Franz Joseph Machatschek erhielt 2010 einen anonymen Brief. Der Inhalt überraschte ihn: Es war ein höflich formulierter Mordauftrag: „Ich bitte Sie bei aller Diskretion um sorgfältige und schmerzlose Entledigung meiner mir seit 25 Jahren treu ergebenen und permanent palawarten Oidn. Ich kann sie nicht mehr hören. Bring sie um damit i mei Ruh hab“. Ein Scheck war beigelegt. Der Maurermeister Machatschek fand das gar nicht lustig und wunderte sich über diesen Brief. Doch dann erinnerte er sich.
Einige Tage zuvor hatte der Maurermeister Machatschek den Familienbetrieb zusperren müssen. „Ich möchte sagen, i war immer a guater Handwerker, es ist nur das Geschäftliche mit dem Maurerbetrieb, das mir net so liegt“, sagt er.
Mit dem letzten verbliebenen Firmenkapital lud er zum Abschiedsfest des Maurerbetriebes, bei Bier und Schnaps sang er seinen Gästen ein Lied vor. Es ging um einen Auftragskiller, der Ehefrauen von lästigen Gatten und Gatten von sierigen G'spusis “befreit” und in Estrich einlegt. Offensichtlich verbreitete sich der Liedinhalt sehr schnell. Weil Machatschek den oben erwähnte Brief erhalten hatte und sein Telefon pausenlos läutete, E-Mails seine Inbox verstopften und der Postkasten überging.
„Liederaturanten“
Diese G'schicht erzählt der Maurermeister in der Bar Trara in Simmering. Kurz darauf sagen zwei Stammgäste zu ihm: „Hearst Machatschek, dein origineller Fall hat uns inspiriert, und wir haben a G'schich't g'schrieben, über dich!“
Über diese Geschiche entstand wenig später sein erstes Buch: „Der Machatschek, ein Mann, eine Gitarre, eine Tragödie – Leichenschmaus“. Da ein Lied der Ursprung der verhängnisvollen Verwechslungstragödie ist, liegt auch eine CD dabei. Ein Gesamtwerk, sozusagen.
DieZeitschrift traf den vermeintlichen Auftragskiller das erste Mal als „Liederaturanten“ mit seiner Gitarre im Cafe Drechsler. Er trägt auch in der Nacht Sonnenbrillen, weil seine Augen wegen einer chronischen Erkrankungen überempfindlich sind, „aber nix ernstes“.
Mittlerweile hat der Machatschek bereits sein zweites Werk in der Tasche: „Gott und die Welt“. Darin erzählt er, was dem Maurermeister-Musikanten im Vatikan passiert, wie er sich unabsichtlich mit dem lieben Gott anlegt und warum der Stephansdom aus Wien verschwindet. In den Liedern zum Buch singt er auf der CD über die Leiden des Petersdom in Rom, von den Problemen der Straßenköter in Wien und vom Engerl am Verteilerkreis.
Professioneller Kübler
Einen Schlagzeuger hat der Machatschek auch. Der heißt Franz Löchinger. „Er ist mir über den Weg g´rennt: 'Hearst was machst', hob i g'sogt.. Sagt er „Schlagzeug spielen“, sag i „ich brauch eh wen mit an Taktgefühl, an ganzen Schlagzeuger kann ich mir nicht leisten, willst du nicht bei mir am Kübel drauf hauen? Er hat gesagt, „ja geht si aus, seither ist er nicht mehr Schlagzeuger, sondern professioneller Kübler, der beste der ganzen Welt.“ Das bewies er auch bei der Präsentation der neuen CD im Cafe Ritter in der Ottakringerstraße.
Spontanhormonentleerungen
Factbox
Auf W24 stellt Machatschek wochentags täglich um ca. 18.30 Uhr ein Adweantslied vor.
7.12. - 19:00: Büchersegler, Lendkai 31, Graz (mit Franz Löchinger)
1.12. - 19.30: Gasthaus Stern, Braunhubergasse 6, Wien 11 (mit Franz Löchinger)
Bücher und CDs gibt es auf www.adweantskalender.at
www.dermachatschek.at zu kaufen.
Um die höllische Adventszeit zu überleben brauchte Machatschek etwas Neues - und er war wahnsinnig genug das zu tun: Er hat für jeden Wiener Gemeindebezirk ein Adweantlied, sozusagen einen liederaturischen Adventskalender geschrieben. Weil der Musikant weiß, warum der Nikolo in Mariahilf zum Alkoholiker wird, der Teufel aus Margareten ausziehen will, wie der Hittlzwerg in Neubau zu Geld kommt, wer in Favoriten den Mörderpunsch verkauft, was ein angezündeter Rentierschas in Penzing anrichtet und wie Herr Nals und Frau Nals zu Spontanhormonentleerungen stehen.
Gut, dass der Machatschek mit seinem Maurerbetrieb pleite gemacht hat.
(Bitte beachten Sie, dass Machatschek Musikant und kein Auftragskiller ist. Es war nur eine unglückliche Verwechslung.)