jak
Kulinarik

Vergesst Hugo

Mittwoch, 18. Juni 2014
Gut, dass es in Australien keinen Spritzer gibt. Sonst hätten Adam Ernst und Eva Wildsperger nie die Lust am Cider trinken in Sydney entdeckt. Sie hätten wahrscheinlich nie die Idee gehabt, Österreichs ersten Cider auf den Markt zu bringen. Seit einem Jahr „zwitschert“ das „Goldkelchen“ nun schon in heimischen Kehlen.

Es ist schon ein bisschen kitschig, dass ausgerechnet Adam und Eva ein Getränk aus Äpfeln herstellen. Vor zwei Jahren beschlossen sie, das Österreich „ciderreif“ ist. „Die Leute haben Aperol- und Veilchenspritzer satt“, sagt Adam, „und im Hugo ist einfach zu viel Zucker drin.“ Qualitativ hochwertiger Cider kommt ohne beigemengte Süßstoffe aus. Das „Goldkelchen“ wird nur mit Kohlensäure und einer Spur Apfelsaft versetzt. Bis die Jungunternehmer den ersten Cider abfüllen konnten, gab es noch ein paar Hindernisse zu überwinden. Es galt, das perfekte Vorbild zu finden.

Österreich war ein ciderfreies Land. Also bestellten Adam und Eva Cider aus Frankreich, Südafrika, Spanien, Australien und England. Gemeinsam mit Freunden verkosteten sie nächtelang das spritzige, alkoholhaltige Apfelgetränk. „Wir entwickelten ein Bewertungssystem“, sagt Adam. Schließlich sollten die Probanden sich am nächsten Tag noch an die Siegermarken erinnern können. Drei Ciders aus Frankreich gingen als klare Gewinner hervor, sie waren frisch und glykosefrei. Jetzt wussten sie, wie das „Goldkelchen“ schmecken soll, aber noch nicht, wo die Äpfel zur Produktion herkommen sollen.

Flaschen in der Badewanne

Goldkelchen, Adam Ernst, Cider, Wien
Lukas Kirchgasser

Sie fuhren in die Oststeiermark und fanden in Markt Hartmannsdorf den Bauern mit den nicht zu süßen und nicht zu sauren Äpfeln. Der Bauer kostete den französischen Cider und sagte: „Schmeckt sehr gut, aber das können wir noch besser.“ Er hielt sein Wort. Ein paar Monate später verkosteten die Beiden den ersten österreichischen Cider und waren mit dem klaren Geschmack und der goldgelben Farbe zufrieden. Pro Flasche werden drei bis vier von Hand gepflückte Äpfel verarbeitet.

Blieb das Problem der Abfüllung. Adam und Eva hielten ihre Freunde an, von nun an Bier nur mehr aus 0,33 Literflaschen zu trinken und das Leergut zu ihnen in die Wohnung zu bringen. Wochenlang schwammen in der Badewanne leere Bierflaschen. „Wir haben jede einzelne Flasche gründlich gereinigt. Aber das war kein Dauerzustand.“

Inzwischen ist die Produktion groß genug, dass Flaschen angekauft werden, Adam wieder ungestört baden kann und die Freunde wieder Cider statt Bier trinken dürfen. „Obwohl es wie ein harmloses kleines Fläschchen erscheint, gehen die 4,5 % Alkohol sehr schön rein. Und das „Goldkelchen“ macht lustig“.

Factbox

Goldkelchen gibt es im Spar Gourmet, bei Wein & Co, beim Merkur am Hohen Markt und in rund 150 Gastronomiebetrieben. Auch auf der Website www.goldkehlchen.at kann man Kartons zu je 24 Goldkelchen bestellen.

Der Name für das Getränk hat mit der Ornithologie-Leidenschaft der beiden Cidermacher zu tun. Sie machten aus dem Rotkelchen ein Goldkelchen, schließlich soll der Cider „goldig“ durch die Kehle „zwitschern“.

Share this content.