Meistens passt Michael Dufek auf, dass es im Wiener Luftraum keine Flugzeugkollisionen gibt. Er arbeitet bei der Flugsicherung in Schwechat. In seiner Freizeit zeichnet er Cartoons.
Eigentlich hat er schon immer gezeichnet: Im Gymnasium seine Mitschüler, Lehrer und den Direktor und beim Bundesheer seinen Vorgesetzten. Nur beim Kurzaufenthalt auf der Uni zeichnete er kaum. Er brach sein Studium ab, weil ihm dort einfach zu viele Leute waren. Große Menschenansammlungen mag er nicht. Da kam ihm der Job bei der Flugsicherung gerade recht. Der Schichtdienst taugt ihm. Er arbeitet gerne am Samstag Abend und hat dafür gerne Dienstag frei. Nebenbei zeichnet er.
Obwohl er als Kabarettist durchaus Karriere hätte machen können. Schon bei seinem ersten Auftritt gab es doppelt so viele Ticketanfragen wie Sitzplätze. „Ich bekam Angebote aus Tirol, aus dem Waldviertel, sogar aus Bayern. Aber ich dachte mir, das ist überhaupt nicht meines, immer irgendwo hinfahren zu müssen, das ist ja anstrengend. Ich bin Cartoonist geworden, weil ich zu faul war, um Kabarettist zu sein. Aber wenn ich gewusst hätte, dass ich jetzt wöchentlich fünf Cartoons zeichnen muss, hätte ich es mir überlegt.“ Er lacht.
Das Wunder
Er meint, es sei ein Wunder, dass seine Cartoons jetzt als Buch erschienen sind. „Ich kann nicht besonders gut zeichnen und ich wollte nie als Cartoonist Karriere machen,“ sagt Michael. „Ich habe sie für meine Freunde gezeichnet“. Trotzdem lud er die Zeichnungen auf seiner Webseite hoch.
Doch kaum jemand fand seine Zeichnungen. „Alle zwei Jahre bekam ich ein Mail, dass jemanden meine Cartoons gefallen. Das änderte sich, als ich in die Facebook-Falle getappt bin. Eigentlich habe ich mich nur angemeldet, weil meine Freunde die Fotos ihrer Kinder hochgeladen haben. Die wollte ich sehen.“
Der Text ist ein Fake
Michael begann, seine Cartoons auf Facebook hochzuladen. „Anfangs war es schleppend. Es dauerte lange, bis ich 2.267 Fans hatte.“ Der erste Durchbruch gelang „weil das Wochenmagazin profil einen Cartoon abdruckte, allerdings ohne mich zu fragen. Wir einigten uns darauf, dass profil den Cartoon auf ihrer Facebook-Seite postet.“ Die Zeichnung wurde über 700 mal geteilt.
Daraufhin fragte das Süddeutsche Zeitung Magazin an und verlinkten auf seine Facebook-Seite.
Auch H.C. Strache scheint ein Cartoon gefallen zu haben. Michael hatte zehn Punkte aufgeschrieben, die Frank Stronach für Österreich plant: Abgeordnete, die ÖBB, Reinhard Fendrich, die Steiermark, die Kronenzeitung kaufen und alles wieder gewinnbringend zu verkaufen. Strache lud den Cartoon in seiner Timeline hoch, ohne Michael um Erlaubnis zu fragen. „Ich verzichtete darauf ihn zu verklagen. Der wahre Gewinn waren die Kommentare seiner Fans: man diskutierte ernsthaft darüber, ob der Text ein Fake sei.“
Der Durchbruch
Letztes Jahr, in der Adventszeit lud er einen Cartoon übers Punsch trinken hoch. Mehr als 250.000 Leute sahen die Zeichnung. „Das war mein Durchbruch.“ Die Kommentare, die vielen hundert Likes unter den Cartoons bringen ihm zwar kein Geld ein, aber viel Freude.
Über Facebook kam auch der Kontakt zum Holzbaum Verlag, bei dem vor einigen Tagen sein Buch „Modern Stalking“ erschienen ist. „Ich bin ein Kind der 80er-Jahre und ich habe die Band Modern Talking wirklich nicht gemocht. Hätte es Facebook in den 80ern gegeben, hätte es wohl Modern Stalking geheißen.“
Das Vorwort zum Buch hat Robert Stachel, einer der Mascheks, geschrieben. „Die Idee kam mir, denn zu Oliver Ottitschs Buch „Kopf hoch“ hat Haderer das Vorwort geschrieben, und zu Jürgen Marschals Publikation „Der uralte Vogeltraum“ Dirk Stermann. „Also fragte ich bei Robert Stachel an, und der sagte zu. Es ist mir eine Ehre, dass ein Maschek für mich, den unbekannten Cartoonisten, einen Text geschrieben hat.“
In der Galerie der Komischen Künste im Museumsquartier sind seine Cartoons ausgestellt und man könnte sie kaufen. „Ich habe die Preise pro Cartoon auf 250 Euro festgelegt. Natürlich kauft sie keiner. Ich gebe meine Cartoons nicht gerne her. Eigentlich habe ich bis auf ganz wenige noch kein Original aus der Hand gegeben.“ Gut, dass sie jetzt als Buch zum Preis von 9,95 Euro erschienen sind.
Michael Dufek: Modern Stalking
96 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-9029800-9-0
Euro 9,95
Bestellen bei: Holzbaum Verlag