Eigentlich ist „Americana“ US-Slang für Kitsch aus amerikanischen Antiquitätenläden: handgestickte Pölster, Puppen mit Porzellanköpfen und vermeintlich europäischer Kunst. In den 1990er Jahren begannen Radiostationen eine gewisse Musikrichtung als „Americana“ zu titulieren. Als Kosenamen für Songs, die nach wettergegerbte Menschen mit gebrochenen Herzen auf einem Roadtrip entlang einsamer Straßen klingen.
Räudig wie Punk
Seit 1999 kümmert sich die Americana Music Association um die Etablierung der Musikrichtung: Es wäre eine zeitgenössische Interpretation verschiedener Musikrichtungen wie Bluegrass, Country, Soul, Gospel und Rock'n'Roll. Oder auch nicht: weil Andere meinen, es wären auch Einflüsse von Country Rock, Rockabilly und Cowpunk dabei.
Die Selbstzuschreibungen der Bands verhelfen auch zu keiner klaren Definition: Die Band „Riddle and the Stars“ schreibt über sich selbst, sie klängen als würden sie mit Springsteen Emmylou und Wilko in einem staubigen Roadside Dinner irgendwo an der Route 66 rumhängen, und Rewolfinger definieren ihre Musik als Country, räudig wie Punk und traurig wie ein Todesmarsch.
Inga Lynch aus dem Salzkammergut meint, man höre in ihren Songs den Straßenstaub amerikanischer Highways. Sie singt von der Liebe und dem Erstickungstod. Im „Suffocation Blues“ vertonte sie ihre Erlebnisse als Fotomodell, das diverse Erstickungsarten nachstellen musste.
Der Grazer Ripoff Raskolnikov verarbeitet in seinen Liedern Enttäuschungen, Selbsterlebtes Selbstmitleid. Er klingt wie Tom Waits und singt über Geschichten von traurigen Menschen in Plattenbauten in der postkommunistischen DDR.
Alle, die auf Definitionssuche gehen wollen, vom 18. September bis 6. November hätten sie im WUK die Möglichkeit dazu.