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Musik

Herbert Pixner und der Teufel

Dienstag, 11. Februar 2014
Herbert Pixner gilt als der junge Wilde der Volksmusik. Seine Symbiose aus alpenländischer Volksmusik, Jazz, Blues und Rock 'n' Roll füllt Hallen. Im Gespräch mit dieZeitschrift erzählt er, wie es dazu kam, dass er kaum probt, warum er nie im Musikantenstadl auftreten würde und was es mit dem Pakt mit dem Teufel auf sich hat.

Eigentlich wollte Herbert Pixner gar nicht berühmt werden. Der Bergbauernbub aus dem Passeiertal in Südtirol brachte sich das Spiel auf der diatonischen Harmonika selbst bei, brach das Musikstudium in Klagenfurt ab und zählt heute mit seinem Herbert Pixner Projekt trotzdem zu den interessantesten Vertreten der alpenländischen Musikszene. Die vier Musikanten Herbert Pixner (diatonische Harmonika), Werner Unterlercher (Kontrabass), Heidi Pixner (Tiroler Volksharfe) und Manuel Randi (Gitarre) vereinen Virtuosität mit überbordender Lust an Grenzüberschreitungen. In den Stücken hört man das gesamte Leben, zwischen wild und sentimental.

dieZeitschrift: Sie werden als junger Wilder der Volksmusik bezeichnet, finden Sie sich in der Beschreibung wieder?

HP (lacht): Nein, bin ich nicht mehr so jung und auch nicht wild. Ich mache meine Musik nur anders als die Anderen. Ich bin stur, faul und ehrgeizig. Ich mag nichts Lauwarmes. Wenn ich etwas mache, dann richtig, auch wenn es manchmal nach hinten los geht.

dieZeitschrift: Warum ist Ihre Musik anders?

HP: Wir sind zu viert unterwegs, meine Schwester Heidi spielt Tiroler Volksharfe, Werner Unterlercher Kontrabass und Manuel Randi Gipsy-, Flamenco- und E-Gitarre. Jeder Musiker bringt sich mit seiner Stilrichtung ein, von Blues über Jazz bis hin zum Rock 'n' Roll.

Anfangs war es ein Gaudiprojekt. Ich habe studiert und unterrichtet und dann meine ersten eigenen Stücke am Instrument „gemacht“. Wir spielten bei Hochzeiten, auf Geburtstagsfeiern, Bankeneröffnungen und Straßenfesten. 2007 kam die erste „richtige“ Konzertanfrage. Es hat viel Spaß gemacht Stücke ganz bewusst vorzuspielen und nicht nur als Rahmenprogramm aufzutreten. So kann man zu den Stücken ihre jeweilige Geschichte erzählen.

Leckmicha Marsch

Herbert Pixner Projekt, Harmonika, Volksmusik
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dieZeitschrift: Ihre Titel haben interessante Namen, wie ist etwa der Leckmicha Marsch entstanden?

HP: Leckmicha ist eine ganz kleine Ortschaft in Südböhmen. So klein, dass sie auf keinem Atlas zu finden ist. Bei mir zu Hause, im Passeiertal, lebte vor 20 Jahren eine Bedienung aus Leckmicha. Ich war von ihr sehr angetan und habe viele Tage und Nächte am Tresen verbracht, um sie rumzukriegen. Aber ich bekam einen Korb. Und da das Mädchen aus Lechmicha kam, hab ich ihr den Marsch gewidmet.

dieZeitschrift: War es Ihnen ein Anliegen die Harmonika von ihrem Schunkelimage zu befreien?

HP: Nein. Es ist einfach passiert. Ich wollte nie etwas revolutionieren. Ich probiere gerne Neues am Instrument aus, kombiniere Eigenes mit Jazz und Blues, spiele aber auch traditionelle Musik. Wir improvisieren viel. Wir lassen uns auf die Atmosphäre und die eigene Stimmung ein. Deshalb klingt jedes Konzert anders.

dieZeitschrift: Apropos Blues und Jazz. Waren Sie schon in den USA?

HP: Ja, allerdings nicht auf Konzerttour. Ich war drei Monate lang Barmusiker in einer bairischen Bierbrauerei in Vaile, Colorado. Es war eine „Ich war jung ich brauchte das Geld“-Aktion. Ich spielte 100 Tage hintereinander, außer am Superball Sunday, da war frei.

dieZeitschrift: Würden Sie jemals im Musikantenstadl oder bei Carmen Nebel auftreten?

HP: Nein, ich weigere mich strickt dort zu spielen. Wir wollen das Kleine und das Handgemachte forcieren.

dieZeitschrift: Was verstehen sie unter handgemachter Musik?

HP: Das ist doppelsinnig; wir spielen alle auf handgemachten Instrumenten und brauchen alle beide Hände zum Spielen. Wir verzichten auf elektronische Helferlein, die im Hintergrund mitlaufen. Wir musizieren ohne Sicherheitsnetz und doppelten Boden. Bei uns kann ein Stück auch abstürzen. Das Handwerk steht im Vordergrund und nicht die Show, es gibt keine Kraneinhebungen mit der Harmonika.

dieZeitschrift: Was ist das faszinierende an der Harmonika?

