Die italienische Wirtschaftstageszeitung „Il Sole 24“ wählt jährlich aus 157 Gemeinden nach 47 Kriterien wie Bildung, Lebensqualität, Umweltschutz und Sicherheit die „glücklichste Kleingemeinde Italiens“ aus. Zweimal hintereinander hat Bruneck in Südtirol die Wahl gewonnen. Transparente Bürokratie, aktiver Umweltschutz wie Fernwärme und Citybus und Möglichkeiten zur Bildung sind als Kriterien angeführt. Auch wenn Bruneck bei Gesundheit nur auf Platz elf, bei persönlichen Aktivitäten wie Kino- und Restaurantbesuche nur auf Platz 13 liegt, hat die Stadt im Bereich Umweltschutz und Pro-Kopf-Einkommen Platz eins belegt.
Was macht Bruneck zu einer glücklichen Kleinstadt?
Die übertellergroßen Pizzen mit knusprigen Rand, hauchdünnen Boden und traditionellem Belag im Restaurant Goldener Löwe? Der wohltemperierte Syrah, das Craft-Beer und Cocktails im Weinkeller? Ein Absacker im neu eröffneten Capuziner? Hausgemachte Limonaden und Kuchen bei der Gänseliesl? Ja, wahrscheinlich. Redakteur_innen von dieZeitschrift.at haben sich umgesehen.
Kronplatz & Mountain Museum „Corones“
Züge fahren in fünf Minuten vom Bahnhof Bruneck Nord direkt zur Talstation Percha. Im Wintern ziehen am frühen Morgen Tourengänger_innen Felle über die Schi und steigen entlang der beschneiten Pisten bis zum Gipfel: dem Kronplatz hinauf, direkt in den Sonnenaufgang hinein. Sie fahren bereits ab, als die ersten Schifahrer_innen sich an den insgesamt vier Talstationen anstellen um die 185 Pistenkilometer mit mehr als 40 Liften zu erkunden. Im Sommer dient die Bergstation am 2.275 hohen Kronplatz als Ausgangspunkt für unzählige Wanderungen. Die Restaurants bieten nicht nur kernige Südtiroler Kost sondern auch großartige Aussichten auf die umliegenden Gipfel, in die Täler und kleine Dörfer.
Das sechste Messner Mountain Museum „Corones“ am Gipfelplateau – eröffnet im Juli 2015 – ist wahrscheinlich weltweit das einzige Museum, das man mit Schi- oder Wanderschuhen besuchen kann. Wie ein an der Bergkuppe gelandetes dreifrontiges UFO thront es am Gipfel. Die Architektin Zaha Hadid ließ den Felsen aushöhlen, unterirdische Ausstellungsräume bauen, die sich zu Balkonen öffnen und somit zu großartigen Aussichten auf die Dolomitengipfel. Die Museumsmacher_innen zeigen auf schiefen Wänden großflächige Berggemälde, in schrägen Vitrinen die weltgrößte Kletterhakensammlung von 1880 bis heute und auch einen Gipsfuß: Er hatte den Schlüssel zum Schlosstor vergessen, kletterte über die Mauer, rutschte an einem nassen Stein aus und stürzte drei Meter in die Tiefe: Diagnose: multipler offener Bruch. In kleinen Höhlen stehen Buddhastatuen und auch Stoffaffen.
Schloss Bruneck
Im ehemaligen Sommersitz der Fürstbischöfe, dem Schloss Bruneck, dass auch seit seiner Erbauung im 13. Jahrhundert als Kaserne, Gerichtsgefängnis und Schule genutzt wurde, ist seit 2011 das Messner Mountain Museum Ripa (tibetisch: Bergmensch). Das Museum in den mittelalterlichen Gemäuern zeigt den Alltag von Bergbewohner_innen, Lebenswelten von 25 Bergvölkern wie den Sherpa, Walser, Mongolen, Turkmenen, Beduinen und Hunza. Der Museumsgründer und Bergsteiger Reinhold Messner hat zehn Jahre seines Lebens mit Bergvölkern verbracht und neben Alltagsgegenständen auch ganze Behausungen von seinen Reisen mitgebracht.
Einhundert Stufen führen zum Bergfried hinauf. Der Aufstieg lohnt sich: eine herrliche Aussicht eröffnet sich.
