Hans Landauer zog mit 16 Jahren in den spanischen Bürgerkrieg. Er war schon davor politisch aktiv. Nachdem die Austrofaschisten die Sozialdemokratische und die Kommunistische Partei verboten hatten, schmuggelte er in Österreich illegale Zeitungen aus Brünn über die Grenze ins Burgenland. Er las auch über den Staatsstreich in Spanien und beschloss mit drei Freunden dorthin zu reisen. Er wollte für die Spanische Republik und gegen den Faschisten Francisco Franco kämpfen.
Losungswort
Im Juni 1937 fuhr er nach Paris. Er ging in das Cafe Cruison und sagte zum Kellner: „Monsieur Max et un cafe au lait, s'il vous plait.“ Das war das Losungswort, um Herrn Max, den Mann, der ihn nach Spanien schmuggeln würde, zu treffen. Herr Max nahm Landauers Pass und sagte: „Hearst bist deppart? Wir schicken doch keine Kinder in den Krieg.“ Landauer gelang es, Herrn Max mit leichter Erpressung – er wusste nicht, was er der österreichischen Gendarmerie erzählen würde – zu überzeugen, ihn nach Spanien zu einzuschleusen.
Dort kämpfte Landauer, wurde verwundet, erkrankte an Typhus, meldete sich erneut zum Dienst. Doch im Februar 1939 war der Kampf verloren. Er ging nach Frankreich, wurde verhaftet, nach Wien überstellt und schließlich im KZ Dachau interniert. Sechs Jahre, zwei Monate und zwanzig Tage war er insgesamt eingesperrt.
Nach Kriegsende wurde er Polizist und ab 1983 baute er ehrenamtlich das umfangreiches Archiv der österreichischen Spanienkämpfer im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes auf.
Tal der Gefallenen
Der Autor Peter Liszt traf den 91jährigen Hans Landauer in Oberwaltersdorf: „Er öffnete mir die Tür, stützte sich auf seinen Gehstock. Man merkte schon, dass es ihm schwer fiel zu gehen und vor allem zu hören.“ Liszt war von dem alten Mann beeindruckt. Davon, dass er niemals aufgab für seine Ideale: Gerechtigkeit und Demokratie, einzutreten.
Liszt beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema „Internationale Solidarität“. 2012 gestaltete er eine Wanderausstellung über den Spanischen Bürgerkrieg für Schulen und schließlich erhielten er und Sterniczky eine Förderung von der Stiftung SWARZ. Sie flogen nach Spanien und begaben sich auf Spurensuche. Eine Woche lang besuchten sie ehemalige Lager der internationalen Brigadisten, Krankenhäuser, Internierungslager und das Grab Francos in Valle de los Caidos (Tal der Gefallenen). „Es ist ein abartig riesiges Areal. In der überdimensional großen Kirche werden an Francos Grab immer noch Messen gelesen“, erzählt Liszt.
Das ehemalige Lager der internationalen Brigaden in Albacete ist jetzt ein Luftwaffenstützpunkt der NATO. Keine Gedenktafel, kein Denkmal erinnert an die internationalen Kämpfer. „Es gibt kaum Spuren vom spanischen Bürgerkrieg. In Barcelona sieht man an einem Haus noch Einschusslöcher und in Benicasim hängen zwischen den teuren Villen ein paar Gedenktafeln“.
„Immer für Gerechtigkeit kämpfen“
Gert Hoffmann sprach mit Liszt und Sterniczky in seiner kleinen Wohnung in Markt Pisting. Der ehemalige Spanienkämpfer trug immer noch einen Button der Kommunisten. Er war ihnen treu geblieben. Der 96jährige Mann erzählte den beiden Autoren seine Lebensgeschichte: von seinen Kämpfen im Spanischen Bürgerkrieg, von der Ermordung seiner Familie in Konzentrationslagern, von seiner Gefangenschaft in französischen Lagern, seiner Flucht und schließlich von seiner Reise nach Nicaragua, um die Sandinisten zu unterstützen. Er gab seinen Lebensstandpunkt „Immer für Gerechtigkeit kämpfen“ niemals auf.
Hoffmann sah, wie der spanische Bürgerkrieg verloren und Nicaragua den Bach runter ging. Er hat nur Rückschläge erlebt, aber er hatte immer die Hoffnung – den innerlichen Wunsch – dass es die internationale Solidarität doch gibt. Gert Hoffmann starb im Juli 2014.
Internationale Solidarität
Factbox
Peter Liszt, Aaron Sterniczky
"Herrn Max und einen Milchkaffee, bitte!"
Erinnerungen an den Spanischen Bürgerkrieg
Edition lex liszt12
117 Seiten, 18.00 Euro
„Es war sehr emotional, zwei meiner beiden Jugendhelden zu treffen. Ich stehe auf alte Kommunisten“, sagt Liszt, „zwei liebenswerte Männer, für die es ganz selbstverständlich war sich für Gerechtigkeit und eine bessere Welt einzusetzen und dafür ihr Leben aufs Spiel zu setzen.“
Peter Liszt und Aaron Sternicky ist ein lebendiges Buch gelungen.