Das Wort „Fassldippler“ existiert in unserem heutigen Wortschatz nicht mehr. So wurden früher Menschen bezeichnet, die so arm waren, dass sie die Reste aus Bierfässern in Blechgeschirre leerten und tranken. Gerstensaft hatte schon immer einen hohen Nährwert. Das Fassldippler in Wien-Wieden ist aber weniger ein Ort für Restl- als vielmehr für Genusstrinker.
„Wir wollten einen bodenständigen Namen für unser Lokal,“ erklärt der frischgebackene Wirt Gerald Kastner. Der Oberösterreicher und sein Kollege Christian Müllner, ein gebürtiger Wiener haben Anfang September in Wien-Wieden ein Beisl eröffnet, das die Vielfalt der österreichischen Biere und die Vorzüge von regionaler Küche vereint. Müllner kocht, Kastner ist für Service und Büro zuständig.
50 bis 60 verschiedene Craftbiere
Das Besondere am Fassldippler sind die 50 bis 60 verschiedenen, ausschließlich heimischen Craftbiere, die das Lokal anbietet. „Ungefähr ein Drittel unseres Getränkeumsatzes machen wir damit,“ sagt Kastner. „Viele Leute probieren zwei oder drei Sorten und steigen danach auf Standardbier um.“
Denn Craftbier ist eine Preisfrage, vergleichbar mit teurem Wein. „ Ein Seidel Craftbier kostet im Einkauf Minimum 1,20 €, nach oben ist alles offen,“ erklärt der 36-jährige. Ein Gast zahlt im Fassldippler für das billigste Seidel Craftbier 3,90 €, das teuerste ist das 5 vor Zwölf von Forstner und kostet 9 €. „Das verkaufe ich auch einmal pro Woche, die Leute teilen sich oft ein Glas zu dritt. Das Getränk ist Luxus, die Herstellung sehr komplex. Aber ein Achtel Wein kostet ja auch oft 3,50.“
Bier aus jedem Bundesland
Das Fassldippler wird aus jedem Bundesland von zumindest einem Brauer beliefert. „Wir unterhalten uns gerne mit Braumeistern und lieben es, Neues auszuprobieren.“ Die Hauptstadt ist im Sortiment durch die Brauerei BrewAge (Dunkle Materie) und vier Bieren der Xavers aus Ottakring vertreten. „Prinzipiell tut sich im ländlichen Raum diesbezüglich im Moment noch wesentlich mehr als in Wien.“
Das Fleisch kommt zu achtzig Prozent von der Metzgerei ums Eck, ein Bauer beliefert das Wirtshaus zweimal pro Woche mit saisonalem Gemüse. Der Standort selbst ist alt, seit 1906 beherbergten die holzvertäfelten Räumlichkeiten durchgehend ein Grätzlbeisl.
Bier, so Kastner, befreie sich durch den Craftbier-Trend gerade von seinem Image des billigen Durstlöschers. „Aber natürlich sollte Bier für alle leistbar sein. Auf der Baustelle wird sicher auch in Zukunft kein Craftbier getrunken. Aber das ist okay, Für alles gibt es die richtige Zeit.“
Fassldippler
Johann-Strauss-Gasse 42
1040 Wien
www.fassldippler.at