„Ein Wunder, dass am Naschmarkt bisher noch nicht mehr literarisches Blut geflossen ist“, schreibt Herausgeberin und Autorin Edith Kneifl im Vorwort der neuen Krimianthologie des Falter-Verlages. 13 Autorinnen und Autorinnen verlegen die kriminellen Machenschaften ihrer Protagonisten diesmal nach Wien-Mariahilf. Doch zwischen Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Suppengrün und Curry wird nicht nur gemordet, sondern auch reichlich gestohlen und gesoffen.
Gerhard Loibelsberger verlegt den Fall, den sein Oberinspektor Nechyba diesmal zu lösen hat, in die kargen Zeiten des Kriegswinters 1916 – in dem der Sauerkraut-Tandler um seinen gemauerten Stand kommt, weil der Herr Marktamtsleiter schon so lange keinen guten Speck mehr gegessen hat…
Fleisch im Biomüll
Bei Lisa Lerchers Titel „Mit Ablaufdatum“ wird bald die Doppelbödigkeit klar, die sich dahinter verbirgt. Findet doch das „Karottenballett“ (Mitarbeiter der Abfallwirtschaft) in der Bioabfallaufbereitungsanlage nicht nur pflanzliche, sondern auch allzu menschliche Überreste…
Unter dem Titel „Meine liebsten Naschmarkt-Kriminellen“ lässt Manfred Wieninger fünf Originale mit unterschiedlichem kriminellen Potenzial auffahren: Den „Sammler“ beispielsweise, der in seiner Jugend Wiens Schrebergartensiedlungen um eine Schar von Gartenzwergen erleichtert – um später am Naschmarkt seinen eigenen „Spezialstand“ zu eröffnen. Oder die „Seherin“, mit „Begabung für das Jenseitige“, die schon nach der ersten Flasche das „zweite Gesicht“ hat.
Und ob Rosen-Roserl, Krautgartlerin, Naschmarkt-Rigoletto oder rote Gräfin: Die Protagonisten des „Multi-Kulti-Schmelztiegels“ sind so vielfältig wie der Naschmarkt selber. Und allein das macht einen Lokalaugenschein am „Tatort Naschmarkt“ zum Vergnügen...
Tatort Naschmarkt – 13 Kriminalgeschichten aus Wien
herausgegeben von Edith Kneifl
Erschienen im Falter Verlag, 2015. Gebunden, 272 Seiten.
Preis: € 22,90
www.falter.at