An einer dunklen Straßenecke im ersten Wiener Gemeindebezirk verteilt ein Superheld Flugzettel. Es ist eine Vermisstenmeldung einer Katze. Die leicht irritierten Passanten nehmen den Flyer und gehen einfach weiter. Niemand scheint sich wirklich über das Superhelden-Outfit von Klaus zu wundern. Dabei ist er der erste „Real Life Superhero“ Österreichs, wahrscheinlich sogar Europas.
„Superbarrio“
Seit über zwanzig Jahren gibt es in den USA und Mexiko eine „reale” Superhelden-Szene. In Mexico City kämpft der übergewichtige „Superbarrio“ in roten Hotpants und goldenem Cape seit mehr als 20 Jahren gegen die Mietwucherer in den Armenvierteln.
In London flexte „Angle Grinder Man“ jahrelang die polizeilich angebrachten Wegfahrsperren an den Autoreifen von Falschparkern auf. Auf der Webseite reallifesuperheroes tauschen sich rund 800 „Real Life Superheros“ über ihr Outfit, Equipment und Patrouillien aus. Es gibt sie also wirklich. Klaus – den österreichischen „Real Life Superhelden“ gibt’s nur im neuen Kurzfilm von Peter Hengl.
„Echten Superhelden“
Für den Regisseur Hengl war klar, dass der erste Film über einen „echten Superhelden“ in Wien spielen muss. „In Wien ist Platz für skurrile Personen, es gibt viele schräge Vögel, deshalb fällt Klaus auch nicht wirklich auf.“ Dafür wird der Kurzfilm sicher auffallen. Denn es ist europaweit der erste Film über einen „Real Life Superhelden“, dargestellt vom großartigen Schauspieler Michael Fuith. Bekannt wurde Fuith mit seiner Rolle des Michael im gleichnamigen Film.
Der Fluch
„Wir haben die Drehtage immer wieder verschieben müssen, weil „Michael“ plötzlich berühmt geworden ist“, erzählt Hengl. Fuith hat sich trotz seines vollen Terminkalenders Zeit genommen, um mit dem 28-Jährigen Studenten der Filmakademie den Film zu drehen. Das war aber nur eine von vielen Schwierigkeiten bei der Produktion. Zu Schrott gefahrene Autos, Polizeirazzien und Schlechtwetter „bedrohten“ das Leben der Protagonisten und des Filmteams.
„Ab dem fünften Drehtag waren wir überzeugt, dass der Film verflucht ist“, witzelt die Produzentin Lola Basara, „weil eine sturmartige Windböe beinahe die Garderobe weggeblasen hat, und dann kam noch eine Schlechtwetterfront.“ Von den 14 Drehtagen waren nur drei in Innenräumen. Den Rest der Drehzeit baute das Team ihr Equipment unter der Reichsbrücke, im Prater und am Währingergürtel auf. „Vier Tage lang hat es geblitzt und wir schwebten stets in Lebensgefahr“, erzählt Basara.
Bankräuber und Karatekicks
Weniger gefährlich waren Hengls erste Kontakte mit Superhelden. „Mein Papa hat mir seine Superherohefte aus den späten 60ern geliehen“, erzählt Hengl, „und bis zu meinem 15. Lebensjahr konnte ich mir noch vorstellen, selbst ein Superheld zu werden. Aber es blieb bei der Bubenphantasie.
Hengl beschreibt sich selbst als Tagträumer, „das gehört zum Filme machen dazu.“ Und ganz ehrlich, wem ist es noch nie passiert, dass er in einer langen Schlange vor dem Kassaschalter einer Bank gestanden ist und sich vorstellte wie er einen Bankräuber mit einem gezielten Karatekick außer Gefecht setzt? Vor einem Jahr hat Hengl begonnen seinen Tagtraum, einen Film über Klaus den Superhelden zu machen, in die Tat umzusetzen.
Hengl und Basara ist ein wunderbarer Film über einen vermeintlichen Außenseiter gelungen, der, wie jeder Mensch im Alltag um sein Überleben kämpft. Klaus versucht das auch, in seiner neuen Identität, als Superheld. Zu sehen gibt es den Kurzfilm auf diversen Filmfestivals.
Inhalt "Der Held"
Klaus ist eigentlich ein ganz normaler Wiener, kurz vor 40, geschieden und Vater einer 16-jährigen Tochter. Und die gilt es zu beschützen. Vor allem seit sie einen serbischen Freund hat und Klaus' Vorurteile gegenüber Ausländern hervorkommen. Selbstverständlich blamiert sich Klaus ganz fürchterlich, als er versucht im Nebel von selbst erzeugtem Rauch sein Kind zu retten, das gar keine Rettung braucht. Der Wiener Superheld schafft es immer wieder sich in skurrile Situationen zu bringen, sobald er sein selbst gefertigtes Kostüm anzieht.