Peter M. Mayr
Performance

Good Night, Vienna

Freitag, 20. Juni 2014
Es war wahrscheinlich die ungewöhnlichste Jobausschreibung des Jahres. Das Theater „brut“ suchte und fand für die Documentary-Theaterproduktion „Good Night, Vienna“ Menschen, die in Wien Unheimliches und Magisches erlebt haben. Ab dem 24. Juni 2014 führen Schamanen, Hellseher, Geisterjäger und Wahrsager das Publikum an mystische Orte in Wien.

Die Dramaturgin Rosemarie Poiarkov fürchtet sich ein bisschen vor dem kommenden Dienstag. Nicht wegen der Premiere, sondern weil sie sich nicht sicher ist, ob sie an Übersinnliches und Geister glaubt. „Jene sechs Menschen, die in Wien auch „andere“ Welten kennen und die Vienna Ghosthunters sind sehr überzeugend.“

Auch der künstlerische Leiter Oleg Soulimenko ist von der Existenz unsichtbarer Mitbewohner in Wien noch nicht wirklich überzeugt. Er will die Theaterbesucher nicht von den übernatürlichen Fähigkeiten der Darsteller überzeugen, sondern aufzeigen, dass es alternative Zugangsweisen zum unbekannten, geheimnisvollen und verborgenen Wien gibt.

Feen, Elfen, Wasserwesen

Diese Facetten der Stadt kennt Silhoee Gnugesser nur zu gut. Sie ist hellsichtig und weiß um die Engelswelten, die historischen Schichten und die dunklen Ebenen der Stadt. Im Kahlenbergdorf erlebte sie „wie in einem Film“ die Türkenbelagerung 1683. Soldaten kämpften und Tote lagen am Schlachtfeld. Sie zeigte den verlorenen Seelen den Weg ins Licht.

Gnugesser erzählt unaufgeregt von ihren Erlebnissen. Von Feen, Elfen, Wasserwesen, die ihr begegnen, und dem steinernen „Löwen von Aspern“, dem sie mit einem Feng-Shui-Zeichen Freude schenkte. Für sie sind diese Wahrnehmungsebenen normal und erklärbar.

Anders erging es dem in Moskau aufgewachsenen Oleg Soulimenko bei seinen ersten Besuchen in Wien. Anfangs passierte viel Unerklärliches. Seine Fahrräder verschwanden mehrmals wie von Geisterhand aus dem Wohnhaus. Es waren keine dunklen Mächte, sondern die Nachbarn, die seine Fahrräder „wegzauberten“. Er hatte sie am falschen Platz angekettet.

Yoga verboten

Good Night Vienna, Mystisches, Wien, Geheimnisvoll, Unheimlich
Alexandra Gruber

Das Erlebnis war sozusagen seine Einführung in die Funktionsweisen der Wiener Seelen. Soulimenko empfand die Wiener anfangs als Jammerer und Grantler, aber mit vielen versteckten Energien. Er entdeckte kaum Spirituelles. „Ich fragte mich, glauben die Wiener an etwas?“ Schließlich kommt er aus einem Land voller Spiritualität.

Seit Glasnost war Yoga in Russland wieder erlaubt, durfte der Glaube wieder offen gelebt werden. Plötzlich gab es überall Séancen, Kirchenvertreter aus aller Welt reisten mit ihren Religionen im Gepäck an, und im Fernsehen hypnotisierte Anatoli Michailowitsch Kaschpirowski die Zuseher. „Die Leute nahmen das sehr ernst. Noch heute sind die Tageszeitungen voller Anzeigen von Geistheilern, Wahrsagern und Hellsehern“.

Ghosthunters, Schamanisten und Hellseher

Nur in der österreichischen Hauptstadt wollte sich das Spirituelle nicht so leicht finden lassen. „Wenn man es jedoch sucht, dann findet man es,“ sagt Soulimenko. Er und Poiarkov fanden den Core-Schamanisten, Fotografen und Kurator Dr. Andreas Hirsch. Er heilt Menschen seit zehn Jahren von psychischen und physischen Problemen.

Die Vienna Ghosthunters suchen in Österreich und Deutschland nach paranormalen Ereignissen. Allerdings sind 98 Prozent der vermeintlich unerklärlichen Fälle auf ganz normale Dinge wie pfeifende Rohre, undichte Türen und alte Stromleitungen zurückzuführen. Doch zwei Prozent der übernatürlichen Ereignisse können auch die Ghosthunters nicht erklären.

Der Wirtschaftsstudent Helios Manjedix kann die Zukunft anhand von kleinen Objekten, Handlinien und Tarotkarten sehr genau vorhersagen. So weiß Soulimenko jetzt schon, dass sein Sommerurlaub kein großer Erfolg wird.

Factbox

Von 24. bis 28. Juni 2014, jeweils 18.00 und 20.30 Uhr
Treffpunkt: brut im Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien
Tickets: 01 587 05 04
Begrenzte Teilnehmerzahl

Ob er daran glaubt, weiß er selber nicht, doch er traut den Leuten, mit denen er arbeitet. Die außergewöhnlichen Performer werden im Laufe des Abends den Zusehern ihre speziellen Fähigkeiten demonstrieren und anbieten. Es wird ein Abenteuer der „anderen Art“ an mystischen Orten in der Wiener Innenstadt.

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