehrenamtlich einen Jugendlichen unterstützen. Die Anforderungen sind unterschiedlich. Manche Mentoren helfen bei der Arbeitssuche, andere bei Hausaufgaben oder beim Deutsch lernen.“

Mühlenburg hat THE CONNECTION vor drei Jahren zusammen mit ein paar Unterstützerinnen gegründet, das dazugehörige Kaffeehaus wurde vor zweieinhalb Jahren eröffnet. Durch das Lokal wäre es auch einfacher, mit den Jugendlichen nach Ablauf des Arbeitsverhältnisses oder der Kurse Kontakt zu halten. „Wenn sie gehen, sagen wir ihnen, dass wir auch weiterhin für sie da sind, falls sie Hilfe brauchen. Sie kommen einfach auf einen Kaffee vorbei und müssen sich keinen Termin ausmachen.“

Mehrere Preise

Jugendliche mit Migrationshintergrund hätten zu Hause meistens wenig oder gar keine Unterstützung, weiß Mühlenburg. „Ihre Eltern sprechen oft selber nicht Deutsch und haben in Österreich auch kein Netzwerk, um bei der Arbeitssuche zu helfen.“ Genau hier setzt das Mentorenprogramm oder auch Buddy-System an. Berufstätige Erwachsene organisieren für ihre Schützlinge Schnuppertage in Firmen oder helfen ihnen mit dem Lebenslauf „Letztes Jahr war zum Beispiel ein Mädchen hier, die Kinderärztin werden wollte. Ihr Mentor hat mit ihr Mathematik gelernt, damit sie die Aufnahme in ein Gymnasium schafft, und wir konnten für sie eine Schnupperwoche bei einer Kinderärztin organisieren.“

Der Verein finanziert sich durch Spenden und Sponsoren. THE CONNECTION hat auch schon mehrere Preise gewonnen, unter anderem den Social Impact Award 2011 und den Innovationspreis Ideen gegen Armut im Jahr 2012.

Mentoren gesucht

Factbox

THE CONNECTION

Garnisongasse 11
1090 Wien

Mo - Do: 09:00 - 19:00 Uhr
Fr: bis 15:00 Uhr

Falls Sie Mentor werden wollen, melden Sie sich unter: mentor.theconnection[at]gmail.com

theconnection.at

Trotz aller Erfolge funktioniert nicht immer alles reibungslos. „Uns ist es egal, ob jemand die Schule abgebrochen hat oder schlecht Deutsch spricht. Aber die Jugendlichen müssen arbeiten wollen. Manche sind unmotiviert und unpünktlich,“ erzählt Mühlenberg. Zwei Jugendliche hätten den Job im Kaffeehaus vorzeitig abgebrochen, auch die Disziplin bei den Workshops sei nicht immer vorhanden. „Wenn einer keine Lust hat, muss er nicht kommen. Aber ich sage ihnen auch: ‚Wenn du nicht kommst, verpasst du was. Das hier ist eine Chance für dich, nutze sie, oder auch nicht.‘“

Außerdem sei das Verhältnis Jugendliche-Mentoren nicht ausgelichen. „Es gibt Jugendliche, die noch einen Buddy suchen. Wir könnten noch mehr ehrenamtliche Erwachsene brauchen.“

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