Seine ersten Autos zeichnete er schon mit drei Jahren: „Das Atelier meines Vaters war mein Kinderzimmer“, sagt Henk Holsheimer (41). Während A. J. Holsheimer, Industriedesigner bei Ford und Opel, zuhause mit Kreide oder Acryl Oldtimer auf Papier brachte, saß sein Sohn daneben und machte es ihm nach. „Ich bin nahe Frankfurt in einem Gebiet mit Familien aufgewachsen, die alle bei Opel arbeiteten“, erzählt Henk Holsheimer.
Zuhause stapelten sich Autobücher, -zeitschriften und –prospekte, die Familie fuhr auf Autoevents und einschlägige Fachmessen, und auch in der Schule war das Thema sehr präsent: „Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich und meine Schulkameraden und Freunde nicht über Autos gesprochen hätten“, so der gebürtige Holländer.
Dass er nicht nur das Interesse, sondern auch das Talent seines Vaters geerbt hat, zeigte sich schon bald. Ein Buch mit Kohlezeichnungen von Carlo Demand, der in den 1930er bis 50er Jahren für diverse Zeitungen Illustrationen von Autorennen fertigte, war schließlich der erste Schritt zu Holsheimers unverwechselbarem Stil. Mit 17 versuchte sich Henk Holsheimer ebenfalls in Kohle, sein Vater nahm ein paar dieser Zeichnungen auf seinen Messestand mit: Die Werke gingen weg wie warme Semmeln. „Für mich war das ein Schlüsselmoment und eine Riesenmotivation, mich mehr mit diesem Stil auseinanderzusetzen“, sagt Henk Holsheimer heute.
Ausgehend von der historischen Kohle-Illustration verpasste der Wahlmünchner im Laufe der Jahre seinen großformatigen Zeichnungen seine ganz eigene Handschrift: So zeichnen sich seine Werke –meist Sportwagen bzw. Oldtimer aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – durch eine ungewöhnliche Dynamik und Tiefe aus.
Technik, die keine Fehler verzeiht
„Kohle auf Papier ist eine schnelle Technik. Die meisten Zeichnungen entstehen innerhalb weniger Stunden. Und die Technik verzeiht keine Fehler: Ich muss das ganze Bild vorher ganz klar im Kopf haben. Denn Ausradieren oder Übermalen ist hier keine Option“, so Holsheimer.
An die 200 Auto-Originale hat der Niederländer in den vergangenen Jahren geschaffen. Sie hängen in den Büros von Autofirmen ebenso wie in Wohnzimmern privater Autoliebhaber und Sammler auf der ganzen Welt. So manch ein Oldtimer-Fan ließ sich bei ihm auch schon das eigene Auto „porträtieren“.
Nach einem Studium in Industriedesign und 14 Jahren als Designer bei Lego hat sich Holsheimer im Vorjahr als Künstler und Consultant in München selbstständig gemacht. „Das gibt mir die Möglichkeit, zwei meiner größten Leidenschaften, die Kunst und Autos, miteinander zu verbinden“, so der 41-Jährige. An den frühen Modellen, etwa von Saoutchik, Delahaye, Bugatti oder dem italienischen Karosserienbauer Pininfarina fasziniert Holsheimer vor allem, dass das Design „schon im Stehen schlichte Eleganz und Schnelligkeit ausdrückt.“
Selbst ist der Niederländer übrigens auf acht Rädern unterwegs: Er fährt einen Volvo 240 („perfekt, um auf der Ladefläche meine Bilder zu transportieren“) und einen Mercedes 560SE Baujahr 1989 („die seltenste Version der S-Klasse, die gebaut wurde“). Ein Traumauto gibt es auch: „ Den Ferrari 250 GT.“ Um den zu kaufen fehlt ihm zwar das nötige Kleingeld – doch er kann sich zumindest einen zeichnen…
Homepage: www.holsheimer.de
Blog: Seine Leidenschaft für die Ästhetik von Autodesign und dessen wechselvolle Beziehung zu Kunst und Medien teil Henk Holsheimer auf seinem Blog henkshood.com