Eine Flüchtlingsunterkunft für etwa 60 Menschen, ein Coworking Space und ein Kaffeehaus „unter einem Dach“, das ist die Vision von Fiona und Michael. „Unser Projekt soll Raum schaffen für Austausch und gegenseitige Unterstützung. Flüchtlingen wird so ein Zugang zu lokalen Netzwerken angeboten, Dialog gefördert und Ängste abgebaut.“ Maximal fünf Minuten hatte Fiona Zeit, um ihr Projekt „Unter einem Dach“ vorzustellen. Danach durfte sie sich noch etwas wünschen: „Wir brauchen für die Umsetzung ein Haus und Kooperationspartner aus dem caritativen und aus dem städtischen Bereich.“
„Du bist der Schlüssel.“ war letzten Dienstag das Motto im Coworking Space Impact Hub Vienna in Wien-Neubau. Beim sogenannten Kreis.Key Barcamp arbeiteten die Teilnehmer, großteils Selbstständige in Kleingruppen an bereits vorhandenen Ideen und Projekten. Die ausformulierten Konzepte stellten sie am späten Nachmittag dem Auditorium vor.
Weniger Bürokratie
Fiona richtete ihr Anliegen vor allem an die beiden Entscheidungsträger im Publikum: Die Wiener Landtagsabgeordnete Tanja Wehsely und Geschäftsführerin von Social City Wien (Plattform für gesellschaftliche Innovation) und Fritz Strobl, Vizepräsident der Wiener WKO und Präsident des SPÖ-Wirtschaftsverbandes Wien (SWV). Die „Pitcher“ standen vor der Herausforderung, den beiden Politikern ihre Konzepte in nur drei bis fünf Minuten schmackhaft zu machen. Wehsely und Strobl kommentierten im Anschluss jede einzelne Kurzvorstellung. Manchmal boten sie konkrete Hilfestellungen an, ein paar Mal hieß es aber auch: „Das Konzept ist mir nicht konkret genug, die Idee noch nicht ganz ausgereift.“
Matthias will zum Beispiel weniger Bürokratie. Der junge Mann ist eine Hälfte der Guerilla-Catering-Firma Wrapstars und kann ein Lied von Problemen mit Behörden singen. „Wir werden oft von Magistrat zu Magistrat geschickt. Nennt uns die richtigen Leute, mit denen wir reden müssen.“ Strobl gibt zu, dass eine einzige Anlaufstelle wichtig wäre. „Es wird aber noch ein bisschen dauern, bis es die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Interessenvertretung und Magistrat gibt, die wir uns wünschen.“ Zumindest werde bereits daran gearbeitet.
Der richtige Umgang mit Geld
Alexandra bietet Trainings für den richtigen Umgang mit Geld an. „Ich träume von einem Wien, das auch beim Umgang mit Geld eine Vorzeigestadt wird. Wir haben Prozesse entwickelt, bei der man eine ehrliche Vergabe lernen, üben und ausprobieren kann.“ Für Stadträtin Wehsely passen die Dimensionen nicht. „Wien ist eine Großstadt mit einem 12 Milliarden-Budget. Vieles ist ohnehin gesetzlich geregelt. Ich weiß nicht genau, welcher Feldversuch das sein könnte.“
Paul und David von vienna.transitionBASE arbeiten schon einige Jahre an ihrem Projekt – einem Hotspot für Nachhaltigkeit. „Wir würden unser Wissen gerne der Stadt zur Verfügung stellen und mit ihr kooperieren.“ Wehsely und Strobl zeigen sich interessiert: „Schickt was, wir schauen, was geht.“
Was junge Unternehmer brauchen
Ob und wie die Jungunternehmer mit ihren Vorhaben vorankommen, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Was sie brauchen, haben sie beim Kreis.Key Barcamp kommuniziert: Räume, eine bessere Vernetzung, Informationen über Förderungen, Hilfestellungen bei Behördenwegen. Warum sich die Politik um diese Anliegen kümmern sollte, bringt Matthias von den Wrapstars auf den Punkt: „Wenn es mehr Unternehmen gibt, gibt es mehr Geld.“ Manche Dinge sind auch einfach und nicht kompliziert.