Mit bis zu 120 km/h fährt das Elektro-Motorrad leise über die Landstraße. Eine „Tankladung“ kostet 2,50 Euro und reicht für rund 200 Kilometer. „Es ist ein Cruiser“, sagt Firmengründer Johann Hammerschmid. Eigentlich bauen er und seine 40 Mitarbeiter Sondermaschinen für Automobilzulieferer, die Pharmaindustrie und Lebensmittelproduzenten. Seit 2009 tüfteln zehn Mitarbeiter auch an der „Johammer“, einem voll recyclebaren, wartungsfreien, emissionsfreien Elektro-Motorrad. 2013 bauten sie die ersten Prototypen. Sie testeten die Praxistauglichkeit. „Danach haben wir es komplett überarbeitet“, sagt Hammerschmid, „Nicht, weil die Bikes schlecht waren, sondern weil es eine rasante technische Weiterentwicklung gab.“ Die Akku-Technik verbesserte sich. Sämtliche Anzeigen sind nun im Spiegel eingebaut. Der Fahrkomfort wurde optimiert.
Letztes Jahr wurden 15 Stück gebaut – eigentlich als Testfahrzeuge – aber einige Motorradfans haben sie bereits gekauft. 2015 werden 50 Bikes gebaut. Die Hälfte davon ist schon vorbestellt.
Voll recyclebar
Fast alle Einzelteile werden in Österreich oder Europa produziert. Nur die Batteriezellen für den leistungsfähigen Akku kommen aus Japan. Diese halten rund 200.000 Kilometer. Dann sind sie nicht kaputt, sondern nicht mehr am neuesten technischen Stand. Alle drei bis vier Jahre verbessern Wissenschaftler die Speicherfähigkeit der Akkus. „Selbstverständlich können alle Bikes mit den neuen Technologien nachgerüstet werden. Die alten Akkus werden im zweiten Lebenszyklus als stationärer Stromspeicher weiter genutzt.“ „Wenn man Produkte in die Welt bringt, dann muss man auch schauen wie man sie wieder wegbringt.“ Das Bike ist nur aus nicht gemischten Wertstoffen gebaut und somit ist jeder Bestandteil voll recyclebar.
In nur einem Tag kann das Motorrad aus den vorbereiteten Baugruppen zusammengesetzt werden. „Uns ist wichtig, dass das Bike so designt ist, dass es möglichst schnell assembliert werden kann. Damit wird kein Arbeitsschritt in ein Billiglohnland ausgelagert.“
Wer bremst erzeugt Strom
„Es fährt sich wie ein normales Motorrad“, sagt Hammerschmid. Nach einigen Kilometern hat man das Handling drauf. Es gibt keine Fußschaltung und -bremse. Beschleunigt und gebremst wird mit einem Griff am Lenker. „Ab dann kann man die Fahrt genießen.“ Die beim Bremsen enstehende Energie lädt den Akku wieder auf.
Den Enthusiasmus des Oberösterreichers bremst nur die österreichische Förderlandschaft. „Es ist eine traurige Situation“, sagt Hammerschmid, „für solche Projekte gibt es kaum Förderungen. Von den bisher investierten drei Millionen Euro stammen nur 70.000 aus Fördergeldern. Den Rest haben wir selbst erwirtschaftet und investiert.“
Ein Bier und Strom bitte!
Die größte Konstruktionsherausforderung war die Reduzierung des Gewichts des Motorrades. Jedes überflüssige Kilo hat die Reichweite eingeschränkt. „Anfangs schafften wir 150 Kilometer pro „Tankfüllung“. Inzwischen sind es fast 300 Kilometer. 2014 fuhren 16 E-Bikes von Heiligenblut über den Großglockner nach München, die rund 260 km gingen sich locker aus.
Hammerschmid fährt selbst jährlich 15.000 Kilometer. Am liebsten tourt er durch Europa: nach Venedig oder Magdeburg. „Es gehört für mich zu den schönsten Dingen im Leben, mit dem Bike von Gasthaus zu Gasthaus zu fahren. Schließlich muss man ja auch essen und trinken.“ Die Wirtsleute reagieren meist mit einer Kombination aus Höflichkeit und Sprachlosigkeit. „So wie es halt ist, wenn Außerirdische daherkommen.“
In der warmen Jahreszeit sattelt der Skiführer Georg Fröhlich auf Motorradguide um. Von Mai bis Oktober fährt er mit zwei bis sechs Personen auf Motorrädern zu den schönsten Plätzen im Mühlviertel und Südböhmen. Außer festem Schuhwerk und Regenkleidung sollte man auch einen A- oder B-Führerschein (plus sechs Motorradfahrstunden) besitzen.
Johammers gibt es ab 23.000 Euro.