„Wir möchten mit dieser Plattform die Idee der Nachbarschaftshilfe wieder in den Vordergrund stellen,“ sagt Stephanie Gasche. Gemeinsam mit ihrem sieben Jahre jüngeren Bruder Nikolaus gründete die 27-jährige Unternehmensberaterin Anfang dieses Jahres das Online-Portal fleissigebiene.com. Das Prinzip ist simpel: Anbieter von Mini-Dienstleistungen stellen ihr Angebot auf die Plattform und werden von Usern aus dem Umkreis gefunden. Details wie Termine und Bezahlung wird zwischen den beiden vereinbart.
Die Gasche-Geschwister sind in Klosterneuburg mit vielen sozialen Kontakten aufgewachsen. Als sie nach der Matura das Elternhaus verließen, gab es plötzlich keine helfende Hände aus der Nachbarschaft mehr. „Früher montierte mir mein Vater die Lampen oder Freunde halfen mir beim Umzug. Als ich dann in größeren Städten in Frankreich oder Großbritannien lebte, hatte ich kaum Kontakt zu meinen Nachbarn und kannte niemanden, der mir unter die Arme greifen konnte.“ Ihr Bruder machte ähnliche Erfahrungen, als er nach Graz zum Studieren übersiedelte. War der Abfluss verstopft oder gab der Rasenmäher den Geist auf, wusste er nicht, wen er um Hilfe bitten könnte. So kamen die beiden auf die Idee, eine eigene Nachbarschafthilfe-Plattform zu gründen.
Mehr Auftragnehmer
Die Fleissige Biene wird derzeit von über 400 Usern genutzt, wobei das Verhältnis zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern etwa 1:10 ist. Um die 45 Aufträge wurden bisher online gestellt und bereits angenommen. „Am häufigsten wird nach Leuten gesucht, die Gartenarbeiten erledigen,“ sagt Gasche. Es wurde aber auch schon ein ungarischer Dolmetscher für Beamtenwege gesucht. Derzeit wird auf der Plattform unter anderem ein Hundetrainer und neues Reparaturblech für ein Auto gesucht.
Stephanie Gasche selbst hat bereits zweimal als Auftraggeberin fungiert. „Am Anfang war es ein komisches Gefühl, einen Wildfremden in die Wohnung zu lassen. Aber ich war dann so zufrieden, dass ich die selbe Person ein zweites Mal engagierte.“
Tauschen von Dienstleistungen
Ganz ohne Geld funktioniert die organisierte Nachbarschaftshilfe bei den sogenannten Tauschkreisen. In Österreich soll es derzeit um die 40 verschiedene Gruppen geben, eine davon ist der LETS-Tauschkreis, der sich einmal im Monat im WUK in Wien-Alsergrund trifft. Er wurde bereits 1995 von einer grünen Gemeinderätin initiiert. Es geht um einen bargeldlosen Tauschhandel von Leistungen. Mitmachen kann jeder, der anderen seine Fähigkeiten in Form eines Tauschhandels zur Verfügung stellen will. Die Leistungen werden in Form von Plus-Stunden auf einem Konto gutgeschrieben. Ein Guthaben bedeutet, jemand hat mehr geleistet als in Anspruch genommen, bei einer Lastschrift ist es umgekehrt. Die gängige Währung heißt WAFFEL (Abkürzung für: Wir Arbeiten Füreinander Für Einheitlichen Lohn). Eine Stunde Arbeitszeit wird mit 100 Waffel berechnet, dabei ist es egal, welche Tätigkeit jemand ausübt.
Mitglied kann man werden, indem man sich auf der Webseite anmeldet und die Spielregeln akzeptiert. Einmal im Monat gibt es einen LETS-Stammtisch, um Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen.
Auf der Webseite erfahren die Mitglieder, was gerade angeboten oder nachgefragt wird. Die Liste ist lang und reicht von Gartenarbeit, Sprachunterricht, Nähen, Hilfe beim Umzug, Ausmalen, Wohnungsputz Fenster und Türen streichen, Büroarbeiten, Transkribieren von Kurrentschrift das Verleihen von Geräten oder Werkzeug. Das wichtigste ist: Egal, was man macht, jede Stunde Arbeit ist gleich viel wert. Das ist doch ein lobenswerter Ansatz.
Die Registrierung bei Fleissige Biene ist sowohl für Auftraggeber als auch Auftragnehmer kostenlos.
Der Mitgliedsbeitrag bei LETS beträgt 12 Euro pro Jahr.