© Es Wird Besser Österreich, 2014.
LGBT

Explizit Positiv

Freitag, 27. Juni 2014
Der Verein ES WIRD BESSER ÖSTERREICH will lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und intersexuellen Jugendlichen Mut machen und startet ein Jahr nach der Gründung mit neuem Team, neuen Kampagnen und einer Videobotschaft von Conchita Wurst.
Das Team, Es Wird Besser Österreich, 2014
Georgia Sever, ES WIRD BESSER
Neues Team

„Klar ist es einfacher, mit Bildern von blutüberströmten Menschen in die Medien zu kommen,“ sagt Hikmet Kayahan. Er ist der neue Obmann des Vereins ES WIRD BESSER ÖSTERREICH, einer Initiative, die lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und intersexuellen (LGBTI) Teenagern Mut machen will. „Unser Projekt hat eine explizit positive Botschaft. Es geht darum, zu sagen: ‚Du bist nicht allein.‘“

ES WIRD BESSER ÖSTERREICH versucht seit August 2013 mit positiven Videobotschaften LGBTI-Jugendlichen Hoffnung zu geben, weil viele von ihnen Opfer von Gewalt und Schikanen werden. Untersuchungen zeigen, dass der Anteil der selbstmordgefährdeten Jugendlichen unter den homo- und bisexuellen Teenagern um ein vielfaches höher ist als bei Gleichaltrigen heterosexuellen.

„Wir sind beim Thema Homosexualität immer so fokussiert auf den urbanen Bereich und auf schillernde Events wie die Regenbogenparade oder den Life Ball,“ erklärt Kayahan. „Der größte Teil der LGBTI-Jugendlichen entwickelt sich aber im Verborgenen.“ Genau jenen, so der Kommunikationstrainer, soll vermittelt werden, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gebe.

Promis sollen für das Projekt gewonnen werden

Hikmet KayahanHi
Georgia Sever, ES WIRD BESSER
H. Kayahan

Auf der Webseite von ES WIRD BESSER wurden seit dem bald einjährigen Bestehen um die hundert Videobotschaften hochgeladen. Homosexuelle sprechen in den Kurzfilmen über ihr Coming out, Heteros erklären, warum sie kein Problem damit haben, mit Schwulen oder Lesben befreundet zu sein, Eltern wollen ihr Kind nach dem Outing unterstützen. Auch Prominente sollen für das Projekt gewonnen werden. Ein paar sind dem Ruf schon gefolgt, zum Beispiel Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek oder Österreichs derzeit größtes Aushängeschild für Toleranz, Songcontest-Siegerin Conchita Wurst.

Die Idee stammt ursprünglich aus den USA. IT GETS BETTER wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen, nachdem sich die Selbstmorde von schwulen Teenagern in den Staaten gehäuft hatten. Das Projekt wuchs rasch, auch US-Präsident Barack sendete eine Videobotschaft. Die Initiative wurde mittlerweile in 18 anderen Ländern übernommen, Vor einem Jahr wurde sie von den beiden Politikern Feri Thierry und Marco Schreuder nach Österreich geholt. Jetzt zogen sie sich als Initiatioren zurück und übergaben ES WIRD BESSER an ein fünfköpfiges Team, darunter eben Hikmet Kayahan. Alle arbeiten ehrenamtlich, finanziert wird das Projekt durch Spenden.

„Wir mischen uns nicht ins politische Tagesgeschäft ein“

Es gibt mehrere Möglichkeiten, ES WIRD BESSER zu unterstützen. Wer möchte, kann selbst ein Video drehen und es der Initiative schicken. Wem es an technischem Knowhow oder Equipment fehlt, kann zu einem der öffentlichen Videodrehs kommen. In Wien ist der nächste Termin der 5. Juli (Details siehe Factbox), im Herbst will das ES WIRD BESSER-Team mit der Kamera durch die Hauptstädte der Bundesländer touren. „Auch finanzielle Unterstützung ist möglich,“ sagt Kayahan. Dabei freue man sich auch über ganz kleine Beträge. „Wir finanzieren uns nicht über Steuergelder,“ betont er. Was ihm noch besonders wichtig ist: „Wir mischen uns nicht ins politische Tagesgeschäft ein. Wir wollen auch nicht auf die Diskriminierer zeigen. Unser Fokus ist einzig und alleine positiv.“

„Die paar Schwuchtel-Mails gab es schon“

Factbox

Am Samstag, dem 5. Juli 2014, hat die Initiative ES WIRD BESSER ÖSTERREICH einen Videodreh organisiert und möchten jeden einladen, auch eine Videobotschaft beizusteuern. Sie müssen sich nur ein Statement überlegen, den Rest macht die Initiative. Ein professionelles Kamerateam dreht mit, auch die Nacharbeit und das Hochladen des Videos wird übernommen.
Beispiele, wie ein ES WIRD BESSER-Video aussehen kann, finden Sie hier: eswirdbesser.at/videos
Der Dreh findet am Samstag, 5. Juli 2014, zwischen 12 und 18 Uhr, in der Brunnenpassage, Brunnengasse 71/Yppenplatz, 1160 Wien, statt. Wenn Sie kommen wollen, schicken Sie bitte eine kurze Mail an info@eswirdbesser.at mit dem Betreff „Videodreh“.

eswirdbesser.at
www.facebook.com/events

Über die Frage, ob Österreich seit Conchitas Sieg toleranter geworden wäre, muss er kurz nachdenken. „Ja und nein. Jetzt sagt auch die heterosexuelle Oma laut, dass Conichta cool ist. Aber die war ja schon vorher nicht homophob. Gleichzeitig zeigt sich aber auch die hässliche Fratze, zum Beispiel die Morddrohungen via Social Media. Conchita Wurst hat das Beste und das Schlechteste in den Menschen gleichermaßen sichtbarer gemacht.“ Trotzdem, unter dem Strich ist für ihn die Entwicklung eher positiv. „Auch konservative Medien schreiben jetzt: ‚Wir sind Songcontest.‘ Das löst schon was aus bei den Lesern.“

Und die negativen Reaktionen auf sein Projekt? „Die paar obligatorischen Schwuchtel-Mails gab es schon. Aber es hielt sich in Grenzen. Wir wollen selbstmordgefährdeten Jugendlichen helfen, da tut sich selbst der abgebrühteste Schwulen-Hasser schwer, uns anzugreifen.“ Und außerdem, so ergänzt er, müsse man schon die Dimensionen bedenken. „Wir sind ja derzeit nur ein kleines Projekt.“ Jetzt grinst er ein bisschen. „Und Conchita ist die Queen of Europe.“

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