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Es soll in Serbien begonnen haben. Liebespaare hängen Vorhängeschlösser mit ihren eingravierten Namen auf Brückengeländer und werfen den Schlüssel in den Fluss. Das soll ihre ewige Liebe garantieren. Kaum hing das erste Schloss, wurde es in anderen Städten nachgemacht. Immer mehr Paare vertrauen auf das Ritual.

Stadtverwaltungen zeigen sich hingegen besonders unromantisch. Bürgermeister überlegen, wie sie ihre Brücken, Straßenlampen und Kunstwerke vor den Liebesbeweisen schützen können und lassen die Vorhängeschlösser entfernen. Die kaltherzigen Bürokraten argumentieren, dass die stählernen Liebesgaben die Ästhetik der Brücken stören, von der natürlichen Schönheit der Umgebung ablenken und die Strukturen der Bauwerke beeinträchtigen würden. In Berlin wird das Anbringen von Liebesschlössern sogar mit 35 Euro bestraft.

Da jammern die Regierungen immer über den Geburtenrückgang und die hohen Scheidungsraten, betätigen sich aber andererseits als Romantikvernichter.

dieZeitschrift hat sich aufgemacht zu einer kleine Reise mit Vorhängeschlössern. Vom angeblichen Ursprung des Liebesrituals in Vrnjacka Banja, über Rom, Paris, Köln, bis nach Salzburg gibt es Liebesschlossgeschichten. Nur eines konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Ob das angebrachte Schloss tatsächlich ewige Liebe garantiert.

Vor vielen, vielen Jahren verliebte sich ein wunderschönes Mädchen in einen armen Buben. Der Vater war strikt gegen die Heirat und arrangierte für seine Tochter eine Ehe mit einem reichen Mann. Doch der junge Mann entführte das Mädchen zu einem Gipfel in den Huang Shan Bergen. Oben angekommen, nahmen sie sich an den Händen und sprangen gemeinsam in die Tiefe. Seither klettern Liebespaare auf den Lotusberg, lassen das Schloss einschnappen und werfen den Schlüssel in die Tiefe.

Nada und Relja schworen sich ewige Liebe auf einer Brücke im kleinen Ort Vrnjacka Banja in Serbien. Doch dann wurde Relja nach Griechenland und in den Ersten Weltkrieg geschickt. Trotz der blutigen Schlachten, tief fliegenden Kugeln und verlorenen Kameraden verliebte er sich auf Korfu in ein junges Mädchen. Er löste die Verlobung mit Nada. Sie starb an gebrochenem Herzen.

Andere verliebte Mädchen hörten von der Geschichte und fanden einen Weg, sich vor einem ähnlichen Schicksal wie das der unglücklichen Nada zu schützen. Sie gravierten ihren und den Namen ihres Liebsten in ein Vorhängeschloss und ließen es am Geländer der „Liebesbrücke“ in Vrnjacka Banja zuschnappen. Den Schlüssel warfen sie in den Fluss.

In Salzburg wurden die Schlösser auf Anordnung des Magistrats (kurzzeitig) entfernt. Sogar der ORF berichtete über die gebrochenen Stahlherzen. Die zuständige Baustadträtin (ÖVP) entschuldigte sich später. Sie hatte 42 der Schlösser entfernen lassen. Nur die Liebe von S + H hat dem Bolzenschneider widerstanden, das Schloss war zu stabil. Selbstverständlich lassen sich die Salzburger Liebespaare nicht davon abhalten ihre Liebe am Drahtzaun am Brückengeländer des Makartstegs für alle Ewigkeit abzuschließen.

Am Anfang des Liebesmonats Mai 2011 sorgten sich Sprecher des Pariser Rathauses über die Liebesschlösser an den Brücken. Sie würden angeblich die Erhaltung des architektonischen Erbes erschweren. Die Sorge wurde ihnen teilweise von einem Studenten abgenommen. Er stahl die Schlösser von der Pont des Artes um daraus eine Skulptur zu machen. Das hielt die Liebenden aus aller Welt nicht auf, Vorhängeschlösser an der Pont de l'Archevêché aufzuhängen.

In Prag hängen die Schlösser an verschiedenen Brücken. Begonnen hat es bei der Brücke über die Čertovka, ganz in der Nähe der John Lennon Mauer.

Einige trauen dem Versprechen mit der ewigen Liebe anscheinend nicht. Sie haben sich für Zahlenschlösser entschieden.

In Rom wunderten sich die Stadtverwalter seit 2006, warum die Brücken plötzlich so schwer wurden. Straßenlampen brachen unter dem Gewicht von Vorhängeschlösser ab. Die Erklärung fand sich in den Buchläden der Stadt: Der Schriftsteller Federico Moccia hatte mit „Ich steh auf dich“ einen Bestseller geschrieben. Darin schwören sich die Verliebten ewige Liebe, gravieren ihre Namen in ein Vorhängeschloss, hängen es auf die Milvische Brücke und werfen den Schlüssel in den Tiber.

Die Verwaltung der Deutschen Bahn drohte bereits die Liebesschlösser von der Hohenzollernbrücke in Köln entfernen zu lassen. Ihnen wollte ein Dieb zuvorkommen, indem er versuchte, die Liebesschlösser zu stehlen. Immerhin hätte er 3,20 Euro pro Vorhängeschloss-Kilo erhalten. Er wurde bei seiner Schandtat von einem Bundespolizisten beobachtet. Er wurde zu drei Monaten Haft verurteilt.