Die 25 Redakteure des Online-Magazin mokant.at veröffentlichen 20 Artikel monatlich. Sie checken die Fakten zum Thema Pegida, interviewen Islamwissenschaftler über die IS oder fragen nach, ob Pay-As-Much-As-You-Want tatsächlich funktioniert. Sie machen Selbsttests, gehen dumpstern oder begleiten Patienten, denen Marihuana auf Krankenschein verschrieben wurde. 25.000 mal wird die Seite pro Monat angeklickt, „meist von 18-35jährigen kritischen Menschen, die mehr als Heute lesen wollen“ sagt die Chefredakteurin Sofia Khomenko. Die nächste Station soll ein Printmagazin sein.
Mit Biss
„Wir eröffnen den Lesern in unseren Artikeln neue Blickwinkel. Anstatt oberflächlicher Recherche setzen wir hohe Qualitätsansprüche, berichten ausgewogen und nähern uns der Wahrheit soweit wie möglich an. Wir versuchen, trockene Themen locker und manchmal auch mit Witz zu erzählen“, sagt Khomenko.
Sie lernte das Journalistenhandwerk an der Uni Wien, schrieb für den Standard, den Kurier und die Stadtzeitung Falter. Ein Print-Redakteur empfahl ihr das Online-Magazin ChiLLi. „Ich wollte eigentlich nicht gratis arbeiten, aber das Team war sehr cool.“ Sofia Khomenko schrieb zwei Artikel für die Plattform, dann löste sich das Team auf und der Nachfolger mokant.at entstand. Mokant wie mokieren, wie mit Biss. Khomenko blieb dabei, wurde Ressortleiterin und vor drei Jahren zur Chefredakteurin gewählt. Sie ist auch im Vorstand des Seitenbetreibers: ChiLLi - Verein für freie und unabhängige Medien. Ihre Hauptthemen sind Politik und Russland. Sie führt gerne Interviews mit Politikern, lockt aus ihnen viel mehr als die Standardantworten heraus. Dass Khomenko perfekt russisch spricht, ermöglicht ihr, Interviews mit Marktfrauen oder den Mitgliedern von Pussy Riot zu führen und so ganz neue Blickwinkel zu eröffnen.
Keine Reißer
mokant.at finanziert sich über Fördermitglieder, die Akademie für Nachwuchsjournalisten und etwas Werbung. Die Redakteure arbeiten meist ehrenamtlich. Das soll sich ändern. Eines der Ziele der soeben gestarteten Crowdfunding-Kampagne ist es, den Journalisten endlich Honorare auszahlen zu können. Doch der Großteil der Summe soll den Druck eines vierteljährlich erscheinenden Print-Magazins finanzieren. „Es ist eine Ergänzung zum Online-Magazin. Mit nicht anlassbezogenen Themen, die tiefere und zeitaufwändigere Recherche voraussetzen, Artikeln, die keine Reißer sind, aber trotzdem spannend: Wie etwa: was macht der Verfassungsschutz wirklich oder: warum dürfen manche Umweltsünder seit Jahren ungestraft die Natur zerstören?“ Es soll ein Magazin werden, das man gemütlich am Sofa liegend lesen kann: „Wir wollen Themen bringen, die wahrscheinlich online untergehen würden. Echte Geschichten ohne Schnickschnack, aber mit viel Tiefgang.“
Die Fachleute, die das Online-Magazin printtauglich machen sollen, stehen schon in den Startlöchern. Es fehlen noch etwas mehr als 13.000 Euro, die beim Crowdfunding auf der Plattform startnext eingesammelt werden sollen. Als Goodies gibt es für die Backers: Gutes Karma, Jahresabos, Intensivtrainings in der mokant.at-Akademie und Inserate in verschiedenen Größen. Die Kampagne läuft noch bis zum 24. März 2015.