Hundechristus
Hundechristus, by Folio Verlag
Rezension

Hundechristus

Samstag, 23. Mai 2020
Was hat es für einen Sinn in einer Welt voller Mörder einen Mörder zu jagen?

Der italienische Autor Carlo Lucarelli kennt kein Pardon mit seinen Leser_innen. Er wirft sie direkt in die Geschichte, ins Jahr 1943, als der Faschist Benito Mussolini noch an der Macht ist, Lebensmittel rationiert sind und Bomben auf Bologna fallen.

Lucarelli hält sich nicht mit der Vorstellung der Charaktere auf. Vom Kommissar De Luca erfährt man anfangs nur, dass er auf einer kopflosen Leiche liegt, sonntags mit seiner Verlobten am Flussstrand Bohnenkaffee trinkt und bereit ist in unter jeder Staatsform zu dienen – was nicht ohne Folgen bleibt und ihn in brenzlige Situationen bringt.

Er ist Mitglied der faschistischen Partei, nach dem Sturz Mussolinis kommt König Vittorio Emanuele III. an die Macht und die Militärregierung von Marschall Badoglio – aber nur kurz. Denn die Nationalsozialisten befreien Mussolini und übernehmen die Herrschaft in Italien und De Luca schließt sich der NS-Geheimpolizei an. In dieser chaotischen Zeit, in der Menschen verschwinden, Geschwader Bomben abwerfen, verbeißt sich De Luca in seinen Fall.

Ein Roman voller scharfer Abgründe, inmitten von politischen Wendehälsen, Schleichhändlern, Kokaindealern und Zockern und dem Wunsch mit heiler Haut den Krieg zu überleben.

Ein Kriminalroman so gut, Quentin Tartantino hätte ihn nicht besser inszenieren können.

Hundechristus
Ein Commissario-De-Luca-Krimi
ISBN 978-3-85256-803-4
Übersetzt von: Karin Fleischanderl
Originaltitel: Peccato mortale
Originalsprache: italienisch
Seiten 272
18,00 €
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