Gerhard Liebenberger
Serie

„Virtuelle Reise mit den Lesern“

Montag, 24. März 2014
Worüber und warum schreiben die heimischen Top-Blogger, was bieten sie ihren Lesern, was treibt sie an? dieZeitschrift.at hat nachgefragt. Der Salzburger Gerhard Liebenberger hat sein Blog-Thema Reisen zum Beruf gemacht. Er erzählt, wie das Bloggen sein Leben verändert hat, wann er zuletzt einen ganzen Tag lang offline war und warum er das Wort „Experte“ nicht mag.
Gerhard Liebenberger
Gerhard Liebenberger

Name: Gerhard Liebenberger
Alter: 36
Wohnort: Salzburg
Beruf: Selbständig
Interessen: Reisen, Motorrad fahren, geselliges Beisammensein
Blogname: Anders reisen – Individuell durch die Welt
Blogthema: Reisen
Blogt seit: 2009

Blog Artikel bisher: über 600
Unique visits/Monat: 14.711
Seitenaufrufe/Monat: 55.551
Page Rank: 3
Facebook-Fans: 1119
Twitter Follower: 688
Google + Kreise: 577
(stand von: 31.1.2014 )
andere Webauftritte:
www.liebenberger.com

dieZeitschrift: Wie fing das mit dem Bloggen an und wieviele Leser hattest du am Anfang?

GL: Die Idee, ein Reiseblog zu führen ist vor meiner Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn im Februar 2009 entstanden. Meine Freunde und Bekannten wollten während der Winterreise durch Sibirien am Laufenden bleiben. Daraufhin richtete ich das Blog ein. Bald bemerkte ich, dass auch Leute außerhalb meines Bekanntenkreises meine Reise „live“ mit verfolgten. Diese Beiträge waren dann auch die Grundlage für den Andersreisen-Blog. Die Texte erkennt man noch daran, dass keine Umlaute verwendet wurden, denn die fehlen auf russischen, mongolischen und chinesischen Tastaturen.

dieZeitschrift: Was war deine Intention beim Bloggen?

GL: Die erste Intention, das Blog einzurichten war andere auf meinen Reisen „virtuell“ mitzunehmen. Auf Langzeitreisen können Leser auch heute noch meine Erlebnisse hautnah mit verfolgen. Außerdem gebe ich gerne meine eigenen Erfahrungen an andere Reisende weiter, ich bin bei der Reiseplanung über gute Tipps im Internet auch immer froh. Das Hobby hat sich heute aber auch zum Beruf entwickelt, mit dem Reiseblog bestreite ich einen Teil meines Einkommens.

„Ich habe Reisen zu meinem Beruf gemacht“

dieZeitschrift: Was bietest du deinen Leser, was haben sie davon, wenn sie deinen Blog lesen?

GL: Meine Leser können während meiner Langzeitreisen „live“ mit dabei sein. Ich nehme sie im Blog und auch auf Facebook mit auf eine virtuelle Reise. Oft nutze ich die Eisenbahn, darum gibt es auch viele Tipps zum Bahnfahren im Blog. Im Jänner und Februar 2014 fuhr ich mit der Bahn durch Südindien. Während des Jahres gibt es viele, kürzere Reisen von denen ich ebenfalls berichte. Wer seine Reisen gerne selbst plant findet auch Tipps zum individuellen Reisen in meinem Blog.

dieZeitschrift.at: Wieviel Zeit wendest du pro Woche für deinen Blog auf?

GL: Das ist sehr unterschiedlich. Auf Reisen schreibe ich zwei bis vier Beiträge pro Woche, wenn ich mit anderen Projekten sehr eingespannt bin, reduziert sich die Frequenz auf einen Beitrag pro Woche. Auf Facebook, Google+ und Twitter bin ich fast täglich präsent.

dieZeitschrift: Was ist dein Hauptberuf?

GL: Ich habe Reisen zu meinem Beruf gemacht. Seit 2010 schreibe ich in meinem Reiseblog, berichte von meinen Reiseerlebnissen in Multivisions-Shows live auf der Bühne und veröffentliche Reisereportagen in Tageszeitungen. Außerdem bin ich noch an der Volkshochschule in Salzburg tätig und gebe dort mein Wissen zu den Themen Internet und Reisen weiter.

„Ich mag das Wort „Experte“ nicht“

dieZeitschrift: Was hat das Bloggen in deinem Leben verändert?

GL: Ich habe viele interessante Menschen dadurch kennen gelernt. Oft läuft die Kommunikation nicht über das Blog, sondern Leser senden mir eine E-Mail. Ich freue mich, wenn ich bei der Reiseplanung weiterhelfen kann und Monate später manchmal sogar eine Ansichtskarte aus dem Reiseland bekomme.

dieZeitschrift: Was macht dich persönlich zum Experten für deine Themen?

