Das schwarz-weiß-Comic von Ronald Putzker eignet sich nicht nur zum genüsslichen Lesen, sondern auch umstrittene Haustiere im Park als kulturschockiger Reiseführer durch Wien. Skurille Figuren und „echte“ Wiener bevölkern die Hauptstadt: Taxler bescheißen ihre Kunden, Schwarzkappler machen den U-Bahn-Fahrern das Leben schwer und eine Frau im Rollstuhl beherrscht die Unterwelt und füttert untertags Tauben im Park. Schauplätze von grausigen Verbrechen und anderen erstaunlichen Ereignissen sind etwa die Rossauer Kaserne, der alte Südbahnhof, das Hawelka und das barocke Belvedere, dort nimmt ein Toter ein unfreiwilliges Bad in einem der Bassins.
Seinen Namen verdankt der Inspektor der Verbindung aus dem Wiener Grundnahrungsmittel „Burenwurst“ und dem amerikanischen Wort „nuts“ für „verrückt“. Sein Charakter hat kottansche Züge. Selbstverständlich wird er von der Welt missverstanden. Trotz seiner Fahndungserfolge suspendiert. Ein Wiener Kommissarenschicksal mit mehreren Toten auf insgesamt 116 Seiten.
Dass es nach dem ersten Nicht-Fall des Ermittlers einen zweiten Teil („Zwischen den Fronten“) gab, ist Putzker zufolge einem Unglück zu verdanken. „Ich war mir selbst ein schlechter Autor, ich habe mit einer Geschichte angefangen und dann die Lust verloren. Die Blätter kugelten herum.“ Das änderte sich, als er seinen Nachbarn, den Schriftsteller Erich L. Nussbaumer kennen - eigentlich durch eine Unachtsamkeit.
Beim Wässern von Fotos in Putzkers improvisierten Labor verstopfte ein Bild den Abfluss, das Waschbecken lief über und sickerte durch die Decke in Nussbaumers Wohnung. „Um Mitternacht stand er bei mir vor der Tür“, erzählt Putzker, es war der Beginn einer langen Freundschaft. Bei einer Flasche Wein und zu vielen Zigaretten adoptierte Nussbaumer den Inspektor. Putzker fotografierte die Locations und zeichnete und Nussbaumer schrieb die Texte. „Er machte aus Burnadz eine greifbare Figur. Er gab ihm Ecken und Kanten“, meint Putzker.
Factbox
Ronald Putzker und Erich L. Nussbauer
Inspektor Burnadz - Ein Krimi aus dem Wien der achtziger Jahre
Erschienen bei Verlag der Ideen
Erhältlich in gut sortierten Buchhandlungen um € 14,90
Mehr zu Ronald Putzker
Burnadz hatte einen Namensvetter im wahren Leben, doch das fand Putzker erst viel später heraus.
Der „echte“ Julian M. Burnadz hatte 1966 ein Sachbuch über die Gaunersprache geschrieben. Ein zweiter „echter“ Burnatz tauchte auf einer Buchmesse auf. Putzker staunte nicht schlecht, als auf einer Buchmesse das perfekte Abbild seines Inspektors vor ihm stand. „Es war ein Verlagsvertreter, der genauso aussah wie Burnadz“ erzählt Putzker.
Obwohl es anscheinend genügend Material für weitere Fälle gegeben hätte, versetzte ihm der Autor Nussbaumer unfreiwillig den Todesstoss. Er gab Putzker die Idee für neue Comicfiguren: Gemeinsam veröffentlichten sie Geschichten um die Hohepriesterin Aglaya in drei Bänden und landeten damit einen internationalen Erfolg.