Im Moment, in dem das sechs Grad kalte Wasser über meinem Helm zusammenschlägt, ich Teil eines rasant fließenden Wildwasserflusses bin, ist es mir egal, dass das Gesäuse als Österreichs Amazonas gilt, das Wasser glasklar ist, Canyons hochragen und Vögel in den Bäumen singen. Eigentlich sollte ich am SUP-Board stehen, die Salza hinunter paddeln und nicht hinuntertreiben.
Die Schwimmweste hebt meinen Körper wieder nach oben, die Lungen ringen nach Luft, der Neoprenanzug schützt mich vor Erfrierungen – das Wasser hat sechs Grad. Verzweifelt halte ich mich am SUP-Board und am Paddel fest. Mein Gehirn erinnert sich an die Instruktionen des Guides. Körper horizontal aufs Wasser legen, an den Boardrand greifen, ein Bein auf das Board ziehen, das Zweite nachholen und schon ist man wieder auf dem Brett. Theoretisch. Wäre da nicht die Panikattacke und die Stromschnellen. Der Guide ist mir nach gepaddelt, er gibt mir Anweisungen und schließlich lande ich in einem ruhigen Kehrwasser. Alles ist wieder gut. Bis zum nächsten unfreiwilligen Bad im Fluss.
Kajak-Obama
Der Guide ist Bernard Ochaya, in der Wildwasserszene Kajak-Obama genannt. Sein Slogan ist „Yes we kajak, raft and sup“. Wildwasser ist seine Leidenschaft. Er ist schon seit seiner Kindheit auf Wildwasser unterwegs, zuerst im Kajak, dann im Raftingboot, jetzt auch am Stand-up-Paddle-Board.
Im Jahr 2005 machte er sich selbstständig. Er bietet Kajak- und Raftingtouren sowie SUP-Riverworkshops an. Bernard organisiert Sicherheitstrainings und bildet auch weltweit Kajak-, SUP- und Raftlehrer_innen aus.
Auge des Todes
Die Panikattacke ist verfolgen und von nun an befolge ich Bernards Anweisungen religiös vorausschauend zu fahren, wiederhole die Flusszeichensprache im Kopf und stehe wieder auf, tauche das Paddel ins Wasser. Weiter gehts. Vorbei an der Kläfferquelle, an Stränden, durch Canyons, über kleine und große Stromschnellen, über Wellen, die Schaumkronen tragen und auf kleinen sanften Seen vor Klausen. Auf stehenden Wellen üben wir surfen, wie man die Strömung liest und bei großen Felsen das Abbiegen ins Kehrwasser oder wie man sich rein treiben lassen kann, wenn man mal wieder ins Wasser gefallen ist.
Die Salza ist einer der naturbelassensten Flüsse Europas, ein Anziehungspunkt für Wassersportler_innen aus der ganzen Welt. Auf 88 Kilometern, von Mariazell bis zur Mündung in die Enns, wird gepaddelt. In Kanus, in Kajaks, in Free-Style-Kajaks, auf Stand-up-Paddle-Boards und in Raftingbooten. Der Ort Wildalpen ist eines der Zentren entlang der Salza.
Der Campingplatz Wildalpen liegt direkt am Fluss, ist der perfekte Ausgangspunkt für Touren und ein guter Ort um Wassersportler_innen zu beobachten. Wie sie über eine der schwierigsten Stellen im Fluss, die Campingplatzwalze, auch Auge des Todes genannt, paddeln. Eine Trainingsstrecke für Profis und auch für internationale Raftingveranstaltungen und die Wildalpen-Riverchallenge, einem Stand-up-Paddle- und Kajakbewerb, der heuer am 31. August 2019 stattfindet.
Bernard ist überzeugt, dass die Zukunft des Stand-up-paddelns auf Flüssen und Meeren ist und nicht am Flachwasser. Er könnte Recht haben.
Kurse bei riversliders.at
To do in Wildalpen und Umgebung
HochQuellenWasser-Museum
Wasserlochklamm Palfau