GL: Ich mag das Wort „Experte“ ehrlich gesagt nicht. Viel zu oft lese und höre ich von selbst ernannten Experten, bloß weil sie sich kurze Zeit mit einem Thema beschäftigt haben. Kürzlich habe ich von einem Experten für Vietnam gelesen, weil er 14 Tage im Land verbracht hat. Nein, auch nach mehreren Monaten in einem Land ist man noch kein Experte. Man kann seine Erfahrungen weitergeben, Tipps geben. Aber die beschränken sich immer nur auf einen ganz kleinen, selbst erlebten Ausschnitt.

dieZeitschrift:Auf welchen Kanälen können deine Leser mit dir in Kontakt treten?

GL: Die „schnelle Kommunikation“ läuft über die Social Media Kanäle Facebook, Twitter und Google+

„Eine Offline-Phase tut manchmal gut“

dieZeitschrift: Wann war der letzte Tag, an dem du komplett offline warst?

GL: Das war im Februar in Indien. Mein Datenguthaben auf der SIM-Karte war aufgebraucht und kein W-LAN weit und breit zu finden. Ein komisches Gefühl, aber ehrlich gesagt, eine Offline-Phase tut manchmal auch gut. Während meiner Indien-Reise war das Internet oft extrem langsam. Bevor man sich dann stundenlang mit Bits und Bytes quält verschiebt man manche Online-Tätigkeiten dann auf später und stürzt sich ins spannende, indische Offline-Leben. Ich mag das Internet, nutze es intensiv, genieße aber auch die Stunden die ich ohne Verbindung bin.

dieZeitschrift:Wie wirken sich die verschiedenen Social-Media-Kanäle auf deinen Blog aus?

GL: In den letzten Jahren hat sich das Leserverhalten stark verändert. Wurde früher fleißig im Blog kommentiert, hinterlassen viele nun ihre Nachrichten auf Facebook & Co. Umgekehrt schreibe ich heute auch anders als früher. Heute werden kurze Beiträge und Anmerkungen in den Social Media-Kanälen veröffentlicht, vor zwei, drei Jahren waren die noch wesentlich häufiger im Blog zu finden. Die Informationen verteilen sich also auf verschiedene Verbreitungswege, insgesamt ist die Aktivität bestimmt gestiegen.

dieZeitschrift:Kann man in Österreich mit Bloggen Geld verdienen?

GL: Ja, kann man. Ich verdiene Geld mit meinem Blog, und er ist ein fixer Teil meines Einkommens. Das „Gehalt“ schwankt stark.

„Die Deutschen sind die Hauptleserschaft“

dieZeitschrift:Wie kommst du auf deine Inhalte?

GL: Viele Geschichten erzählt das Reiseleben. Man braucht unterwegs nur aufmerksam zu beobachten. Viele Themen entstehen durch eigene Problemlösungen, demnächst berichte ich z.B. darüber, wie man in Indien eine SIM-Karte mit Datenguthaben erhält. Die Story, wie es NICHT funktioniert würde viel länger sein. Drei Tage habe ich allein in Mumbai damit verbracht, eine ordentliche Karte zu bekommen, drei weitere Tage gingen für Recherche drauf, nachdem die Internetverbindung nach der Weiterreise in einen anderen Bundesstaat nicht mehr funktionierte. Diese Infos gebe ich gerne weiter, leider steht im Internet darüber auch sehr viel Müll.

dieZeitschrift:Wieviel Prozent deiner Leser sind aus nicht aus Österreich?

GL: Über 80 Prozent der Zugriffe kommen laut Google Analytics nicht aus Österreich. Die Deutschen sind mit über 60 Prozent die Hauptleserschaft. Der Rest der Aufrufe stammt aus anderen Ländern, oft auch aus jenen Regionen, über die ich berichte.

„Vier bis fünf Monate pro Jahr bin ich unterwegs“

dieZeitschrift: Hast du Tipps für Leute, die als Blogger einsteigen wollen?

GL: Schreiben, schreiben, schreiben… und nicht locker lassen.

dieZeitschrift: Wieviel Zeit im Jahr verbringst du auf Reisen?

GL: Zwei bis drei Monate dauern meine Langzeitreisen am Stück, in den letzten Jahren war ich immer zwischen Ende Dezember und März unterwegs. Dann kommen noch viele kurze Reisen im Laufe des Jahres dazu. Insgesamt bin ich vier bis fünf Monate pro Jahr unterwegs.

dieZeitschrift: Dein verrücktestes Reiseerlebnis bisher?

GL: In Mangalore, in Indien, wurde ich kürzlich von einem Rezeptionisten bis zum Bahnhof verfolgt. Ich hatte beim Check-Out bezahlt, er hat das aber offensichtlich vergessen und mir aus Zeitmangel auch keine Rechnung ausgestellt. Am Bahnsteig gab es dann eine laute Streiterei, andere Fahrgäste mischten sich ein. Der Rezeptionist wollte mich am Einsteigen in den Zug hindern und entriss mir den Fahrschein. Bepackt mit Rucksäcken und Kameratasche konnte ich das Ticket wieder zurückerobern, in den Zug springen und gerade noch entkommen. Ich hoffe, der Schussel hat am Abend dann das Geld in der Schublade gefunden. So manche verrückten Erlebnisse schreibt der Reisealltag...

Den nächsten Teil der Serie lesen Sie demnächst auf dieZeitschrift.at

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