HP: Es gibt kaum ein anderes Instrument mit dem man so schnell lernen kann ein Stück zu spielen: Zug und Druck, eine andere Tonart und man hat bald ein Erfolgserlebnis. Für mich ist es spannend das Instrument auszureizen und an seine Grenzen zu gehen. Ich mag Akkordabfolgen die nicht den gewöhnlichen Rastern und nicht den traditionellen Klangvorstellungen entsprechen. Ich experimentiere sehr gerne, obwohl die Harmonika beschränkte Möglichkeiten hat.

Morgenrot und Hiatabua

Herbert Pixner Projekt, Harmonika, Volksmusik
H. Pixner

dieZeitschrift: Wie reizen Sie die Harmonika aus?

HP: Ich habe eine Idee im Kopf und komme dann drauf, das geht nicht auf der Harmonika. Es gibt Musikanten, die lassen sich Harmonikas anfertigen mit allen möglichen Halbtönen und Umbauten. Ich spiele auf einer ganz normalen 0815-Harmonika, die in jedem Buschenschank stehen kann. Wenn man die Töne nicht schafft, muss man halt mit anderen Stilmitteln arbeiten und schauen, dass ein g'scheites Stück herauskommt.

dieZeitschrift: Was inspiriert Sie?

HP: Ich hatte nie ein Konzept oder einen Plan. Ich bin keinem Trend gefolgt. Ich mache Musik mit der ich mich identifizieren kann. Früher war die Inspiration die Alm, später auch Menschen und Musiker, bestimmte Lebensumstände und Erfahrungen. Das ganze Leben fließt mit ein. Wenn jemand unsere Musik hört, dann hört er auch unser ganzes Leben.

dieZeitschrift: Sie haben 15 Sommer als Senner auf der Alm verbracht. In welchen Lieder hört man Ihre Abenteuer?

HP: Auf meine Erlebnisse auf der Alm nehmen zwei Lieder Bezug: „Morgenrot“ beschreibt einen Sonnenaufgang auf dem Berggipfel. Das zweite Lied „Hiatabua“ behandelt die alpenländische Sage vom „Sennentuntschi“: Drei Senner basteln sich eine Puppe, die dann lebendig wird und alles möglich mit den Hirten auf der Alm macht. Beim Almabtrieb wollen sie die verdorbene Puppe nicht mit ins Tal nehmen. Die Puppe rächt sich, indem sie die drei Senner umbringt, häutet und auf das Hüttendach nagelt. Das Lied ist eine eine Rockballade, die etwas wilder ausgefallen ist mit diatonischer Harmonika, E-Gitarre, Harfe und Bass.

dieZeitschrift: Stimmt das Gerücht, dass ihr nicht probt?

HP: Bei uns gibt es nur ein oder zwei Proben im Jahr, bevor wir ins Studio gehen. Der Rest passiert auf der Bühne. Vielleicht sind wir ein bisschen faul, und dazu kommt der Zeitfaktor, weil wir soviel unterwegs sind und jeder von uns auch andere Projekte hat. Wir kennen uns privat und musikalisch sehr gut und daher funktioniert es auch ohne Proben.

dieZeitschrift: Warum gibt es bei Euch keine Texte?

HP: Wir könnten singen, wenn wir wollten. Unsere Musik braucht keinen Text. Ich freue mich, wenn die Zuhörer sich selbst ein Bild im Kopf malen können.

dieZeitschrift: Wer hört Ihre Musik?

HP: Wir haben ein buntes Publikum und das freut uns: Vom Klassikabonnenten bis zum Volksmusikfan im Dirndl, vom Jazzliebhaber bis zum Rastafari.

Tiroler Blueser

Herbert Pixner Projekt, Harmonika, Volksmusik
Christian Stricker

dieZeitschrift: Gibt es noch andere Projekte?

HP: Momentan komponiere ich die Musik für das Theaterstück „Alpenvorland“. Premiere ist am 2. März im Tiroler Landestheater. Der Regisseur gab mir freie Hand und ich tobe mich richtig aus, experimentiere mit Harmonika, Elektronik, Samples und neuen Klängen.

Davor habe ich die Musik zum Bluesical „Stirb langsam Brandner“ gemacht und die Hauptrolle des echten Tiroler Bluesers Brandner gespielt. Er verkauft seine Seele dem Teufel, der verspricht, ihn groß herauszubringen. Dafür muss der Brandner so seichte Musik spielen, das er immer mindestens zwei Zuhörer hat. Sonst muss er sterben. Als er seiner Geliebten ein Soloständchen bringt, sterben beide.

Dieses Stück entstand vor drei Jahren. Als Antwort auf die ganz großen Plattenfirmen die bei uns angeklopft haben und meinten, sie wären die Mutter Theresa und sie würden uns ganz groß herausbringen. Wir haben das natürlich abgelehnt.

Der Teufel

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dieZeitschrift: Bluesmusiker gehen der Legende nach ebenfalls oft einen Pakt mit dem Teufel ein. Würden Sie mit dem Teufel einen Pakt eingehen?

HP: Es gibt mehrere Teufelarten und es käme auf den Deal des Teufels drauf an. Im Falle des Bluesbrandner würde ich auf den Deal nicht eingehen.

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