Leute hetzen über den Siebenbrunnenplatz und dass ist verständlich. Viel mehr als ein von Lokalen, Blumenläden und Supermärkten begrenzter Betonboden ist er ja auch nicht. Die einzigen Farbtupfer sind die bemalten und mit Blumen bepflanzten Autoreifen entlang des Schanigartens des Restaurants Mimoza. Und, seit letzter Woche, die von der Bürger_inneninitiative „Republik Reinprechtsdorf“ gemeinsam mit Flüchtlingen gebauten fahrbare Gärten. „Da der Siebenbrunnenplatz immer wieder für Feste, Veranstaltungen und Markttage genutzt wird, war es wichtig, dass die Hochbeete mobil sind“, sagt die Künstlerin Haldis Scheicher, eine der Initiatorinnen des von der Stadt Wien prämierten Projektes.
Glück für alle
Eigentlich war die „Republik Reinprechtsdorf“ ausgerufen worden, um gegen Wettlokale und Spielautomaten im Grätzl mobil zu machen. 2012, im Innenhof des Boulevardmagazins Augustin gegründet, zeigten die „Staatsbürger_innen“ alternative Freizeitbeschäftigungen für Spieler_innen auf. Statt in zehn Wettlokalen an fast 90 Spielautomaten ihr Geld gegen vermeintliches schnelles Glück einzutauschen, wurden die Spieler_innen eingeladen, sich an nachhaltigen Projekten zu beteiligen. Unter dem Motto „Glück für alle, statt Wettlokale“ veranstaltete die Bürger_inneninitiative zwei große Feste und verschenkte Pflanzen an Passant_innen am Siebenbrunnenplatz. Mit dabei war immer eine Wunschzettelbox. Bald kristallisierte sich heraus, dass sich die Nachbar_innen mehr grün auf dem zubetonierten Platz wünschen. Die Idee zu „Pflanzen auf Rädern“ entstand: eine Art „schiebbares“ Urban Gardening.
Gemeinsam mit den Expert_innen für kooperative Projekte, dem Büro Plansinn, ist die Idee in den letzten Wochen umgesetzt worden. In drei, von der MA 48, ausgemusterten Müllcontainern wachsen jetzt Tomaten, Paprika, Mangold und Kräuter wie Dost, Schafgabe und Liebstöckel. Nachbar_innen kümmern sich um die Beete. Beim gemeinschaftlichen gießen – Gießkannen gibt es im Restaurant Mimoza - und ernten entstehen nicht nur neue Bekanntschaften sondern auch neue Projekte.
Nachmachen ist eindeutig erwünscht.
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