Schmankerl
Schmankerl, by Schmankerl
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Initiative

Schmankerl, die gleich doppelt gut tun

Mittwoch, 26. März 2014
Das „Schmankerl“ in der Salzburger Glockengasse 10 ist eine Kantine der besonderen Art: Zu Mittag trifft sich hier ein bunt gemischtes Publikum. Auch sozial schwache Menschen kommen bei den moderaten Preisen nicht zu kurz. Und wer hier arbeitet, hat eine zweite Chance erhalten.
Schmankerl
Silke Ruprechtsberger

Mittwoch Mittag in der Glockengasse 10 in Salzburg-Schallmoos: Ein junger Mann mit kunstvollen grünen Strähnchen im Haar begrüßt freundlich die eintretenden Gäste. Ein paar Angestellte aus den umliegenden Betrieben verbringen im Selbstbedienungsrestaurant „Schmankerl“ gerade ihre Mittagspause - Tisch an Tisch mit vier SeniorInnen, denen ihr Essen sichtlich schmeckt. Auf der Speisekarte stehen heute Schweinsbraten und Apfelstrudel mit warmer Vanillesauce – ein Fleischgericht und ein vegetarisches Angebot, wie jeden Tag, um knapp fünf Euro pro Portion.

„Wir haben einen doppelten Auftrag hier“, sagt Thomas Kemperling: „Sozial schwachen Menschen ein günstiges Essen zu bieten und arbeitsmarktferne Personen dabei zu unterstützen, wieder beruflich Fuß zu fassen.“ Kemperling ist neben dem „Schmankerl“ für drei weitere Salzburger „SÖBs“ (Sozialökonomische Betriebe) zuständig: Gefördert vom AMS erhalten langzeitarbeitslose Menschen in diesen Unternehmen eine zweite Chance: Im Laufe der maximalen Beschäftigungsdauer von einem Jahr stehen den Betroffenen geschulte Fachkräfte bei beruflichen wie privaten Schwierigkeiten zur Seite.

Eine zweite Chance

Die Probleme der arbeitslosen Menschen haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sind sich Kemperling und Personalberaterin Sonja Brötzner einig: „Früher hatten die Menschen Schulden, oder Wohnungsprobleme oder sie kamen nach einem Bandscheibenvorfall zu uns. Nun ist es oft alles gemeinsam.“ Zudem orten die beiden eine starke Zunahme von psychischen Belastungen: „Viele Menschen halten dem Druck am Arbeitsmarkt einfach nicht mehr stand.“

Über 30 Menschen erhalten jedes Jahr im „Schmankerl“ eine zweite Chance, lernen wichtige Fertigkeiten in den Bereichen Küche, Service, Reinigung, Kasse und Lagerhaltung. Seit September 2012 führt ein Teil des Schmankerl-Teams auch das Bistro der katholischen Privatschule St. Josef.

„Ich fühle mich hier wirklich wohl“

Etwa 40 Prozent der befristeten Kräfte schaffen nach spätestens einem Jahr den Wiedereinstieg in den regulären Arbeitsmarkt. Für den Rest heißt es: Zurück in die Arbeitslosigkeit. Um den verbleibenden 60 Prozent eine nachhaltige Perspektive zu geben, bräuchte es laut Kemperling individuellere Verweildauern sowie langfristige Angebote für jene, die den Anforderungen des Arbeitsmarktes einfach nicht (mehr) gewachsen sind.

Während die Mittagsgäste im Restaurant den nachmittäglichen Kaffeetrinkern gewichen sind, nimmt sich der junge Mann mit den grünen Strähnchen Zeit für ein kurzes Gespräch: „Ich fühle mich hier wirklich wohl“, bestätigt Nicolas T. (23) den ersten Eindruck. Dass er vor drei Monaten noch zu schüchtern war, um fremde Menschen anzusprechen, mag man kaum glauben: „Ja, ich war sehr abgekapselt. Durch das Lob, das ich hier erhalten habe, hab ich aber stückchenweise entdeckt, was in mir steckt.“ Eine wichtige Lektion für einen, der nach einer abgebrochenen Lehre und einem schweren Schicksalsschlag in der Familie viel Unterstützung braucht, um wieder auf die Beine zu kommen.

www.esage.at/schmankerl
www.bdv.at

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