Sie stellen den Wert der Jagd nach Prestige, Macht und Reichtum in Frage. Sie haben keinen Bock, in das Hamsterrad ihrer Eltern zu steigen und immer dieselben Runden zu drehen. Das ist eines der Ergebnisse der Recherchen von Ursula Kosser über die Generation, die zwischen 1980 und 1995 geboren wurde. Die deutsche Journalistin kommt in ihrem Buch „Ohne uns. Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken“ zu dem Schluss: Sie haben kein Interesse an Emanzipation und Karriere. Sie wollen ihr Leben nicht verplanen.
Y wird im Englischen ausgesprochen wie „why“. *Diese Generation fragt stetig und nervend „Warum?“ ...Warum eigentlich sollen Volkswirtschaften immer weiter wachsen? Wofür soll ich mich im Job genauso kaputt machen wie mein Vater? Wieso hat mein Chef immer recht? Warum können Familie und Beruf nicht miteinander vereinbart werden? Bin ich tatsächlich glücklicher, wenn ich nach oben strebe?
Job über alles gilt nicht mehr
Kosser selbst wurde 1958 geboren und ist das, was eine Karrierefrau nennt. Jahrelang arbeitete sie als politische Redakteurin für den Spiegel, derzeit ist sie Chefin vom Dienst bei RTL und n-tv in München. Sie ist Vorgesetzte von einigen dieser Ypsilons, und Mutter einer 18-jährigen Tochter. Kosser musste feststellen, dass diese jungen Leute ein komplett anderes Wertesystem haben als sie selbst und ihre Gleichaltrigen. Die Elterngeneration der Ypsilons strebt Erfolg im Job und Wohlstand an. Wenn es hingegen für die Generation Y nicht passt, dann helfen keine hohen Gehälter, dann zieht sie einfach weiter. Ein glücksoptimiertes, austariertes Leben muss möglich sein. Sonst läuft nichts
Job über alles, so Kosser, gilt nicht mehr. Sie zitiert die Ergebnisse einer Umfrage: Nur ein Prozent nannten viel Geld verdienen als oberstes Ziel. Der Job stimmt, wenn er gute Entwicklungschancen verspricht und trotzdem nicht zu große Einbußen der privaten Lebensplanung erfordert. Die Journalistin berichtet von einem jungen Mann, der vor Kurzem seinen beruflich erfolgreichen Vater fragte: „Soll ich mich kaputt machen? Was habe ich davon? Ich will keinen Herzinfarkt mit 50 wie du.“
Plan für Work-Life-Balance
Kosser wundert sich zunächst. Darüber, dass ihre Tochter nichts mit dem Begriff „Emanzipation“ anfangen kann. Und es irritiert, *wenn diese jungen Menschen Anfang zwanzig über das Austarieren ihres Glücks nachdenken und sich einen Plan für ihre ganz persönliche Work-Life-Balance für den Rest ihres Lebens bereitlegen.“
Im Laufe ihrer Recherchen wird ihr klar: Sie wollen leben – nicht kämpfen! Und entdeckt im Zuge von Interviews mit älteren Semestern, dass auch die mittlerweile die Werte ihrer Kinder mehr in ihr Leben einfließen lassen und immer öfters den Rückzug dem nächsten Karrieresprung vorziehen. Gemeinsam wollen sie nur eines: Nichts, was kaputt macht.
Ohne uns. Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken.
190 Seiten, Hardcover, EUR 19,99. Erschienen im Dumont Verlag, Köln.