In der Krongasse im fünften Wiener Gemeindebezirk hat der Verein HINTERLAND, der Events und Ausstellungen organisiert, vor dreieinhalb Jahren den ersten Krongarten ins Leben gerufen. Auf einer Fläche, die eineinhalb Parkplätzen entspricht, entsteht seither jedes Jahr in der warmen Jahreszeit ein bepflanzter Garten, der öffentlich genutzt werden darf. Das Projekt bekam bereits mehrere Auszeichnungen, unter anderem den City Farmer AWARD 2012. Eine der Initiatorinnen, Gudrun Wallenböck, erzählt im Interview unter anderem vom bürokratischen Hürdenlauf und Problemen mit den Anrainern.
Wie ist der Krongarten entstanden?
Wir wollten einen Platz vor der Tür haben, der öffentlich konsumfrei genutzt werden kann. Im Prinzip ist es ein erweiterter Ausstellungsraum. Vor dreieinhalb Jahren haben wir den Krongarten das erste mal gemacht. Ich bin damals zu zig Magistratsabteilungen gegangen und habe mit vielen Abteilungen diskutiert und versucht einenhalb Parkplätze mieten zu dürfen.
Worum geht es bei diesem Projekt genau?
Es geht um die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum. Normalerweise würden hier eineinhalb Autos stehen. Stattdessen wird hier kommuniziert, oder Kinder spielen.
„Nutzen kann den Krongarten jeder“
Wieviele Leute sind bei diesem Projekt beteiligt?
Nutzen kann den Krongarten jeder, der will. Das Organisatorische macht der Verein HINTERLAND. Heuer besteht der Krongarten aus einer künstlerischen Skulptur, die ein iranischer und ein irakischer Künstler gemacht haben. Nachdem sich unser Verein auf die Schwerpunkte Nahost und Iran fokussiert hat, haben wir alles mit Minze bepflanzt: eine Annäherung zum Thema Orient.
Müssen Sie den Krongarten jedes Jahr neu beantragen?
Ja. Allein dieses Jahr waren neun Magistratsbeamte hier. Dafür muss man jedes mal zahlen.
Wieviele Kosten entstehen Ihnen dadurch?
Das ist jedes Jahr anderes. Es hängt von den Quadratmetern ab, für wieviele Monate wir ihn beantragen Bis jetzt, also Ende Juli, haben wir in etwa 300 € bezahlt, aber da kommen wahrscheinlich noch mehr Rechnungen.
Sie haben mit dem Krongarten schon mehrere Preise gewonnen?
Ja, wir haben 2012 den City Farmer Award bekommen, 2013 den ELLA der Stadt Wien. Es ist eine schöne Anerkennung der Stadt. Wichtig sind vor allem aber die hunderten internationalen Presseberichte und Publikationen, in denen wir mit diesem Projekt vertreten sind.
„Eine What-do-do-Liste habe ich nicht“
Wie oft wollen Sie den Krongarten noch machen?
Eigentlich wollten wir ihn schon heuer nicht mehr machen: Es ist ein ungeheurer Aufwand, kostet viel Geld und noch mehr Nerven. Aber im Endeffekt hat unsere Begeisterung über einen schönen Fleck öffentlichen Raum vor der Tür überwogen. Auch bekamen wir dieses Jahr die Paletten leihweise zur Verfügung gestellt.
Welche bürokratische Hürden mussten Sie bewältigen?
Sie sind ungefähr die dreißigste Person, die mir diese Frage stellt. Ich kann das nicht genau sagen. Ich bin acht Monate lang jede Woche auf Magistraten herumgerannt und war sehr so lange lästig, bis ich die Bewilligung bekommen habe. Aber eine What-do-do-Liste kann ich ihnen nicht geben. Ich glaube aber, dass es mittlerweile schon viel einfacher ist.
Es gibt mittlerweile aber schon andere Krongärten in Wien?
Letztes Jahr haben wir alle eingeladen, sich bei uns Pflanzen zu holen und selber ein Krongärtlein zu machen. Das hat aber nicht funktioniert, weil es ihn Wien verboten ist, Pflanzen vor die Tür zu stellen. Das heißt, die Krongärtlein, die wir auf unserer Webseite eingezeichnet haben, sind auf Privatterrassen und Balkonen.
„Wir werden leider oft beschimpft“
Factbox
Verein HINTERLAND
Krongasse 20, 1050 Wien.
Der Krongarten 2014 wird noch bis 30. September bestehen.
Wie wird das Projekt von den Anrainern aufgenommen?
Wir werden leider oft beschimpft, bei der Bezirksvorstehung gehen Beschwerden und Anzeigen ein. Ich weiß nicht, wo das Problem ist. Wir tun nichts Illegales, es ist alles genehmigt. Ab zehn herrscht hier auch Ruhe. Letztes Jahr mussten wir den Rasen dreimal auswechseln, weil er von Hunden leider als Hundewiese benutzt wurde. Das ist auch einer der Gründe, warum wir heuer auf einen Rasen verzichtet haben.
Ehrlich gesagt habe ich mir das einfacher vorgestellt.
Jeder stellt sich das einfacher vor. Es kostet Zeit, Geld und man hat nur Schwierigkeiten mit Anrainern und Magistraten. Aber wir machen es immer wieder, weil es einfach herrlich ist, hier zu sitzen.
Sollten sich ein paar Gesetze diesbezüglich ändern?
Nein, es geht nicht um Gesetze. Es geht um die Mentalität der Menschen, um das Wienerische. Aber natürlich bekommen wir auch positives Feedback. Wir haben durch den Krongarten auch schon einige Nachbarn kennen gelernt, die herkommen, um mit uns ein Gläschen zu trinken. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen so etwas machen, aber ich verstehe auch, warum sich das keiner antun will.