Korrekt heißen Tuktuks eigentlich Autorikschas. Asienreisende kennen sie: die stinkenden lauten dreirädrigen Vehikel dominieren die Straßen in Indien und Thailand. Ihren Spitznamen haben sie vom typischen Geräusch des Zweit-Takt-Dieselmotors. Seit Juni 2015 kann man ein solches Gefährt auch in Wien benutzen. Allerdings in einer gepimpten Version: statt des Stinkers hat es zeitgemäß einen Elektromotor, ausgestattet ist es ganz luxuriös mit Ledersitzen, Sitzheizung und Sicherheitsgurten. Transparente Planen schützen vor Wind und Wetter. Auch fasst es statt der üblichen drei gleich sechs Passagiere – eine Tuk-Stretchlimo sozusagen. Der Elektromotor schafft bis zu 50 km/h, die Batterien halten acht Stunden.
Asiatischer Charme und europäische Standards
Die Kulturmanagerin Sebahat Kayan kennt die Fahrzeuge von ihren Asienreisen und überlegte schon seit Jahren, warum es sie in Österreich nicht gibt. In Amsterdam entdeckte sie das E-Tuktuk und beschloss, eines zu kaufen. „Mir gefällt die Kombination aus asiatischem Charme und europäischen Standards,“ sagt sie. Es dauerte ein Jahr, bis diverse bürokratische Hürden ausgeräumt waren. Das Tuktuk musste sogar einen „Elchtest“ absolvieren. „Niemand braucht Angst zu haben, umzukippen. Der Schwerpunkt des Fahrzeuges liegt durch die 300-Kilo-Batterie ganz tief."
„Es ist mir ein Anliegen, das Stadtbild zu verändern,“ sagt sie, „ein besonderes Fahrerlebnis zu schaffen.“ Das Elektromotorrad mit einem Lenker statt einem Lenkrad und dem dickem „Hintern“, in dem sechs Personen Platz finden, erregt bei Kreuzungen Aufmerksamkeit. PassantInnen und AutofahrerInnen zeigen Interesse: „Auch wenn manche etwas irritiert sind, negative Reaktionen habe ich noch keine erlebt.“
Stadtrundfahrten
Seit Juni 2015 bietet sie verschiedene Touren durch die Stadt zu ungewöhnlichen Orten an. Bei der Rooftop-Tour hält das Tuktuk auch vor dem Justizpalast - nach dem Sicherheitscheck am Eingang steht dem Besuch Wiens bestwachtester Kantine am Dach nichts mehr im Weg. Am Ende der sechzigminütigen Tour lädt Kayan die StadterkunderInnen zu einem Drink am Dach des 25Hours-Hotels ein. Grandiose Aussichten auf Wien inklusive.
KaffeeliebhaberInnen halten bei der „Independent Coffee Vienna Tour“ zu Verkostungen bei der Kaffeebar Balthasar in der Praterstraße, bei Zamm Coffee + Art in der Westbahnstraße und auch bei Jonas Reindl in der Währingerstraße. Dabei erfahren die TourteilnehmerInnen nicht nur, wie man fair gehandelten Bio-Kaffee richtig zubereitet, sondern auch, wieso es keinen Herrn Jonas Reindl gibt: Das Kaffeehaus ist natürlich nach der von Bürgermeister Franz Jonas 1961 erbauten Straßenbahnschleife am Schottentor, dem „Jonas-Reindl“ benannt.
Bei den jeweiligen Stadttouren begleiten auf Wunsch Stadführer die Fahrt. IndividualistInnen können sich auch ihre eigene Stadtrundfahrten zu speziellen Themen zusammenstellen lassen.
Kayan vermietet das Tuktuk auch an Privatpersonen für Hochzeiten, JunggesellInnenabschiede und ähnliche Events. FahrerInnen brauchen nur einen B-Führerschein und nach einer kurzen Einschulung kann man für 69,00 Euro pro Stunde schon durch Wien kurven.