Seit Heini Staudinger für seine Waldviertler-Produktion nach alternativen Investitionsformen gesucht hat, sind bankenunabhängige Finanzierungsformen in aller Munde: für die Investoren ist der Vorteil, dass sie gezielt in Projekte investieren können, mit denen sie sich identifizieren. Die Unternehmer ihrerseits haben die Möglichkeit, sich auf alternativem Weg Geld zu besorgen, um ihre Vision zu verwirklichen. Freilich ist die Geldbeschaffung auf diesem Weg nicht so einfach und mit hohem bürokratischen Aufwand und komplexen Genehmigungsverfahren verbunden.
Seit einigen Jahren gibt es allerdings Plattformen, die Gründer und Unternehmer dabei unterstützen; eine davon ist die Crowdinvesting-Plattform Conda, die eine investitionswillige Crowd mit den Unternehmern zusammenbringt. Die Dienstleistungen der Plattform beschränken sich dabei nicht auf die Geldbeschaffung, sondern umfassen auch eine umfassende Begleitung der Unternehmen in Hinsicht auf Businessplan, Pressearbeit und rechtliche Rahmenbedingungen.
Interview mit Daniel Horak, Geschäftsführer der Crowdinvestingplattform conda.at
dieZeitschrift: Wie sind Sie zu Crowdinvesting gekommen?
Daniel Horak: Conda haben wir vor zwei Jahren gegründet. Damals kam mein Geschäftspartner Paul Pöltner mit der Idee auf mich zu.
Vor sieben Jahren hatte ich selbst die Erfahrung gemacht, wie schwierig es ist, als Jungunternehmer an Finanzierungen zu kommen, deshalb schien mir das Projekt als zukunftsträchtig.
Im September 2012 hatten wir die ersten Partner mit an Bord, bereits im März 2013 konnte das erste Projekt Wohnwagon finanziert werden. In diesem Rahmen wurden wir auch durch die Finanzmarktaufsicht geprüft. Es gab aber keine Beanstandungen, daher sind wir nun rechtlich abgesichert und durch die Kontrollorgane abgenommen.
Derzeit haben wir acht erfolgreich finanzierte Projekte mit einer Gesamtsumme von über 870.000 €. Pro Projekt beteiligen sich zwischen 60 und 250 Investoren, sie können jeweils zwischen 100 € und 3000 € anlegen. Die Mindestsumme für das Projekt bestimmt der Unternehmer zusammen mit uns. Wenn die angestrebte Summe nicht erreicht wird, erhalten die Investoren ihr Geld zurück.
Manche Projekte wie z.B. Das Low-Carb-Bier „Nixe“ erreichen auch das Mehrfache der Zielsumme. Der übliche Zeitrahmen einer Investitionskampagne beträgt drei Monate.
Zwei Typen von Investoren
dieZeitschrift:Wie schwierig war es, die potenziellen Investoren von dieser Möglichkeit der Geldanlage zu überzeugen?
Daniel Horak: Österreich ist ein sehr bankenlastiges Land. Teilweise muss erst das Bewusstsein dafür geschaffen werden, wieso solche Investitionsformen spannend sind – aber auch dafür, dass man das investierte Geld auch verlieren kann. Uns ist diese Transparenz sehr wichtig. Das scheint anzukommen: Conda hat ca 5.500 Nutzer bzw. potenzielle Investoren, 1.000 davon haben sich bereits an Investitionen beteiligt. Unserer Erfahrung nach gibt es im Wesentlichen zwei grundlegende Gruppen von Investoren: die erste investiert, weil sie den Gründer oder dessen Produkt kennt; andere möchten mit ihrem Investment die lokale Wirtschaft unterstützen.
dieZeitschrift: Wieviele Projekte wurden bisher eingereicht?
Daniel Horak: Bisher wurden 450 Projekte eingereicht, die Einreichenden kamen aus einem breiten Spektrum von Einzelunternehmen, Erfindern, Technikern bis hin zu bereits bestehenden KMUs.
Unser Advisory Board, bestehend aus Partnern, Gesellschaftern und Fachleuten aus Marketing, Management und Steuerberatung prüfen jeden Vorschlag genau. Jenen Projekten, die nicht angenommen werden, geben wir Tipps zu weiteren Fördermöglichkeiten und Beratungsstellen mit auf den Weg. Eventuell können die Antragsteller wieder zu uns kommen, wenn sie die nötigen Voraussetzungen erarbeitet haben. Jeder Antragsteller ist ja ein potentieller zukünftiger Kunde.
Kommt es zu einer Finanzierung, muss die angepeilte Summe erreicht werden; andernfalls zahlen wir die gesamte Summe an die Investoren zurück. Aber selbst wenn die Finanzierung über unsere Plattform nicht klappt, sind die drei bis vier Monate Projektlaufzeit für die Projektanten wertvoll, weil sie sie in dieser Zeit von uns und von der Crowd intensiv Feedback erhalten.
Kein Prosatext
dieZeitschrift: Welche Voraussetzungen muss ein Antragsteller erfüllen?
Daniel Horak: Wir prüfen Businessplan und Finanzplanung sehr genau; außerdem müssen die Antragsteller in einer GmbH organisiert sein. Wir verlangen allerdings keine 70 Seiten Prosatext oder den Umsatz für die nächsten fünf Jahre auf den Cent genau.
Wir wollen aber wissen: was sind die kritischen Punkte in der Unternehmung. Der Unternehmer muss selbst aktiv mitarbeiten: die Leute müssen im Beratungsprozess präsent sein und ihre eigenen Netzwerke anzapfen. Das Crowdfunding ist ein sehr zeitintensiver Prozess. Allerdings sind die drei Monate auch eine Werbekampagne: jeder, der als Investor angeworben wird, ist auch ein potenzieller Kunde. Wir begleiten die Phase auch durch Pressearbeit.
dieZeitschrift: Welche Möglichkeiten zur Kontrolle haben Sie?
Daniel Horak: Conda kann die Bücher prüfen und so zum Beispiel sicherstellen, dass das Geld nicht etwa für den Porsche verwendet wurde. Wir greifen aber nicht in das operative Geschäft ein: rigide Businesspläne und Milestones sind zu unflexibel, weil oft innerhalb von Monaten Prioritäten gewechselt werden. Wir schauen uns die Personen genau an und vertrauen dem unternehmerischen Geist. Wir haben Mentoren, die den Unternehmern vierteljährlich als Reflexionsperson zur Verfügung stehen.
dieZeitschrift: Wie finanziert sich conda.at selbst?
Daniel Horak: Conda.at erhält 7,5 % der Investitionssumme; dazu kommen Vorprüfungsgebühr 1.800 Euro; dadurch soll gewährleistet werden, dass die Leute ihr eigenes Projekt genauso ernst nehmen wie wir. Es ist aber noch niemand abgesprungen.