„Wir möchten nicht nur ein klassisches Gemeinschaftsbüro, das sich ausschließlich auf Ressourcen-Nutzung beschränkt. Wir wollen, dass die Leute miteinander kommunizieren und arbeiten, Partner finden, dass sie sich nicht alleine fühlen. Es geht ums Netzwerken,“ sagt Office Manager Judith Borchardt. Sie arbeitet für LOFFICE, einen Coworking Space in Wien-Neubau. In den Räumlichkeiten werden neun Arbeitsplätze vermietet, doch zusätzlich werden verschiedene Events wie Netzwerktreffen oder Ausstellungen organisiert. „Wir bieten auch Dienstleistungen wie Buchhaltung, Rechts- und Steuerberatung, Grafikdesign oder Marketing an, wir unterstützen die Leute bei der Unternehmensgründung.“ LOFFICE initiiert auch Bring the Art Home, ein Startup-Programm für junge Künstler.
LOFFICE achtet zudem auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, der Großteil der Einrichtung wurde aus recycelten Materialien hergestellt. Das Konzept, das schon mehrere Preise gewann, stammt aus Budapest, wo es bereits vier Büros dieser Art gibt.
„Das wichtigste ist die Community“
Auch im sektor5 in Wien-Margareten vermietet man längst nicht mehr nur ausschließlich Arbeitsplätze. In dem großen Coworking Space in Wien-Margareten werden ebenfalls Events aller Art organisiert. „Netzwerktreffen, Talks, Pitches, Präsentationen, ein monatliches Developertreffen,“ zählt Produkt-Designer Christoph Eichberger auf. Er arbeitet selbst operativ in dem dreieinhalb Jahre alten Gemeinschaftsbüro mit. In Zukunft, so Eichberger, würden im sektor5 auch Workshops angeboten. „Wir leben gut vom Coworking, aber wir wollen nicht stagnieren. Wir haben so viel Knowledge hier im Haus, und damit wollen wir auch arbeiten und unsere User als Workshopleiter heranziehen. Wie kooperieren derzeit auch mit dem Bundesministerium für Verkehr, da geht es um einen Wettbewerb im Urban Mobility-Bereich. Die Projekte werden dann im Forum Alpbach präsentiert.“
Das wichtigste sei aber die Community, ist Eichberger überzeugt. „Da kann man noch so tolle Büroräumlichkeiten bieten, wenn man keine guten Leute hat, funktioniert ein Co Space nicht.“ Er selbst hat eine Zeit lang in seiner Wohnung gearbeitet. „Aber das hat nicht funktioniert. Hier habe ich Inspiration, Ablenkung, kann jemanden fragen, wenn ich alleine nicht weiter komme. Außerdem motiviert es mich, wenn ich andere arbeiten sehe.“
„Die Szene in Österreich besser sichtbar machen“
„Ich bin viel unterwegs, und es war immer eine Herausforderung, Arbeitsplätze in fremden Städten zu finden. Deshalb entstand auch die Idee, Kreativarbeitsplätze in Österreich gesammelt auf eine Plattform zu stellen,“ erzählt David Pichsenmeister. „Co Working entwickelt sich zur Zeit rasend schnell, vor allem in Wien,“ ergänzt Bernhard Hauser. Die beiden Softwareentwickler haben Anfang 2014 die Anzeigenplattform sharedspaces.at ins Leben gerufen, um Suchende und Vermietende zueinander zu bringen. Die verschiedenen Arbeitsplätze werden in sechs Kategorien unterteilt: Coworking Spaces, Popup Spaces, Studio & Galleries, Event Locations und Rehearsal Rooms, also Proberäume. „Wir möchten vor allem eine zentrale Anlaufstelle für Arbeitsplätze in der Kreativwirtschaftsszene bieten,“ sagt Pichsenmeister. Außerdem ist es ihnen ein Anliegen, die Szene in Österreich besser sichtbar zu machen und zu zeigen, wie viele kreative Orte es gibt, um dort zu arbeiten.
Auf Nachfrage hatten weder die Statistik Austria noch die Wirtschaftskammer Daten über Co Space erhoben, aber gefühlt sprießen Gemeinschaftsbüros vor allem in Wien wie Pilze aus dem Boden. Hauser und Pichsenmeister arbeiteten selbst oft in Coworking Spaces und hatten nie ein Problem damit, einen Platz zu finden. „In Wien kann man sich im Prinzip aussuchen, in welchem Bezirk man arbeiten möchte.“
„Räumliche und gedankliche Trennung hilft“
Hauser und Pichsenmeister haben sich dafür entschieden, zuerst zu geben, bevor sie etwas nehmen. Die Betreiber der Spaces können ihre Angebote drei Monate lang gratis auf ihrer Webseite einstellen. Erst wenn sie über diese Basisversion hinaus inserieren oder Extras dazubuchen möchten, fallen Kosten an.
Die Vorteile von Gemeinschaftsbüros liegen für die Softwareentwickler klar auf der Hand. „Die Mietverträge sind nicht für längere Zeit bindend, dadurch bleibt man extrem flexibel,“ sagt Pichsenmeister. „Wenn man von zu Hause aus arbeitet, ist man nie wirklich bei der Arbeit und auch nie wirklich daheim. Eine räumliche und gedankliche Trennung hilft da sehr,“ findet Hauser. Wenn er in Wien ist, arbeitet er gerne im sektor5 in Margareten oder im Stockwerk im 15. Bezirk. Pichsenmeister nickt zustimmend: „Im Stockwerk gibt es jeden Freitag Kuchen. Ich mag Kuchen.“