Marliese Mendel
Conda

„Masterburger“ und „Erdäpfelstifterl“

Freitag, 11. April 2014
Georg Loichtl suchte auf der Crowd-Investing-Plattform Conda Investoren für ein Burger-Restaurant. Sein Konzept gehobener Burgerküche kam an: Im September eröffnet der Gastronom auf der Währinger Straße das erste via Crowd-Investing finanzierte Restaurant.

Noch ist das zukünftige Burgerrestaurant in der Währinger Straße eine Lagerstätte für Toilettenpapier für das benachbarte Hotel. Auf der staubigen Theke liegen noch Jahre alte Flyer, über dem Kücheneingang steht ein Fass mit der Aufschrift „Dynamit“.

Das rustikale Ambiente des Vorgängerlokals wird in den nächsten Monaten entstaubt werden: Der St. Pöltner Georg Loichtl plant ein helles und schnelles Restaurant, eine Mischung aus Fast Food und gehobener Gastronomie. Gäste wählen an der Bar zwischen acht Burgervarianten aus und können dem Koch bei der Zubereitung zuschauen. Das „Burgermasta“ wird 90 Sitzplätze haben, ab September können Burgerfans sieben Tage die Woche von 8.00 Uhr morgens bis 23.00 Uhr im Burgermasta essen. Dem Restaurant in der Währingerstraße sollen weitere Filialen folgen.

Das Interessante am Projekt: Ein Teil des Restaurants wird durch „die Crowd“ finanziert. 108 Crowdinvestoren haben über die Online-Plattform Conda 153.000 der 400.000 Euro beigesteuert. Die Beteiligung läuft über „Substanzgenussscheine“ im Wert von 100 bis 3000 Euro. Sobald der Betrieb Gewinn schreibt, erhalten sie jährlich 4 % Ausschüttung über ihr Stammkapital.

Im Interview spricht Loichtl über die Mühen und Möglichkeiten dieser Form von Finanzierung.

dieZeitschrift: Wieso haben Sie sich entscheiden, ihr neuestes Projekt via Crowdinvesting zu finanzieren?
GL: Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Projekt finanziert. Zu meiner Spitzenzeit betrieb ich elf verschiedene Gastrounternehmen, von Mensen über Bierlokale bis hin zu Catering. Die verschiedene Lokale finanzierte ich entweder aus eigenen Mitteln oder mit Hilfe von Banken. Es ist mir wichtig, dass jedes neue Projekt eine gute Eigenkapitalausstattung hat. Banken verlangen ein hohes Maß an Sicherheiten; dadurch wird die Expansion schwierig.

Außerdem bietet das Crowdinvesting spannende Möglichkeiten zum Marketing. Man kann das Publikum über das Projekt informieren, bevor es überhaupt gestartet ist.

dieZeitschrift: Wie viel Geld haben sie in welchem Zeitraum lukriert?
GL:Wir haben im Zeitraum vom November 2013 bis März 2014 von 108 Investoren 153.000 Euro erhalten.

dieZeitschrift: Was erhalten die Investoren im Gegenzug?
GL:Sie kriegen ein Goodie und eine Gewinnausschüttung von 4 % pro Jahr auf das eingebrachte Kapital, sobald wir Gewinn machen. Sie investieren nicht nur in einen Standort. Das Ziel ist, aus dem Burgermasta eine Kette zu machen. Je mehr Standorte wir haben, desto mehr ist die Einlage des Investors wert. Das Geld der Kleininvestoren bleibt für 10 Jahre in der Firma. Sie können es nicht herausnehmen. Die Gewinnausschüttung erfolgt aber jedes Jahr.

dieZeitschrift: D.h., alle 108 Investoren sind jetzt Firmenbeteiligte?
GL:Sie sind in Form von Substanzgenussscheinen beteiligt. Sie haben kein Mitspracherecht wie bei einer Personengesellschaft, aber sie partizipieren am Erfolg der Firma.

