Social Media

„Instagram kommt immer mehr in mein reales Leben“

Montag, 7. April 2014
Die Wienerin Marion Vicenta Payr hat auf der Foto-Plattform Instagram unter ihrem Pseudonym Lady Venom mittlerweile mehr als 260.000 Follower. Im Interview mit dieZeitschrift erzählt sie, wie es ihr gelungen ist, auf diesem Social Media-Kanal so erfolgreich zu werden.
Lady Venom
Instagram-Foto von Lady Venom

dieZeitschrift.at: Wie funktioniert Instagram im Gegensatz zu anderen Social-Media-Platformen?

Instagram ist eigentlich die erste richtige Fotocommunity für Social Media. Es hat sich als visuelles Tagebuch für Menschen etabliert. Jeder hat seinen eigenen Blick auf die Welt, der eine fotografiert Essen, der andere fotografiert seinen Fitnesswerdegang. Und viele nutzen Instagram mittlerweile als künstlerischen Ausdruck.

dieZeitschrift.at: Was ist der Unterschied zu Pinterest?

Lady Venom: Bei Pinterest werden meistens Fotos reingestellt, die man im Internet findet, und bei Instagram postet man seine eigenen Fotos. Das ist der wesentliche Unterschied.

dieZeitschrift.at: Hat Instagram die Rechte auf die hoch geladenen Fotos?

Lady Venom: Das hat Instagram probiert. Es ist ja letztes Jahr von Facebook aufgekauft worden. Daraufhin haben sie sehr schnell versucht, die Nutzerbedingungen so anzupassen, dass du deine Rechte abgibst wie bei Facebook. Doch da gab es einen Aufschrei. Professionelle Fotografen haben damit gedroht, dass Instagram dann für sie gestorben sei. Instagram hat nachgegeben, die Rechte gehören weiterhin den Nutzen.

dieZeitschrift.at: Wieviele Fotos hast du zur Zeit auf Instagram?

Lady Venom: Knapp über tausend Fotos und fünf Videos. Zuerst ging es nur um Fotos, dann haben sie auch eine Videofunktion eingeführt. Diese hat sich aber noch nicht richtig etabliert.

„Die Community wächst in Wien sehr stark“

Lady Venom
Instagram-Foto von Lady Venom

dieZeitschrift.at: Du hast aktuell über 263.000 Follower auf Instagram. Wie hast du das geschafft?

Lady Venom: Durch Zufall. Da gibt es kein Erfolgsrezept. Ich weiß gar nicht, wie es genau passiert ist. Ich war ungefähr ein Jahr dabei. Anfang 2012 hab ich dann ein E-Mail von Instagram bekommen, dass ich auf der sogenannten Suggested-User-Liste bin. Das heißt, dein Profil wird Leuten vorgeschlagen, die sich neu registrieren. Jeden Tag melden sich einige tausend Menschen neu bei Instagram an. Gefällt jemandem dein Profil, dann folgen sie dir halt. Auf dieser Liste war ich dann eine ganze Weile, und seit einem halben Jahr geht es immer auf und ab. Eine Woche bin ich drauf, dann wieder weg und dann wieder drauf. Ich glaube, es gibt mittlerweile einen Automatismus, der das ganze steuert. Aber da lässt sich Instagram nicht in die Karten schauen.

dieZeitschrift.at: Du hattest mit fünf anderen Instagram-Fotografen letzten Monat eine Ausstellung.

Lady Venom: Ja, das war im West 46 im siebten Bezirk. Wir haben uns immer wieder zum kennenlernen und vernetzen getroffen. Und letztes Jahr war die erste Ausstellung von einigen Instagramers Vienna-Mitgliedern. Für diese zweite Instagram-Ausstellung haben wir etwa drei Monate vorbereitet und dann zu sechst ausgestellt. Mit dem Ziel, das Digitale ins Analoge zu bringen und die Bekanntheit von Instagram in Wien zu steigern. Die Community wächst in Wien – und generell Europa – gerade sehr stark.

„Mittlerweile kommen Firmen auf mich zu“

Lady Venom
Instagram-Foto von Lady Venom

dieZeitschrift.at: Womit fotografierst du?

Lady Venom: Ausschließlich mit dem iPhone. Das ist auch der Grundgedanke, darum heißt es Instragram. Du machst ein Foto mit deiner Kamera und lädst es sofort hoch. Es gibt viele Profi-Fotografen, die laden ihre Spiegelreflexfotos auf ihr Handy und von dort hoch – das hat auch seinen Reiz, aber ich setze lieber auf die mobile Fotografie.

dieZeitschrift.at: Bearbeitest du deine Fotos?

