Johann Dohnal
Johann Dohnal, by Silke Ruprechtsberger
Kino

Die Dohnal

Sonntag, 23. Februar 2020
„Die Dohnal“: Ein Film von Sabine Derflinger über die Heldin der österreichischen Gleichberechtigung. Für Feminist*innen und jene, die es noch werden müssen.

Der Film „Die Dohnal“ ist mehr als die Geschichte der Frauenministerin Johanna Dohnal. Er ist ein Film über die Geschichte der Frauenpolitik in der zweiten Republik. Derflinger verweist auf Dohnals aktionistischen, pragmatischen Basis-Feminimus: Dohnal lud zu Sprechstunden in Kaufhäusern, um von den Frauen von ihren Problemen zu erfahren, sie organisierte Kampagnen wie „Werklfrau und Schlossermädl“ oder „Mädchen können mehr", um mehr Frauen in technische Berufe zu bringen.

Mit der Frauenministerin Johanna Dohnal kamen Errungenschaften in die österreichische Politik, die heute als selbstverständlich erscheinen, im Österreich der späten 70er jedoch erst noch erkämpft werden mussten; etwa Mutterschutz für gewerblich selbstständige Frauen und Bäuerinnen, die Anerkennung des Tatbestands „Vergewaltigung in der Ehe“ oder das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz.

Lehren

Die Regisseurin, Sabine Derflinger, erzählte nach der Aufführung was sie sich von der Dohnal abgeschaut hat: komplexe Sachverhalte einfach zu erklären und klar zu argumentieren. Frauen aus dem Publikum schilderten, wie das Wirken Dohnals ihr Leben beeinflusst hat: Eine Kinobesucherin war mit einem Ausländer verheiratet gewesen; noch zu Beginn der 1980er Jahre hatten Kinder zwingend die Staatsbürgerschaft des Vaters erhalten; erst als Johanna Dohnal im Jahr 1983 die Novellierung des Staatsbürgerschaftsrechtes durchsetzte, war es möglich, dass Kinder auch die Staatsbürgerschaft der Mütter erhielten. „Von da an hat die Dohnal mich mein ganzes Leben begleitet.“

Eine andere Frau erzählte, als Alleinerzieherin habe auch sie Johanna Dohnal viel zu verdanken. Man stelle sich vor: bis 1989 war für uneheliche Kinder Alleinerziehender die Bezirksverwaltungsbehörde Amtsvormund – erst nachher konnte die Mutter selbst als Vormund fungieren.

Laut-sein

Dohnal hatte Rückendeckung ihres Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ): 1979 hatte Kreisky – bisher unüblich – vier Staatssekretärinnen angelobt – Johanna Dohnal war für Frauenfragen zuständig. Da war sie schon seit zehn Jahren in der Politik – sie hatte das Handwerk von der Pike auf gelernt. Und diese Erfahrung tat not, auch innerparteilich. In einer Szene des Films ruft Kreisky auf einem bis zu letzten Platz gefüllten Dorfplatz die Frauen auf, selbst tätig zu werden: „Ihr müsst selbst zu eurem Recht greifen, wenn ihr das nicht tut, wird es auch in der Partei schwierig.“

Trotz Dohnals Erfahrenheit und dem Rückhalt durch die Frauen zeigte sich später, was Kreisky gemeint hatte: Als Franz Vranitzky (SPÖ) im Jahr 1995 die Regierung bildete, fand er für Dohnal keinen Platz mehr – seine Rechtfertigung dafür fällt im Film eher mau aus.

Doch wie sieht es mit dem Erbe von Dohnal aus? Auf die Frage, ob es nachher noch Politikerinnen gegeben habe, die ähnliches geleistet haben, folgt aus dem Publikum Gelächter. Lernen könne man von Dohnal, dass „Leisetreten immer noch ein Fehler war“, wie eine Zuseherin anmerkt. Die Regisseurin ergänzt, dass Frauenpolitik momentan bedauerlicherweise nur im Kino stattfinde – aber die Zeit zum „Laut-Sein“ komme wieder; auf der Straße brodle es bereits.

Sisters Lumiere
Widerstandskino

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