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Bild, by Job-TransFair/Gerd Kress
Kulinarik

Neues Biolokal in der Sargfabrik

Dienstag, 14. Juli 2015
Das bekannte Wiener Wohn- und Kulturprojekt „Sargfabrik“ hat den Gastronomiebereich nun in die Hände eines Sozialen Unternehmens gegeben. Auf den Tisch kommt Biologisches aus der Region.

Der Tod ist dort schon lange nicht mehr präsent, doch nun erhält die Wiener „Sargfabrik“ zusätzlich Belebung: Im bekannten Wiener Wohn- und Kulturprojekt in der Goldschlagstraße im 14. Wiener Gemeindebezirk öffnete nun eine Biokantine ihre Pforten.

Die „KANT_INE VIER ZEHN“ ist für alle Gäste von Montag bis Freitag von 9.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Zwischen 11.30 und 14.00 gibt´s zwei Mittagsmenüs, eines davon vegetarisch, samt Suppe und Dessert zum Preis von unter zehn Euro. Auf der Karte stehen zudem köstliche Suppen, Salate und Jausenbrote.

Restaurantleiterin Manon Neuer verfügt über jahrelange Gastroerfahrung, etwa in der gehobenen Hotellerie. Ihr ist wichtig, dass die Qualität stimmt: „Bei uns kommen beste Bio-Lebensmittel auf den Tisch, die regional und saisonal verfügbar sind“, betont sie. Geschmacksverstärker oder Convenience-Produkte kommen in der KANT_INE VIER ZEHN nicht zum Zug. Auch das Brot wird entweder selbst gebacken oder beim traditionellen Bäckerei-Familienbetrieb in Penzing zugekauft. Ein Haus-Patissier kümmert sich um die süßen Versuchungen.

Betrieben wird die KANT_INE VIER ZEHN von der „Kümmerei“, einem Sozialökonomischen Betrieb der BFI-Tochter Job-TransFair. „Der Zufall ist ein prächtiger Helfer, wenn man sich auf ihn einlässt“, antwortet Job-TransFair-Chef Thomas Rihl auf die Frage, wie es zum neuen Gastro-Standort kam. Seit 1989 betreibt in der Sargfabrik der gleichnamige Verein ein selbstverwaltetes Wohn- und Kulturprojekt. Die hauseigene Kantine hat der Verein bislang selbst geführt, Job-TransFair vermittelte ihnen im Rahmen einer Arbeitskräfteüberlassung eine Küchenhilfe. „Als die Sargfabrik ihren Gastronomiebereich in neue Hände geben wollte, ist sie auf uns zugekommen“, freut sich Rihl. Das gesamte Areal ist übrigens nach der k. und k. Sargfabrik Julius Maschner und Söhne benannt, die am Standort in der Goldschlagstraße 169 tatsächlich bis in die 1980er Jahre Holzsärge produzierte.

50plus-Power

Dass in der KANT_INE VIER ZEHN alle befristeten MitarbeiterInnen über 50 Jahre alt sind, ist kein Zufall: „Diese Gruppe ist derzeit am stärksten benachteiligt, deshalb sind seit Anfang des Jahres alle rund 100 Transitarbeitsplätze bei Job-TransFair für sie reserviert“, erklärt Rihl. In der Gastronomie würden in Wien nach wie vor Leute gesucht, deshalb mache es Sinn, Leute in diesem Bereich auszubilden. Neben der beruflichen Qualifizierung gehe es vor allem um Zuverlässigkeit und Motivation, so der Job-TransFair-Chef: „Das sind zwei Dinge, die man in jedem Job braucht. Und es sind Dinge, die man vermitteln und entdecken kann.“

Insgesamt erhalten hier Menschen über 50 auf 15 befristeten Arbeitsstellen die Chance auf einen beruflichen Neustart. Einer von ihnen ist Robert Otahal (51): Der Musiker und gelernte Instrumentenbauer arbeitet in der KANT_INE VIER ZEHN als Zahlkellner, befristet auf ein halbes Jahr. Otahal ist froh über diese Möglichkeit, nicht nur deshalb, weil er hofft, etwas von den Konzerten in der Sargfabrik mitzubekommen: „Die Gastronomie macht mir an und für sich Spaß. Und die Stelle bringt etwas mehr Geld, als arbeitslos zu sein.“

KANT_INE VIER ZEHN in der Sargfabrik
Goldschlaggasse 169
1140 Wien

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