Philipp Jongen
Sunday Bob

It's not Bob anymore

Montag, 1. Dezember 2014
Peter Pichler und Jörg Zemm(l)er waren BOB. Bis sie Steve trafen, der einen Nebenjob suchte – er wollte Teilzeit-Musikmanger werden. BOB engagierten ihn und seither ist vieles anders, auch der Bandname. Die Musik ist aber die gleiche geblieben: Die ist immer noch bester Südtiroler Elektro-Pop.

Peters Eltern waren froh, dass er sich mit seinem Bruder im Keller verschanzte, statt irgendwelchen Blödsinn anzustellen, wie es jugendliche Burschen halt so machen. Die beiden hatten sich eine Synthesizer-Workstation gekauft. So ein Ding, wie es Alleinunterhalter haben. Sie begannen, ihre eigene Musik zu programmieren. Mike Oldfield diente als Inspiration. Trotzdem mussten die beiden – wie es die Tradition am Land gebietet – zunächst einmal Blockflöte spielen lernen. Später gab es beim Musiklehrer der Blasmusikkapelle Rhythmusübungen - fast zwei Jahre lang, bis Peter das Geklatsche zu langweilig wurde. Er beschloss, dass eine Musikantenkarriere – vorgesehen war Flügelhorn – nicht in sein Leben passt. Er ging nach Innsbruck und studierte Architektur.

Der perfekte Popsong

Die Elektro-Pop-Band Sunday Bob: Peter Pichler und Jörg Zemm(l)er
Philipp Jongen
Sunday Bob: Peter Pichler und Jörg Zemm(l)er

2001 traf er dort Jörg Zemm(l)er. Der Politologiestudent machte lyrische Prosa mit Beats, spielte in verschiedenen Bands und legte sich ein Künstler-L zu. Aus Zemmer wurde Zemmler und aus Peter und Jörg die Band BOB. Ihre Mission: die Suche nach dem perfekten Pop-Song: „Beim perfekten Popsong“ muss die Melodie eingängig sein, es muss eben ein Ohrwurm sein. Der Text muss nicht viel Sinn ergeben, er darf ruhig ein bisschen mysteriös sein und Fragen aufwerfen. Allzu süß sollte das Ganze , trotzdem nicht sein,“ sagt Peter. „Gute Popsongs müssen dabei aber überhaupt nicht von den üblichen Verdächtigen wie den Beatles oder den Pet Shop Boys kommen: einer der besten Popsongs ist für Peter Outcasts „Hey Ya“ „das wird sicher ein Klassiker, den hört man in 50 Jahren noch.“ Jörgs Favorit hat dieses Alter fast schon: er nennt „Let The Sun Shine In“ vom Musical Hair.

Greates Hits Vol. I

Ihren ersten Auftritt hatten sie anlässlich von Peters Sponsionsfest. Sie spielten ihre einzige Komposition – dafür zweimal. Den Leuten gefiel der „zweite Song“ besser.

Mittlerweile hat sich ihr Stil auf geradlinigen elektronischen Pop mit Gitarrenbegleitung eingependelt. Die erste Platte erschien 2005, die Songs produzierten sie im Keller von Peters Eltern. Bewehrt mit dem legendären „Handbuch“ der englischen Band „The KLF“ („Das Handbuch - Der schnelle Weg zum Nummer-Eins-Hit“) planten sie ihr One Hit Wonder. Sicherheitshalber schrieben sie 13 Tracks, nannten das Ganze „Greatest Hits Vol. I“ und schafften tatsächlich einen Hit: „Yes for sure“ wurde auf FM4 rauf und runter gespielt und schaffte es auf die Fm4 Sound Selection 13.

„We Say Disco You Say Maybe“

Die Elektro-Pop-Band Sunday Bob: Peter Pichler und Jörg Zemm(l)er
Philipp Jongen
Die Elektro-Pop-Band Sunday Bob: Peter Pichler und Jörg Zemm(l)er

2006 hatte Jörg solo einen weiteren Erfolg: in langen Unterhosen und mit Fußballgitarre stellte er sich im Rabenhof beim Protestsong-Contest auf die Bühne und gewann mit dem Anarcho-Popsong „Wir sind die Kleinen“.

2008 hörte der amerikanische Regisseur Todd Rohal in einem Wiener Cafè „Yes For Sure“ und lud die beiden auf eine US-Tournee ein. Zeitgleich erschien die zweite Platte „Tom“, zwei Jahre später die EP „We Say Disco You Say Maybe“, die von „Sofa Surfer“ Wolfgang Schlögl produziert wurde. 2012 gewann Jörg den Ö1 Lyrik-Wettbewerb HAUTNAH.

„Nichts“ plus ewige Dankbarkeit für 500 Euro

Jetzt arbeiten die Beiden an ihrer dreieindhalbten Platte. Titel gibt es noch keinen, dafür aber viele Liebeslieder. Jörg schreibt sie, er ist chronisch verliebt. Es geht um Verliebte auf Facebook, die Gedanken an die Geliebte nach einer durchtanzten Nacht und wie eine Fm4-Nachrichtensprecherin das Leben besser machen kann. Allerdings wird auf dem Cover nicht mehr BOB, sondern Sunday Bob stehen.

Verantwortlich dafür ist Steve, der einen Nebenjob suchte und entschied, Teilzeit-Musikmanager zu werden und als erste Amtshandlung gleich den Namen der Band zu ändern, weil BOB im Internet unauffindbar sei. Seitdem heißen sie Sunday Bob. Peter hat sich an den neuen Namen noch nicht ganz gewöhnt; auch der alten, etwas chaotischen Webseite trauert er ein bisschen nach. Aber es musste wohl sein: „Wir haben all das getan, um beim Musikfond mehr Chancen für eine Förderung zu haben.“

Das hat leider nicht geklappt. Also haben die Jungs beschlossen, die Produktionskosten per Crowdfunding einzusammeln. Schließlich hatte auch der Regisseur Todd Rohal so sein Kurzfilmprojekt erfolgreich finanziert. Also sammeln sie via startnext Geld von der Crowd ein, um ihr neues Album abmischen, mastern und pressen zu lassen. Als Goodies gibt es verschiedene Variationen von persönlichen Dankeschöns, die neue Platte auf Vinyl, T-Shirts, exklusive Konzerte und Nichts. Und „Nichts“ plus ewige Dankbarkeit für 500 Euro.

Im April 2015 soll die Platte fertig sein.

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