Lady Venom: Am Anfang hab ich ein Foto gemacht, hochgeladen und einen Instragramfilter drübergelegt, aber irgendwann wird das langweilig. Diese Filter machen immer das gleiche, die kann man irgendwann nicht mehr sehen. Dann hab ich viele Apps heruntergeladen, mit denen man Fotos nachbearbeiten kann und mittlerweile auch meine Favoriten gefunden. Die Handy-Fotos sehen dann zum Teil auch qualitativ sehr hochwertig aus.

dieZeitschrift.at: Hat sich etwas in deinem beruflichen Leben durch Instagram verändert?

Lady Venom: Nicht wirklich. Natürlich gibt es Firmen, die mittlerweile auf mich zukommen. Einfach als Firma einen Account bei so einer Plattform öffnen und Fotos zu posten reicht nicht. Unternehmen brauchen Leute mit einer größeren Reichweite, die ihren Content teilen. Firmen schicken mir beispielsweise Produkte zum Testen oder geben mir auch Fotoaufträge.

„In Österreich habe ich etwa 10.000 Follower“

Instagram-Foto von Lady Venom

dieZeitschrift.at: Du verdienst noch nichts mit Instagram, aber du kriegst ab und zu ein paar Goodies?

Lady Venom: Ja, genau. Vom Verdienen bin ich noch weit entfernt. In Amerika gibt es tatsächlich schon Instagramer, die davon leben. Das ist dort wie Bloggen, nur dass die auf Instagram posten. Die bekommen von Firmen Aufträge.

dieZeitschrift.at: Hast du die meisten Follower in Österreich?

Lady Venom: Nein, in den USA. Als ich Anfang 2011 bei Instagram eingestiegen bin, wurde Instagram noch hauptsächlich in den USA genutzt. An zweiter Stelle liegen bei mir Follower aus Brasilien, dann kommt Deutschland. In Österreich habe ich etwa 10.000 Follower.

dieZeitschrift.at: Wie gut liegt Instagram im Gegensatz zu anderen Social-Media-Kanälen?

Lady Venom: Kann ich nicht sagen. Es gibt keine ausgewiesenen Nutzungszahlen von Österreich. International weiß man, dass Instagram Twitter mittlerweile überholt hat, nicht von der Nutzerzahl, sonder von der Nutzungsdauer und Häufigkeit, was für eine App auch wichtiger und relevanter ist. Pro Tag werden 60 Millionen Bilder hochgeladen. Instagram wird alles dafür tun, das zu Geld zu machen. Instagram hat letztes Jahr damit angefangen, in Amerika Werbung zu verkaufen. Jetzt haben sie angekündigt, dass sie das in Europa auch wollen, aber da sind sie noch ganz in den Kinderschuhen.

„Ich bin gar nicht so ein Social-Media-Junkie“

dieZeitschrift.at: Wie kommst du zu deinem Namen Lady Venom?*

Lady Venom: Das ist ein Überbleibsel aus alten Zeiten, das ist der Titel aus einem Hiphop-Lied aus den Neunzigern. Im Nachhinein hätte ich lieber etwas positiveres ausgewählt, denn Venom heißt ja Gift.

dieZeitschrift.at: Was sind deine Themen beim Fotografieren?

Lady Venom: Ich fotografiere Stadtszenen, hauptsächlich in Wien. Außerdem Natur und Landschaft. Mittlerweile versuche ich, mehr Menschen zu fotografieren. Man muss seinen Blickwinkel erweitern. Symmetrie mag ich auch sehr gerne.

dieZeitschrift.at: Auf welchen SM-Kanälen bist du sonst noch unterwegs?

Lady Venom: Ich bin auf Facebook und auf Twitter. Aber eher passiv als aktiv. Ich bin gar nicht so ein Social-Media-Junkie.

dieZeitschrift.at: Geht es dir um das Fotografieren?

Lady Venom: Es geht schon auch sehr stark ums Vernetzen. Es ist spannend, vielen Menschen auf der ganzen Welt zu folgen. Mittlerweile kommt Instagram immer mehr in mein reales Leben. Über Instagram habe ich mittlerweile echte Freunde gefunden, es geht also letztlich schon um viel mehr als nur Fotografieren. Aber die Freude an der Fotografie schweißt uns zusammen.

instagram.com/ladyvenom

www.facebook.com/Ldvnm

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