Kurt Tojner
Kurt Tojner, by Marliese Mendel
Craft Beer

Rodauner Biermanufaktur

Donnerstag, 30. November 2017
Kurt Tojner braut seit den 1990er Jahren Bier, zuerst in der Küche, jetzt im Keller und auch als Gastbrauer.

„Ich bin ein Stout-Junkie“ sagt Kurt Tojner „und als das Murphy‘s Irish Stout plötzlich nicht mehr nach Österreich importiert wurde, wusste ich: Ich muss es selbst machen.“ Die Idee, selbst Bier zu brauen, entstand. Während der Suche nach einem Geburtsgeschenk in einem Buchladen, reichte ihm ein Freund eine kleine A5-Broschüre: „Bier selbst brauen.“ „Ich erstellte eine Einkaufsliste“, erzählt er, „aber es sollte noch ein Jahr dauern, bis ich alle Zutaten zusammen hatte. Damals war die Craft Beer Szene noch recht überschaubar und Gerste, Hopfen und Malz wurden kaum in kleinen Mengen verkauft. Ich ging jahrelang zu Brauereien schnorren, habe beim Mädlbäu ein paar Kilo geschrotetes Malz gekauft und braute damals vier mal pro Jahr.“ Er braute in großen Töpfen in seiner Küche und schrubbte danach stundenlang das übergelaufene klebrige Malz aus den Schubladen. Er braute die ersten zehn Liter und „die waren nicht zu trinken“.

Inzwischen steht in seinem Keller eine Braumaschine, die allerdings über die Zeit zu einem Laborgerät „degradiert“ wurde. „Hier tune ich sozusagen das Bier“. Sobald er mit dem Produkt zufrieden ist, geht er damit als Gastbrauer zu einer Brauerei und braut bis zu 600 Liter. Im März 2016 fuhr er mit 300 Litern Bier in Fässern „spazieren“, ließ Freunde und Profis verkosten oder schenkte das Bier beim Rodauner Kirtag aus. Im Dezember 2016 füllte er erstmals Bier in Flaschen ab. Was wiederum nächtelange Ettikett-Klebe-Aktionen nach sich zog. Für das Jahresfest der „Robert Burns Society“ entwickelte er das „Gselchte“, ein Rauchbier. Robert Burns war ein schottischer Dichter und jedes Jahr gibt es auch in Österreich eine Feier zu seinem Geburtstag.

Tojner wusste bereits, dass im 19. Jahrhundert Malz noch über offenen Feuer geröstet wurde und somit alle Biere rauchig schmeckten. Auch wenn die Craft-Bier-Kollegen ihm davon abrieten - das würde niemand trinken - entwickelte Tojner als Homage an den Dichter als Einmalsud ein Rauchbier. Das Gselchter ist ein smoked Ale, eine obergärige unfiltrierte Bierspezialität mit dezenter Rauchnote und die Karamellmalze lassen es harmonisch und trocken ausklingen. Das Bier hat den Mitgliedern der Burns-Society zu der traditionellen Mahlzeit Haggis (Magen eines Schafes, dass mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett vom Schaf gefüllt ist) geschmeckt, also braute Tojner einen weiteren Batch.

Beim Craft Bier Fest in Wien präsentierte er neben dem „Gselchten“ drei weitere Biere. Alle mit typisch Wiener Namen: „Strizzi“, „Giggerl“ und „klaner schwoarzer“. „Giggerl“ ist mit dem Wiener Lager „Strizzi“ verwandt, ist aber stärker und liegt beim Alkoholgehalt ganz knapp unter dem Bockbier. „Lieber fein ziseliert als mit dem Hammer drauf gehaut“, sagt Tojner. „klaner schwoarzer“ ist ein Stout, ein obergäriges unfiltriertes, tief schwarzes Bier mit ausgeprägtem Röst- und Kaffeearoma und einem Hauch Bitterschokolade. Der nächste Brauvorgang ist schon abgeschlossen und die Biere werden in den nächsten Tagen ausgeliefert.

Verkauf der Biere aus der Rodauner Biermanufaktur: Im Malefiz am Meidlinger Markt und bei Bierlovers.

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