Was sich liebt, das neckt sich. So lässt sich die Beziehung von Kabarettist Clemens Haipl zu seiner Heimatstadt wohl am besten beschreiben. In seinem neuesten Werk Fifty Shades of Wien beschreibt er die Donaumetropole und ihre Bewohner wie schon im Vorgängerbuch Der Wiener takes it all wieder mit viel Augenzwinkern.
Wien ist die lebenswerteste Stadt der Welt. Zumindest in Wien. Und die Welthauptstadt der Musik ist Wien sowieso. Haipl kann das belegen: Der erste Mann von Discoqueen Donna Summer war ein waschechter Wiener, also ist der König der Disco auch ein Wiener. Eh klar, oder? Gegen so viel Logik kommt man nicht an.
Rüge von Bürgermeister Zilk
Fraglich ist hingegen, wer in der Stadt der Kaffeehausliteraten einen Starbucks braucht. Und warum in aller Welt hängen im Hard Rock Cafe in der Innenstadt ein Anzug der Wiener Sängerknaben und eine Lederhose von Andreas Gabalier? Manches gehöre halt doch nach Los Angeles oder London, findet der Autor.
Weihnachten in Wien geht Haipl ziemlich auf die Nerven, das Riesenrad macht ihm sogar Angst. Knarrende Holzkisten, die an Schrauben hängen. Was zu Wien gehört wie die Melange und der Fiaker, ist ein forscher Bürgermeister im Rathaus. Haipl erinnert sich daran, wie er einst den legendären Helmut Zilk kennenlernte und von dem mächtigen Mann ob seiner schlechten Körperhaltung gerügt wurde.
Für die besten Geschichten ist aber der Volksmund verantwortlich. Ob im Beisl oder bei der Physiotherapie, Haipl hört seinen Landsleuten ganz genau zu. Darum weiß er auch, dass die Biskuitrollade vom Demel nix heißt oder man es in der Trafik net gar so gnädig haben soll.
Wien für Fortgeschrittene, unterhaltsam und kurzweilig!
Clemens Haipl: Fifty Shades of Wien. Metroverlag Wien, Februar 2015
Preis: 19,90 €, 160 Seiten
www.metroverlag.at