dieZeitschrift: Bezüglich der Idee des Crowdinvestings gibt es Kritik von der Arbeiterkammer. Es sei undurchsichtig, und für den einzelnen Investor sei nicht nachvollziehbar, ob tatsächlich Gewinn gemacht wurde oder ob etwas verschleiert wird. Wie kann man dem vorbeugen?
GL:Dem wird durch ein Kontrollorgan vorgebeutg. In meinem Fall ist das die Crowdinvesting-Plattform Conda, die die Einhaltung der Spielregeln sicherstellt. Noch habe ich von dem Kapital nichts bekommen. Erst, wenn alle rechtlichen Schritte abgeschlossen sind, wird das Geld zweckgebunden ausgezahlt. Conda kontrolliert jeden Schritt sehr genau wird in den nächsten zehn Jahren immer wieder Einsicht in die Bücher nehmen und die Buchhaltung genau kontrollieren.

dieZeitschrift: Was passiert, wenn diese Frist vorbei ist?
GL:Nach zehn Jahren kann der Investor aussteigen. Es wird eine Bewertung des Unternehmens geben und wenn sich der Wert zum Beispiel verdoppelt hat, bekommt er das Doppelte ausbezahlt.

dieZeitschrift: Was passiert, wenn Sie pleitegehen?
GL:Jedem potenziellen Investor wird klar gesagt, dass er Risikokapital investiert. Bei einer etwaigen Insolvenz wird der Crowdinvestor hinter anderen Gläubigern wie Lieferanten etc. gereiht. Die Investoren wissen über das Risiko bescheid, aber auch über die Möglichkeit, ihr Kapital zu vermehren.

Bank oder Crowd-Investing?

dieZeitschrift: Wieviel Arbeitsaufwand war mit dem Crowdinvesting verbunden?
GL:Ich kann jedem, der diesen Weg gehen will, nur empfehlen, sich vorab gut zu informieren und sich mit der Thematik wirklich auseinanderzusetzen. Obwohl Conda hilft, ist viel Eigeninitiative nötig, besonders, wenn es darum geht, mit möglichen Investoren zu kommunizieren und diese später auf dem Laufenden zu halten.

Das Abschließen der Verträge mit den Investoren übernimmt Conda. Insgesamt erhält Conda für seine Dienstleistungen 7,5 % der Gesamtsumme.

dieZeitschrift: Wäre es mit einer Bank leichter?
GL:Das Gesamtvolumen für den Standort in der Währingerstraße ist 400.000 Euro. Ich arbeite seit zwei Jahren an dem Konzept und habe sehr viel von mir selbst investiert. Wie gesagt: Ich kann der Bank keine große Sicherheiten bieten. Aber die Bank will ja fast 100 %ige Besicherung und das ist oft schwer bereitzustellen.

Außerdem bei einem Bankkredit sofort Raten fällig, während die Crowdinvestoren zuerst nur am Gewinn beteiligt sind und ihr Kapital erst nach zehn Jahren abziehen können. Das hat einen Einfluss auf den Cashflow. Mit Hilfe von Business Angles und Crowdinvestoren wird der erste Standort gegründet. Der zweite Standort wird über Double Equity, d.h. über zusätzliche Bankfinanzierung ermöglicht werden. Die AWS übernimmt eventuell die Haftungen.

Arbeitsaufwand

dieZeitschrift: Was würden Sie Leuten empfehlen, die ein Projekt über Crowdinvesting finanzieren wollen?
GL:Sie sollen ein richtig gutes und wohl durchdachtes Konzept haben. Die Investoren wissen ganz genau, was sie wollen und wenn man nicht sattelfest ist, dann rutscht man schnell auf dem wirtschaftlichen Glatteis aus.

Nachdem Conda unser Projekt online gestellt hat, haben Investoren uns direkt mit Fragen kontaktiert. Wir haben zwei Veranstaltungen für potentielle Investoren, Vermögensberater und Journalisten organisiert. Ich musste Rede und Antwort stehen: von Fragen über die Plausibilität des Businessplans bis hin zur Herkunft der Produkte.

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