Drei Tage lang versammeln sich Verleger_innen, Buchhändler_innen und Aktivist_innen zu einer außergewöhnlichen Buchmesse – der KriLit. Vor neun Jahren organisierte die Gewerkschafterin Isabelle Ourny und ihr Kollegen Marcus Strohmeier die Erste im ÖGB-Hauptgebäude. Nach zwei Jahren übersiedelte die Messe in die Brunnenpassage. Seither lädt das Labor Alltagslabor unter Leitung der Kulturarbeiterin Ulli Fuchs jährlich zur Veranstaltung. Ihr Ziel ist es, frei nach dem Lebensmotto der kommunistischen Architektin und Widerstandskämpferin Margarete Schütte-Lihotzky, die Welt in einem besseren Zustand zu hinterlassen, als sie vorgefunden wurde.
Verlage
Auf der KriLit treffen feministische Buchhandlungen und unkonventionelle Verlage mit ungewöhnlichen Büchern auf „denkende und aktivistische“ Leser_innen (Zitat Ulli Fuchs). Der Historiker Georg Fingerlos sitzt gemeinsam mit dem Comiczeichner Thomas Fatzinek hinter dem Büchertisch des Verlages Bahoe Books. Auf dem Tisch liegen unter anderem die vier Bücher Fatzineks – politische Comicbücher. „Als die Nacht begann“ handelt von den Februarkämpfen 1934 aus der Sicht eines jungen Arbeiters, in die „Die Stärkeren“ zeichnet Fatzinek die Geschichte des Widerstandskämpfers, Kommunisten und KZ-Häftling Hermann Langbein nach und in „Schwere Zeiten“ den Lebensweg der jüdischen Schauspielerin und Schriftstellerin Lili Grün. Sein viertes Buch „Die Schönheit der Verweigerung“ erzählt in minimalistischen Zeichnungen die Geschichte der Widerstandskämpfer_innen im Salzkammergut.
Sarah Legler und Jorghi Poll vom Verlag Edition Atelier sitzen hinter Büchern mit einem ganz anderen Schwerpunkt, nämlich auf österreichische Gegenwartsliteratur. Die Beiden arbeiten „ganz nah mit den Autor_innen“ und haben seit 2013 eine Vielzahl von erstaunlichen Büchern auf den Markt gebracht: von verhängnisvollen Museumsbesuchen (Hanno Millesi, Die vier Weltteile) über die Suche nach der Formel, die die Welt retten soll (Alfred Bratt, Die Welt ohne Hunger) bis hin zu phantastischen Krimis (Thomas Ballhausen, Lob der Brandstifterin).
Mousie
Eingezwängt zwischen zwei Gebäuden lesen Autor_innen, spielen Bands und führen Gruppen Theaterstücke auf. Die Schauspielerin und ehemalige Abgeordnete im Europäischen Parlament Mercedes Echerer liest etwa aus dem Buch „Mousie Longtail“ der 100jährigen Autorin Elsie Slonim. Es geht um eine Maus, die versucht die Welt zu verbessern und dabei erstaunliches erlebt.
Die Biographie von Elsie Slonim ist im Verlagshaus Hernals erschienen. Deren Chefin, Elisabeth Schmidt, gibt Comics über den „Wiener Struwelpeter“ oder „Max und Moritz auf Wienerisch“ genauso heraus wie Zeitzeug_innenberichte und Krimis.
Die drei Tage sind jedes Jahr eine erlebenswerte Veranstaltung, die in den Köpfen der Leser_innen zwar keine Weltrevolutionen entstehen lassen, aber „a bisserl was schaff ma immer“, sagt Ulli Fuchs.