Heldenfriedhof
Nur wenige Schritte vom Schloss Bruneck entfernt liegt der Heldenfriedhof. Während des Ersten Weltkrieges wurden die verletzten Soldaten von der Dolomitenfront in die Brunecker Militärspitäler gebracht. Die Verstorbenen wurden anfangs am städtischen Friedhof begraben, ab 1915 auf dem Waldfriedhof. Seit 1921 kümmert sich ein Damenkomitee um die Pflege der Gräber. Hier ruhen Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee, Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg und russische und serbische Kriegsgefangene. Katholische und orthodoxe Christen, Muslime und Juden.
Stadtore & Ursulinengarten
Stadttore
Vier Stadtore sind erhalten geblieben. Das Ursulinentor trägt verschiedene Wappen, das Florianitor führte einst zu den Futterhäusern der Bauern, das Rienztor führte einst zur Zollscheibe und auch zur Strada d'Alemagna, die von Augsburg bis nach Venedig verlief und das Ragentor verbindet die Altstadt mit Oberragen. Darauf ist der Stadtgründer Bischof Bruno zu sehen.
Ursulinengarten
Im Stadtzentrum liegt der Ursulinengarten. Inmitten der lebendigen Stadt blühen Rosen und gedeihen Tomaten und Zucchini.
Stadtmuseum
In den ehemaligen Postställen eröffnete der Museumsverein Bruneck 1995 das Stadtmuseum. Bestände aus der Sammlung des 1844 verstorbenen Chronisten Paul Tschurtschenthaler und aus dem ehemaligen Heimatmuseum, wie Flügelaltare, Waffen, Münzen und volkskundliche Raritäten werden ausgestellt. Jedes Jahr organisieren die Betreiber_innen zusätzlich sieben Ausstellungen.
Speck Museum
Im Keller des Verkaufslokals von „Titos Speck“ befindet sich ein kleines Museum: Schinken, Speck und Salami hängen von den mittelalterlichen Gewölben, alte Gerätschaften und Behältnisse.
Kapuziner-Wastl
Während des italienischen Faschismus (1922 – 1943) wurde das Denkmal 1938 für die Alpini-Division „Val Pusteria“ errichtet, die im Kolonialkrieg Italiens gegen Abessinien gekämpft hatte. Der sechs Meter große Alpino blickte in Richtung Staatsgrenze. Er war das Symbol für die Annexion Südtirols durch Italien nach dem Ersten Weltkrieg und Zeichen für die Zwangsitalianisierung der deutschen und ladinischen Minderheiten ab 1922. Als im September 1943 die Nationalsozialisten die Stadt besetzten, rissen die Brunecker_innen den Soldat vom Sockel.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde wieder ein „Wastl“ errichtet: diesmal ohne Waffe und vier Meter hoch. 1951 wurde das Denkmal eingeweiht. Zwischen 1956 und 1966 beschädigten Aktivist_innen für das Selbstbestimmungsrecht Südtirols das Denkmal mehrmals, 1966 zerstörten sie es vollkommen. Doch schon 1968 stand der Alpini wieder an seinem Platz: diesmal als Gedenkzeichen für die im Krieg und bei zivilen Einsätzen umgekommene Alpini. Elf Jahre später wurde das Stadtbild in die Luft gesprengt und 1980 nur mehr die Büste auf einen Sockel gestellt. Heute soll es an die Alpini erinnern, die an internationalen Friedensmissionen teilgenommen haben und im Zivilschutz tätig sind.
Reinbachfälle & Rainkirche
Rainkirche
Um die 1340 gestiftete Kirche ranken sich viele Geschichten. So sollte die Glocke verkauft werden und als sie schon verladen war, sei ein Zettel vom Himmel gefallen. Die heilige Katharina – der die Kirche geweiht ist - selbst soll gefordert haben, dass die Glocke im Turm bleibt. Sie blieb und läutet heute noch jeden Tag um zwölf Uhr. 1724 brannte die Kirche ab, nach dem Wiederaufbau bekam der Turm eine Zwiebelhaube. Darunter wohnte bis 1972 der Brunecker Nachtwächter. Gleich neben der Kirche ist im Sommer das Lokal „Gänseliesl“. Bei hausgemachter Limonade und feinen Kuchen lässt es sich entspannt über die Stadt schauen.
Reinbachfälle
Einen gemütlichen Fahrradausflug von Bruneck entfernt sind bei Sand in Taufers die Reinbachfälle. Drei bis zu 50 Meter hohe Wasserfälle ergießen sich in der engen Tobel-Schlucht.
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