Marliese Mendel
Slash-Film-Festival

Zombie-Invasion

Samstag, 20. September 2014
Menschenfressende Bauernkollektive, Zombie-Huhn-Mutanten und der Echsenfriedl machen seit letzter Woche Wien unsicher. Gestern bekamen sie Unterstützung: Mehr als 100 Zombies machten die Mariahilfer Straße unsicher und verbreiteten im Museumsquartier und in der U-Bahn Grauen.

„Ich muss noch das Blut aufstellen für die Selbstbedienungs-Zombieficiation-Station.“ Aus einer Plastikflasche schüttet Kim Theaterblut in einen Kübel, stellt Tiegel mit Kleber auf und legt andere unverzichtbare Zombieaccessoires aus für jene, die zu spät kommen. In der Zwischenzeit schminken Make-up-Artists eines WIFI-Kurses an einem langen Tisch die Zombies, die pünktlich sind. Nur fünfzehn Minuten braucht es, liebenswürdige Mitbürger in grauenerregende Untote zu verwandeln. Hartgesottene schminken sich auch Daheim: Kerstin transformiert sich in ihrem Badezimmer regelmäßig in einen Zombie. Sie fragt sich manchmal, ob wir vielleicht wirklich auf eine Zombieapokalypse hinsteuern.

Kim hingegen denkt sich, dass das teilweise bereits geschehen ist: „Wir wohnen in Wien. Wenn man um sieben Uhr morgens in der U-Bahn sitzt, sieht man genug. Wir Zombies integrieren uns gut in die normale Masse.“ Die Mitorganisatorin des Zombiewalks freut sich über die steigende Beteiligung. Besonders erstaunt sie, dass jedes Jahr immer mehr Kinder dabei sind: man sehe schon die Fans der nächsten Generation. Auch sie selbst ist durch ihren Vater infiziert worden: er hatte ihr seine Zombie-Filmklassiker geschenkt.

Zombie

/slash Filmfestival

Festival des fantastischen Films
Vom 18. bis 28. September 2014 im Filmcasino, Margaretenstraße 78, 1050 Wien

Die Teilnahme hat für manche therapeutische Wirkung: eine Teilnehmerin hat eine Tochter mit Asperger-Syndrom – der Zombiewalk sei eine Möglichkeit, sie unter Leute zu bekommen. Sie selbst hat eine Krebsoperation hinter sich: „Es sind mir große Narben geblieben. Durch die Sozialisation mit Zombies können meine Kinder besser mit den Narben umgehen.“

Nicht alle Teilnehmer interessieren sich für die Zombie-Subkultur, sie machen aus bloßem Spaß am Verkleiden mit. Für die Make-Up-Chefin Isabella Lechner ist der Zombiewalk eine willkommene Abwechslung zum Beauty-Schminken.

Im nächsten Jahr soll es noch mehr Zombies geben. „Man sollte das Zombiegenre fördern, bis alle Einwohner Wiens mitmachen“ sagt ein Zombie im Krankenhauskittel und korrigiert sich: „viele machen eh schon unfreiwillig täglich mit.“

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