Sup-Touren am Gardasee
Sup-Touren am Gardasee, by Marliese Mendel
SUP-Touren

Gardasee

Samstag, 11. August 2018
Stand-up-Paddel-Touren: diesmal am Gardasee, samt Seeungeheuer, Weltrekordversuch und 50 Winden.

Paddeln am Gardasee ist eine Herausforderung. Fast 50 verschiedene Winde blasen aus allen Richtungen, oft ganz plötzlich mit bis zu 20 Metern pro Sekunde und machen aus dem ruhigen See ein Wellenlabyrinth. Wind-APPs sind mehr Zierde am Handydisplay als verlässliche Vorhersager. Bleibt nur der Blick auf den See, in den Himmel und ein Plausch mit Erik und Elenore im Eviva Sport Lakeshop. Die beiden supen, kitesurfen und paragliden und sind somit Windexpert_in.

Generell gilt für den Gardasee, je mehr Surfer_innen und Segelboote unterwegs sind, umso härter wird der Paddeltag. Sozusagen als Nebenherausforderung kommen noch Motorboote und die Fähren zwischen Malcesine und Limone dazu. Sie verkehren beinahe minütlich und Bugwellen klatschen gegen Windwellen, was zu manch ungewollter Abkühlungen im See führt.

Der Pelèr weht zwischen zwei Uhr morgens und Mittags von Norden nach Süden, so stark, dass er die Kämme der Wellen bricht. Die Ora löst den Wellenknacker gegen zwölf Uhr ab und bläst von Süden nach Norden, fällt aber manchmal aus oder hält sich vor allem nicht an Uhrzeiten. Dann gibt es noch den Ponal, der bringt schlechtes Wetter, die Vinessa, die von der Bora in Triest ausgelöst wird und bis zu vier Tage ununterbrochen bläst. Dazu kommen noch plötzliche Schwankungen im See, Gezeiten genannt die Sesse. Alles gut für Kitesurfer_innen, Windsurfer_innen und Segler_innen, jedoch abenteuerlich für Stand-up-Paddler_innen. Aber wir mögen Abenteuer, sonst hätten wir nichts von einem (angeblichen) Seeungeheuer gehört, keinen Weltrekordversuch gestartet und wären auch nicht fast abgesoffen.

Seeungeheuer oder Ast?

Schon der ZDF hat gefragt, gibt es ein Monster im Gardasee?

Das Mitglied der Vereinigung CICAP die paranormale und pseudowissenschaftliche Phänomene widerlegt und Forschungstaucher Angelo Modina findet nicht nur versunkene Flugzeuge, sondern auch etwas „dass seinen Atem stocken lässt.“ Ein mysteriöses Gebilde, ein schlangenartiges, acht Meter langes Wesen. Dazu die üblichen verschwommenen Bilder und Zeitungsartikel voller Konjunktive. Gefunden hat er es nicht.

Berichte über Seeungeheuer gibt es bereits im 16. Jahrhundert, ein Taucher soll fast vor „Schreck gestorben sein“ als er vor der Isola di Garda ein „maßlos große Ungeheuer“ gesehen haben will. Malcesine soll nach der Seejungfrau Melsioine benannt worden sein, wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Dorfname „stark befestigter Ort“ bedeutet. Ein 40 Zentimeter langes kurioses Seemonster: Kopf einer Katze, Rückmähne und spitzer Schwanz - soll in einer Glaskugel vom Dach der Kirche Santa Maria die Campiglio gehangen sein. 1897 soll in Campiglio ein Drachen-Ei ausgestellt worden sein. Im Jahr 1965 sorgte ein zehn Meter langes „Krokodilmonster“ bei Garda für Aufregung, 1990 wollen zwei Studenten bei Lazise von einem Monsterwels angegriffen worden sein. Zu all den Ungeheuergeschichten gesellen sich noch rund ein Dutzend Ufosichtungen und die Legende um den Fisch Carpione – einer Forellenart, die nur am Gardasee vorkommt. Sie handelt vom Gott Saturn, der diebische goldgierige Fischer in Fische verwandelte, sie dazu verdammte am Seegrund nach Gold zu suchen. Den Fisch gibt es wirklich, aber statt Gold wird im See nur Munition und Bomben geborgen. Auf der Isola del Trimelone war 1954 ein Munitionslager explodiert und seither ist die Insel Sperrgebiet.

Ist das Seeungeheuer ein Ast? Oder doch ein Stör. Der bis 100 Jahre alt werden kann und der längste Süßwasserfisch der Welt ist. Allerdings gilt er seit den 1960er Jahren in Italien als ausgestorben.

Torbole Nago bis Navene

In Torbole versperren Windsurfer_innen die Aussicht auf den südlichen Teil des Sees. Sie fliegen nicht über den See, sondern stehen. Es weht kein Wind, kein Pelèr. Der See ist spiegelglatt, samtig, grün. Entlang von steilen Berghängen, in den Fels gegrabenen Straßen und ohne jegliche Anlegemöglichkeiten paddeln wir die zehn Kilometer bis Navene. Kein Motorboote, keine Fähren schlagen Wellen. Kein böiger Pelèr im Rücken, keine launenhafte Ora im Gesicht. Das ändert sich am frühen Nachmittag bei Navene. Plötzlich wehen Winde aus allen Richtungen, peitschen den See. Wir legen an, schlagen das Angebot für 60 Euro Kitesurfen zu lernen aus und fahren mit dem Bus zurück nach Malcesine.

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