Man kennt sich kaum mehr aus. Für wen gilt die Unschuldsvermutung in welchem Korruptionsfall? Wer hat vermeintlich Millionen für welche Auftragsvergabe über welche ausländische Stiftungen „supersauber“ an wen verschoben? Die Liste der Fälle ist lang: Buwog, Blaulichtfunk, Eurofighter, Novomatic, BAWAG, Post-Privatisierung, Terminal-Tower-Affäre, die „Agentengeschichte“, „Part-of-the-Game“, Regierungsinserate, Schmiergeld-Prozess und Hypo Alpe Adria. Aber wie funktioniert Korruption wirklich? Wie betrügt man formvollendet und: wie verschleiert man seine Machenschaften?
Möchtegernkorrumpteure erfahren das im Herbst. Ein Brettspiel soll helfen, zu lernen, wie Korruption funktioniert, wie man Geld unterschlägt und seine Mitspieler betrügt. Ganz mit Anleihen aus der Wirklichkeit: wird man erwischt, kann man einfach behaupten, es sei „Part-of-the-game“ gewesen.
Korruptionsfallkarten
Klaus Hofegger, Geschäftsführer einer Designagentur und der Psychotherapiewissenschafter und Risikomanagementexperte Christian Felsenreich haben sich im letzten Jahr intensiv mit den Mechanismen Österreichs Korruptionsfällen auseinandergesetzt und das Spiel KHG entwickelt: „Korrupte haben Geld.“ Ein Schelm, wer mit den Buchstaben die Initialen eines ehemaligen Finanzministers verbindet: „Der Titel ist nur zufällig entstanden, etwaige Assoziationen sind frei,“ sagt Hofegger.
Ein Würfel, vier Spielfiguren, 24 Korruptionsfallkarten und ein Spielbrett ist alles, was man braucht, um Mitspieler um ihr „supersauberes“ Geld zu bringen. Einen Abend lang korrupt sein, Geheimabsprachen treffen, mit Mitspielern mauscheln, sich Deals aushandeln, nur um die Vereinbarungen dann doch nicht einzuhalten. Gewinner ist jener, der den Staat in den Bankrott getrieben hat.
Für die Entwicklung des Spiels erforschten die beiden die Mechanik der Korruption. Ihr Ziel war es, den jeweiligen Fällen möglichst nahe zu kommen und dabei auch noch eine Botschaft an die Spieler senden: „Leute können sich Wissen zu der Thematik spielerisch erarbeiten,“ sagt Hofegger. Dem Spiel liegt auch ein Heft bei mit den Daten und Fakten der „Vorbilder.“ „Nur wenn sich möglichst viele Menschen mit der Thematik auseinandersetzen, die Mechanismen verstehen, kann sich etwas in der Gesellschaft verändern.“
Crowdfunding
Das Brettspiel soll via Crowdfunding finanziert werden. „Der Crowdfunding-Anbieter Startnext ist für uns eine gute Möglichkeit, das Thema zukünftigen Spielern näher zu bringen, um ihnen die Mechanik von Korruption aufzuzeigen, und für uns zugleich auch ein Marketingtool.“ Fast 350 Fans und rund 200 Unterstützer haben bereits die 29,00 Euro an startnext.at überwiesen, um die Produktion des Spiels zu unterstützen. Die € 26.000 werden wohl bald erreicht sein – ganz ohne korrupte Machenschaften.