„Ich mag deine Ideen sehr! Sie sind wirklich lustig. Der Name ist Programm,“ hat eine Frau auf ihre Feedback-Seite geschrieben. Es ist anzunehmen, dass Regina Lustig Wortspiele mit ihrem Namen gewöhnt ist, aber er passt auch wirklich gut zu ihrer Tätigkeit. Die Wienerin stellt seit mehr als sechs Jahren hauptberuflich Gegenstände aus Abfall her, schreibt darüber Anleitungen in Form von E-Books und veranstaltet Workshops für Kinder und Erwachsene.
Sie macht aus alten Globen Blumentöpfe, aus Saftpackungen Taschen, Schraubverschlüsse verwandeln sich in ihren geschickten Händen zu Quallen, Plastikstoppel erwachen als Hüpfspinnen, Kakteen oder Tierkreiszeichen zu neuem Leben. Und in ihrer Werkstatt in Wien-Ottakring hängt ein riesiger Lampenschirm aus Petflaschen.
„Im Urwald würde ich die Sachen von dort verarbeiten“
„Wenn ich im Urwald leben würde, würde ich Sachen verarbeiten, die es dort gibt. Ich lebe aber hier und der Mist ist auch hier. Ich finde es nicht toll, dass das Zeug produziert wird, aber es ist einfach vorhanden,“ sagt Lustig. Obwohl, ursprünglich sei der Recycling-Gedanke noch gar nicht da gewesen. „Ich habe eine Goldschmiedelehre gemacht, aber bald war mir das Material zu eingeschränkt. Ich verwendete ausschließlich Metall und Steine, da kann man nur gewisse Sachen machen.“
Lustig arbeitete noch in verschiedensten Berufsfeldern, unter anderem in einem Architekturbüro, im Umweltschutz und für ein Berufsorientierungs-Projekt. Mit jeder ihrer Tätigkeiten eignete sie sich Fachwissen an, das ihr heute zugute kommt. „Ich finde es spannend, die Dinge, die uns umgeben, aus dem Zusammenhang herauszunehmen und etwas ganz Anderes daraus zu machen. Verpackungen haben eine Botschaft, Fundstücke eine Vorgeschichte.“
Sie greift in ein Regal und holt eine rosarote Weichspülflasche hervor und dreht sie um. Die Flasche hat sich in ein Schwein verwandelt. „Wenn ich es drehe, ist es ganz etwas Anderes, aber man erkennt die Herkunft des Gegenstandes trotzdem noch. Das ist auch das Know-How, das ich in meinen Kursen weitergeben möchte. Nämlich, dass man Dinge auch anders sehen und etwas Neues entstehen lassen kann und nicht alles kaufen muss.“
„Kinder sehen in der Klopapierrolle gleich ein Düsenfahrzeug“
Für ihre Nachbarn hat sie im Hof eine Tonne aufgestellt, in der sie den Abfall werfen, den Lustig gerade brauchen kann. Für ihre Workshops bringen die Teilnehmer das Material selber mit. „Ich verwende in meinen Kursen nur Sachen, die man leicht sammeln kann. Mich haben schon Mütter gefragt, was sie kaufen sollen, damit sie genug Mist für den Workshop haben. Aber das ist der falsche Ansatz.“
Dabei ist ihr der Umweltgedanke erst während des Tuns gekommen. „Im Kinder- und Jugendbereich ist meist kaum Geld, da waren immer alle dankbar, dass das Material nichts gekostet hat.“ Kinder, so sagt sie, würden mit den Abfällen völlig wertfrei umgehen. „Die sehen in der Klopapierrolle gleich ein Düsenfahrzeug.“
Nicht alle Erwachsenen hätten diesen natürlichen Zugang, aber „aus dem Haufen Mist wird schnell Rohstoff, wenn die Leute damit arbeiten oder Materialien tauschen. Am Ende steigen sie völlig unbekümmert in einen Container und holen das Zeug einfach raus.“
Informationen über Workshops und E-Books:
www.regina-lustig.com