Marliese Mendel
Mobilität

Ein Hase mehr, ein Auto weniger

Mittwoch, 14. Mai 2014
Karen Allmer ist umweltbewusst und achtet auf ihren ökologischen Fußabdruck. Trotzdem lässt sie das Fahrrad immer öfter stehen. Sie macht ihre Erledigungen lieber mit dem Metallhasen, einem vierrädrigen Fahrrad, das von ein oder zwei „Menschenstärken“ und einem Elektromotor angetrieben wird. Die Metallhasen-Fahrer sitzen nebeneinander, treten, soviel sie wollen und können sich dabei auch noch gemütlich unterhalten.

Allmer ist Architektin und wohnt mit ihrem Mann Florian Macke und ihren Kindern in Wiens erstem Strohhaus. Sie haben sich schon vor vielen Jahren für ein Leben ohne Auto entschieden. „Wir machen gerne Fahrradausflüge, aber mit den beiden Kindern war der Radius immer eingeschränkt. Deshalb suchten wir nach einem fahrbaren Untersatz, mit dem wir als Familie gemeinsam auch weitere Strecken schneller zurücklegen können“, sagt Allmer. Die ideale beinbetriebene Familienkutsche fanden sie bei der taiwanesischen Firma Pacific Cycle. Das Gefährt, bei dem die Fahrer nebeneinander sitzen, hat sie so begeistert, dass sie beschlossen, Generalimporteure des 2-Riders zu werden. Die ersten Räder importierten sie 2011, am Beginn des chinesischen Jahres des Metallhasen, daher auch der Name.

Mit dem Fahrrad-Cabrio zu fahren, ist anfangs ungewohnt: Man tritt in Pedale, ist aber in einem Schalensitz angeschnallt. Der Beifahrer hat keinen Lenker vor sich. Der Metallhase hat vier Räder und ist so lang wie ein Auto und 100 Zentimeter breit. Die Wadenkraft wird durch einen Elektromotor unterstützt. Der Motor funktioniert allerdings nur, wenn in die Pedale getreten wird. Wie in einem Auto sitzen die Radler nebeneinander und können entspannt miteinander plaudern – wenn man nicht gerade damit beschäftigt ist, das Lächeln der ungläubigen Passanten zu erwidern: mit dem Metallhasen erregt man nämlich viel Aufmerksamkeit. Autofahrer winken, Kinder lachen und Spaziergänger erkundigen sich über das Gefährt.„Die Menschen sind begeistert, ihre Gesichter leuchten auf und das freut mich“, sagt Allmer, „und es ist ein Statement: Es geht auch anders“.

Sportliches Sightseeing

Metallhase, Wien, 2-Rider
Marliese Mendel

Beide Pedalistas haben eine separate Acht-Gang-Schaltung, so dass jeder seinem eigenen Tempo und seiner Kondition entsprechend treten kann. Die Kontrolle über Lenkung und Bremsen ist allerdings dem links sitzenden Fahrer vorbehalten. Der Beifahrer hat dafür Zeit, sich in Ruhe die Umgebung anzuschauen. Losgelöst von verkehrstechnischen Verantwortungen erlebt der Beifahrer die Straßen, Parks und Plätze völlig neu. Sportliches Sightseeing sozusagen.

Wadenkraft

Factbox

Der Metallhase ist aus Aluminium, hat 8 Gänge, wiegt 50 kg
Kosten: ohne Motor 3800, mit Motor 4800 Euro. Bestellen bei metallhase.at – Lieferzeit ca. 6 Wochen – wird auf Wunsch vollständig zusammengebaut geliefert.
Kinder ab 10 Jahre
Für kleinere Kinder können Kindersitze montiert werden
Probefahren nach Terminvereinbarung
Webseite und Kontakt

Aber man kann auch alleine fahren. Der Beifahrersitz kann mit wenigen Handgriffen ausgebaut werden, der Metallhase verwandelt sich so in ein Lastenfahrrad. „Wir haben beim Bauen schon Türen damit transportiert“, sagt Allmer. Mit bis zu 30 km/h braust sie durch die Stadt. Dabei fühlt sie sich mit dem Metallhasen sicher. Durch die Breite des Vierradlers wird sie im Verkehr besser wahrgenommen als normale Fahrradfahrer. Gedrängelt wird kaum, auch Straßenbahngleise und nasse Zebrastreifen überwindet der Metallhase gefahrlos. Der Akku für die Tretunterstützung reicht für ca. 45 Kilometer, danach müssen die handgroßen Batterien des Elektromotors wieder aufladen werden. Dafür eignet sich jede Haushaltssteckdose. Bei Platzmangel kann der Metallhase auf die Hinterachse gestellt und leicht rangiert werden. So passt er in jeden Innenhof und in jedes Kellerabteil.

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