Mitte August übersiedelten AsylwerberInnen aus Traiskirchen in die Hadikkaserne im steirischen Fehring. Einige Tage später stand die E-Learning-Spezialistin Daniela Wolf im Postamt hinter einer Gruppe von Syrern, die versuchten, internetfähige Datenkarten für ihre Handys zu kaufen. Wolf half, trotzdem funktionierte die Karte nicht. Also fuhr sie mit den Asylwerbern ins benachbarte Feldbach, um die richtige Karte zu kaufen – und merkte, dass die Menschen verschiedenste Fragen zu alltäglichen Dingen hattten: „Während der Fahrt fragten sie sie alles mögliche, vom Eintrittspreis des Schwimmbades bis hin zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Das war ein Schlüsselerlebnis, das mich auf die Idee brachte, Welcoming Tours zu organisieren.“
Welcomers
Seit Ende August können sich Welcomers auf Wolfs Webseite anmelden, um Flüchtlingen ihre Stadt oder ihr Dorf zu zeigen, mit ihnen zu plaudern, sie zu sich zum Essen einzuladen: Sie willkommen zu heißen. Vom anfänglichen Plan bei den Welcoming Tours, Flüchtlingen Sehenswürdigkeiten und kulturelle Stätten zu zeigen, ging Wolf bald ab. „Bei meinen ersten drei Touren wurde mir klar, dass es viel mehr um den Spracherwerb geht, um praktische Dinge, um den Alltag zu meistern und vor allem dem kulturellen Austausch."
Willkommensspaziergänge
Bei den Spaziergängen erzählen die Asylanten von ihrer Flucht – wie sie sich mit Bussen, Zügen und Booten nach Griechenland durchkämpften und dann, oft zu Fuß, bis nach Österreich gingen. „Sie wollen aber auch wissen, wie wir Österreicher ticken, was unsere Tabus sind, wo man welche Artikel kaufen kann.“ erzählt Wolf. „Oft sprechen wir die Gleichberechtigung von Frauen, darüber, wie religiös die ÖsterreicherInnen sind, wie es mit Alkoholkonsum aussieht und vor allem über Bildung.“
Meist bleibt es nicht bei einem Spaziergang. Es werden Freundschaften geschlossen und man trifft sich immer wieder. Dann auch, um den Stephansdom zu besichtigen oder gemeinsam zu kochen. Mittlerweile finden wöchentlich fünf Willkommensspaziergänge in ganz Österreich statt. Doch es melden sich nicht nur AsylantInnen, sondern auch MigrantInnen an, die schon länger in Österreich leben, aber noch kaum Kontakt zu ÖsterreicherInnen hatten.
„Ich will etwas nachhaltiges schaffen,“ sagt sie, „Spenden sind enorm wichtig, aber mir geht es um jene Leute, die in Österreich bleiben. Ich möchte, dass Einheimische und AsylwerberInnen sich persönlich kennenlernen.“