Sicher man könnte sich von der komplizierten Bandgeschichte oder dem zungenbrechenden Bigbandnamen holstuonarmusigbigbandclub abhalten lassen, die neue CD zu hören - sollte man aber nicht. Denn die Platte „Crazy Live“ ist ein crazy fantastic Album. Nach dem Motto „Genre gibt es keines“ spielen die sechs Vorarlberger Musiker alles: von ironischen Anspielungen auf Bierzeltlaunigkeit über die vorarlbergerischer Sicht auf Kurt Weill, funkigen Liebeserklärungen an James Brown, Neuinterpretationen von Italo-Schnulzen, „psychologischem Reggae“ bis hin zu „Aerobic-Musikstücken“. Sie verändern alte und machen neue Songs mit Gitarren, Akkordeons, Saxophonen, Tubas und Tenorhörnern.
Sie spielen dem Kaiser einen Marsch, dissen nebenbei den „Volks-Rock'n Roller“ Andreas Gabalier und zeigen dabei ihr komödiantisches Talent. Sie warnen ihr Publikum, dass manche Lieder viele Wörter haben, von denen die allermeisten keines verstehen werden – wie schon bei ihrem Hit „Vo Mello bis ge Schoppornou“. Trotzdem wähnt man sich nach dem zweiten Hören schon ziemlich textsicher, denn liebenswerterweise bieten die Vorarlberger für Restösterreich auch Übersetzungen an.
Es ist kompliziert
Die Bandgeschichte ist kompliziert. Also: Stefan der u.a. Tuba und Posaune spielt ist der Bruder von Johannes, der u.a. Posaune, Bassflügelhorn und Tambourin spielt, Bartholomäus Natter, der Tuba spielt, ist ihr Cousin. Andreas Broger (Klarinetten, Flöten, Trompete) hat mit Stefan in einer WG gewohnt und hat mit Bartholomäus die Schulbank gedrückt. Gemeinsam haben sie mit Ossi Weber (Gesang, Gitarren) in einer Funkkapelle gespielt. Stefan Hörtnagl (Saxofon, diatonische Harmonika) und Ossi traten mit einer Tiroler Coverband auf. Alle gemeinsam spielen sie jetzt in der „kleinsten Bigband der Welt“, dem holstuonarmusigbigbandclub, kurz hmbc. Gespielt wird eben, was Spaß macht, vom Landler bis zur Soulballade. Selbst komponiert oder leidenschaftlich gecovert. Gesungen wird auf hoch- und mitteldeutsch, im vorarlbergerischen Dialekt und auf englisch, spanisch und italienisch. Der musikalische Anarchismus wird nur durch das hervorragende Können der sechs im Zaum gehalten.
Die Musikanten halten nichts von Schubladen und Zuschreibungen: „Einschränkungen machen keinen Sinn. Eine Selbstdefinition würde die Erwartungshaltung der Fans erhöhen und wir müssten uns einschränken.“Sie verstehen sich als „Tanzlmusi“, Boygroup, Jazzensemble, Funkband, Oberkrainerpartie und Blasorchester. Crazy.