Marliese Mendel
Rezension

Groschenroman mit Herz

Samstag, 19. Juli 2014
Dem Machatschek passiert pausenlos etwas. Das Schicksal neckt ihn, treibt ihn aus der Simmeringer Unterwelt bis in brasilianische Favelas. Zumindest erzählen es die beiden Autoren „Duo“ und „Infernale“ aus der Bar Trara im dritten Maurermeister-Machatschek-Roman so.

Man glaubt es kaum, was dem Machatschek in Simmering alles passiert.

Eigentlich ist er ja auf der Walz. In fernen Ländern zieht er Wände hoch. Irgendwann erreicht ihn ein Telegramm mit einem einzigen Wort: Bua. Und er weiß, was zu tun ist. Er packt sein Handwerkszeug ein und fährt zurück nach Wien. Als er ankommt, ist der elterliche Maurerbetrieb verwaist. Die Eltern sind nach Chile ausgewandert. Machatschek übernimmt den Betrieb und ruiniert ihn in kürzester Zeit. Danach wird wird er Musikant. So oder so ähnlich erzählen es die beiden Stammgäste der Bar Trara in Simmering, wo man „Höflichkeit in Faustschlägen misst und ein romantisches Abendessen mit einer zünftigen Messerstecherei beginnt“ - Machatscheks Stammbeisl.

Schlaflos in Wien

Der Machatschek versucht in diesem Beisl, seinen Liebeskummer in Kräutertee zu ersäufen. Es ist Frühling, die „schlimmste Zeit für Einsamkeit“. Dass Liebeskummer gefährlich ist, erfährt Machatschek eindringlich: er kollidiert mit Straßenbahnen, fällt in AIDA-Torten und ersäuft beinahe in einem Fischtank. Denn der Machatschek kann nicht schlafen. Er ist ziemlich hoffnungslos verliebt. Er leidet leise. Einsam. Die Angebetete lebt im „Schlarattenland“ Rio und flirtet mit einem anderen, ausgerechnet mit dem König von Rio, Gangsterboss. Doch das weiß der Machatschek nicht. Im Liebeskummer sucht er seine drei Orakel auf: Vogerl, das Engerl und den Hämorridengerry. Die versuchen erst gar nicht, ihm zu helfen, sondern lachen ihn nur aus. Der Kosmos gibt nichts her, weil der „Saturn tschechert mit dem benebelten Orion und der Neptun ist im dritten Häusl und hat Dünnpfiff.“ Als dann noch ein Bär im Mozartkostüm auftaucht, kennt sich der Machatschek nicht mehr aus und macht sich mit der Vespa auf dem Weg nach Rio.

Der Roman wechselt zwischen genauen Beobachtungen und treffsicheren Beschreibungen der Wiener Beislszene und der kitschigen Sprache von Frauenromanen. Das Beisl Trara gibt es wirklich, die Identität der beiden Autoren „Duo“ und „Infernale“ bleibt aber offen. Der Roman, mittlerweile der dritte „Machatschek“, ist sowohl Sozialstudie als auch inoffizieller Beislführer abseits des Magazinlifestyles. Das Buch beinhaltet einen „herzhaft würzigen Roman“ (Machatschek über Machatschek), eine CD mit „fünf süßen und pikanten Liedern“ und ein „lebensgefährliches Cocktailrezept um günstige 9.90 Euro“.

Zu hören gibt es den Roman mit musikalischer Begleitung bei der Sommer-Liederaten-Bädertour in Wien. Bis Ende August spielt Machatschek jeden Montag um 19.00 Uhr in der Buchhandlung "Alles Buch" in der Lerchenfelderstraße 26, 1080 Wien

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