Wenn Karl Melber einen Termin in der Innenstadt oder im Nachbarbezirk ausmacht, muss er sich nach dem Busplan richten. Die Intervalle des Busses 52B liegen bei bis zu 80 Minuten. Seit 2004 versucht der Obmann der Kordonsiedlung, die Wiener Linien zu einer Frequenzerhöhung zu bewegen. „Vor allem für Kinder und Berufstätige ist es schlimm wenn sie den Bus um 7.24 Uhr morgens verpassen“, sagt der Pensionist. Der nächste Bus fährt erst 31 Minuten später. Zwischen 9.30 und 12.30 Uhr hält der Bus überhaupt nur im Stundentakt an der Haltestelle.
„Das ist besonders schwierig für ältere Menschen, die oft kein Auto haben“, sagt Melber. In der Siedlung gibt es weder einen Supermarkt noch einen Wirt. Alle Bewohner müssen zum Einkaufen nach Hütteldorf oder Ottakring fahren.
7.24, 13.34, 17.24
Sabine Witasek ist schon abgehärtet. Sie wohnt in der Kordonsiedlung und arbeitet im 1. Bezirk. Wenn sie nach Büroschluss den Bus um 19.15 Uhr versäumt, muss sie eine Stunde auf den nächsten warten. Ähnlich ergeht es ihr, wenn sie ihre Tochter von der Volksschule abholt und den Mittagsbus verpasst. Dann hat sie zwei Möglichkeiten: Um 12 Euro mit dem Taxi nach Hause zu fahren, oder eine Stunde auf den Bus zu warten. Sie hofft, dass sich die Situation verbessert, sonst müssten sie sich ein zweites Auto zulegen. Denn ihr Mann kommt mit den Öffis nicht zu seinem Arbeitsplatz im 13. Bezirk.
Bis 2008 gab es keine öffentliche Verkehrsanbindung an den Nachbarbezirk Ottakring. Dann erkämpfte die Initiative, dass der Bus zumindest dreimal täglich nach Ottakring fährt. „Die Situation hat sich durch die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung noch weiter verschärft. Viel mehr Leute wären nun bereit mit dem Bus zu fahren. Aber mit nur drei Fahrmöglichkeiten am Tag (7.24, 13.34, 17.24 Uhr) ist das völlig unmöglich“, sagt Melber. Deshalb fahren viele Bewohner mit dem Auto und es entsteht ein Teufelskreis. „Den die Wahl des Verkehrsmittels hängt vom Angebot ab“, sagt Melber und glaubt, dass mehr Menschen die Öffis nützen, wenn sie nur fahren würden.
Zweischneidiges Schwert
Für Daniel Amann von den Wiener Linien ist es ein zweischneidiges Schwert. „Wir können Fahrpläne nicht nach Vermutungen erstellen, sondern müssen unsere jahrelangen Beobachtungen mit einbeziehen. Die Planung ist so ausgelegt, das sie den aktuellen Bedarf und ökonomische Grundlagen berücksichtigen,“ sagt er. Die Wiener Linien analysieren laufend Auslastungen und Rückmeldungen über den Kundendienst, um Verbesserungen im öffentlichen Verkehr zu schaffen. Für ihn sind fehlende Kundenbeschwerden ein wichtiges Indiz, dass der momentane Fahrplan ausreichend ist. Im letzten halben Jahr hat sich aber kaum jemand über die Buslinie 52B beklagt.
Das sieht die Bezirksvorsteherin von Penzing anders. Andrea Kalchbrenner unterstützt die Initiative. „Wir hoffen, gemeinsam eine Intervallverdichtung erwirken zu können“, sagt sie, „im Januar wird in der Bezirksvertretungssitzung ein Allparteienantrag eingebracht und an die Wiener Linien übergeben.“