Marliese Mendel
Craft-Bier

Das Zeitalter des Brauens

Mittwoch, 3. Dezember 2014
Vier junge Männer brauen österreichische Interpretationen von Pale Ale, Stout und Wiener Lager. dieZeitschrift hat sie getroffen und erfahren wo sie die ersten Sude brauten, warum sie Wanderbrauer sind und was ein Hopfenauflauf ist.

Die Leidenschaft, selbst Bier zu brauen, begann für Johannes Kugler mit einer Fernsehserie. In einer Folge von „Monster Garage“ sah er, wie ein Feuerwehrauto in eine mobile Brauerei umgebaut wurde. Er dachte sich, wenn man in einem Lastwagen Bier brauen kann, dann müsste es doch auch im Heizkeller seiner Eltern funktionieren. In Omas Einkochtopf braute er 2006 seinen ersten Sud. Er experimentierte mit Pfefferminze, Früchten und Honig. Seine Freunde waren begeistert und bestellten immer mehr hausgemachtes Bier. Johannes beschloss Braumeister zu werden und studierte in Weihenstephan Brauwesen und Getränketechnologie.

Auch bei seinen Freunden Thomas und Michael Mauer, Raphael Schröer gärte der Plan selbst Bier zu brauen weiter. Im März 2014 gründeten sie die Firma. Seither haben sie unter dem Namen Brew Age sechs verschiedene Biersorten produziert. Gleich das erste Bier, der Hopfenauflauf, wurde von Bierblogger Martin Voigt mit fünf von fünf Maßkrügen belohnt.

Craft-Beer-Trend

Noch vor einigen Jahren hätte sich wohl kaum ein Startup getraut, ein eigenes Bier zu kreieren. Zu groß schien die Übermacht der großen Bierkonzerne. Doch der Craft-Beer-Trend aus den USA schwappte auch nach Österreich über. Immer mehr unabhängige Brauer kreieren ihre eigenen Biere. Auf dem zweiten Craft-Bier-Fest im November präsentierten die jungen Wilden von Bevog, Bierol, Bierzauberei, Brauschneider, Eule Koffeinbier, Gablitzer Privatbrauerei, Loncium, Rock Äle, Schwarzbräu, Xaver und Brew Age was in österreichischen Braukesseln steckt. „Das Zeitalter des Brauens ist angebrochen“ sagt Thomas Maurer. Daher stammt auch ihr Logo und Firmenname: „Brew Age“.

Kreativbierszene

Die vier Jungbrauer sind sogenannte Wanderbrauer im Brauhaus Gusswerk in Hof bei Salzburg. Sie nutzen die freien Kapazitäten der neu gebauten Brauerei. „Es ist eine intime Zusammenarbeit“, sagt Johannes, „wir bekommen freien Zugang zu den vorhandenen Anlagen von Bio-Bierbrauer Reinhold Barta, und andererseits müssen wir unsere Rezepturen auf genau diese abstimmen. Dazu gewähren wir Reinhold Barta tiefe Einblicke ins Rezeptbuch, um alle Details auf die Gegebenheiten gemeinsam abzustimmen. Gegenseitiges Vertrauen ist hierfür die Voraussetzung.“

Barta ist einer der Pioniere in Österreichs Kreativbierszene. Seit 2007 braut er Biere, die großteils aus österreichischen Zutaten aus biologisch-dynamischem Anbau stammen und ohne synthetische Hilfsmittel auskommen. „Auch Bartas Bierabsatz steigt, das heißt wir müssen uns Gedanken machen, wo wir in Zukunft brauen werden“, sagt Johannes. Sie haben schon ausgerechnet was die Brew Age-Brauerei kosten könnte. „Unter zwei Millionen Euro wird es sich wohl nicht ausgehen.“

Die Malzstraße

Eigentlich sehen sie sich nicht als Craft-Bier-Brauer, dieses Urteil überlassen sie dem Kunden. Für sie ist es wichtig transparent und ehrlich zu arbeiten, höchste Qualität zu produzieren.

Sie führen vier Biere in ihrem Standardsortiment: die österreichische Interpretation eines American Pale Ales, Hopfenauflauf, einem obergärigen Spezialbier. Es wird dem fertig vergorenen Bier Aromahopfen beigesetzt und gibt dem Bier ein fruchtiges Bukett nach exotischen Früchten. Die Malzstraße, ein Wiener Lager: Dem untergärigen Vollbier verleiht das Wiener Malz eine Biskuitnote. Das Chicxulub, einem Oatmeal Stout, das mit Haferflocken, Röstgerste und dunklen Malzen gebraut wird und dem der Hafer eine nussige Note verleiht und zu einem samtweichen Mundgefühl führt. Die Dunkle Materie, ein Black IPA, ein tiefschwarzes Bier, das nach Bitterschokolade und Espresso schmeckt.

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