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Manga

„Ein Strichmanderl geht nicht“

Dienstag, 25. Februar 2014
Der Verein „Watashi wa Manga“ beschäftigt sich mit japanischer Jugendkultur und fördert junge Kreative. Noch unbekannte Talente haben die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu publizieren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Mangas
Carina `Lucrai`Tepper

„Viele glauben, Comics sind nur etwas für Kinder. Dabei ist es nur eine andere Form der Informationswiedergabe,“ sagt Silvia Mozelt, Obfrau von Watashi wa Manga. Der Verein zur Förderung japanorientierter Jugendkultur wurde Ende 2007 in Wien gegründet und hat heute in etwa fünfzig Mitglieder, die in Österreich, Deutschland und der Schweiz verstreut sind. Watashi wa Manga fördert unbekannte Zeichner und Autoren und gibt den meist noch sehr jungen Talenten die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu publizieren und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Jedes Jahr wird unter anderem ein Taschenkalender mit Zeichnungen, aber auch Texten der Mitglieder herausgegeben. „Bei uns geht es nicht nur um Mangas, sondern einfach um das Erzählen von Geschichten.“

Auf Kalenderseite 77 ist ein Mädchen mit großen Kulleraugen und winziger Brille abgebildet, das über seinen Büchern brütet. Die Zeichnung stammt von der 19-jährigen Gini alias Mandarine. „Ich male gerne süße Sachen, aber alle Mangas sind nicht lieblich, sie können alles mögliche sein, auch gruselig,“ sagt die junge Künstlerin.
„Diese typisch großen Augen, die Europäer oft mit asiatischen Zeichnungen assoziieren, haben die Japaner über die Zusammenarbeit mit Walt Disney übernommen,“ ergänzt die Obfrau.
Unter Mangas versteht man in Japan sowohl Comics, als auch Zeichentrickfilme und Karikaturen. Dort machen Comics vierzig Prozent aller Drucksachen aus, in Deutschland sind es im Vergleich nur etwas drei Prozent.

„Alle müssen Kritik aushalten“

Mangas
Alexandra Gruber
Mandarine, Mozelt, Sabinchen

„Alles, was es in Buchform gibt, egal ob Kinder- oder Sachbücher, Krimis oder Liebesgeschichten, gibt es in Japan auch als Mangas. Dort sind Zeichnungen eine andere Art der Informationsweitergabe, während wir darauf gedrillt sind, Texte zu erfassen,“ erklärt Mozelt.
Watashi wa Manga sei gleichermaßen eine Plattform für Anfänger und Könner, junge Talente würden gefördert. „Allerdings,“ so die Vereinsobfrau, müssten alle Kritik aushalten. „Wir holen unsere Mitglieder da ab, wo sie gerade stehen. Ein Anfänger kann genauso mitmachen. Wenn allerdings jemand schon sehr gut zeichnen kann und dann ein Strichmanderl abliefert, geht das nicht.“

Schließlich produzieren die Mitglieder nicht nur für die eigenen Schublade. Der Verein vertreibt die gedruckten Werke auf Veranstaltungen und bald schon im eigenen Onlineshop.
„Unser Zeichenunterricht ist ausgezeichnet,“ sagt Mozelt. „Es gibt Vernetzungen und Veranstaltungen, bei denen sich die Zeichner zusammensetzen und sich gegenseitig etwas beibringen. Es wird quasi in der Szene weitergegeben.“
Die 27-jährige Grafikdesignerin Sabine Bauer alias Sabinchen lernte ebenfalls mit Hilfe des Internets. „Vieles findet man im Netz. Zum Beispiel wie man Glupschaugen oder Proportionen macht. Bei Mangas ist alles möglich, die einen zeichnen extrem lange Beine oder Hälse, andere wieder sehr realistisch, fast wie bei westlichen Comics.“ Sabinchen mag auch Teamarbeit. „Ich habe vor kurzem mit einem Frankfurter an einem Projekt gearbeitet. Mit Skype und E-Mails hat das super funktioniert.“

„Für viele ist die Manga-Szene eigenartig“

Factbox

Der Verein arbeitet gerade an einer neuen Webseite und wird demnächst unter dem Namen Art Macoro im Netz zu finden sein. Die Treffen finden im LOKal, Richtergasse 6, in Wien-Neubau statt.

Neue Mitglieder werden eher zufällig auf Conventions gefunden. „Auf Veranstaltungen erzählen wir den Leuten, was wir machen und verteilen Flyer. Manchmal kommt dann jemand bei uns vorbei,“ sagt Mandarine.
Mozelt ist sowieso ein Convention-Fan. „Für viele ist die Manga-Szene ein bisschen eigenartig. Die Menschen verkleiden sich auf den einschlägigen Veranstaltungen und spielen verschiedene Szenen aus Serien oder Filmen nach.“ Besonders toll findet sie, dass die Jugendlichen auf diesen Veranstaltungen so gut wie nie Alkohol trinken würden. „Beim Zeichnen braucht man eine ruhige Hand, da muss man nüchtern sein.“

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